Bürgenstock

Bürgenstock: Schweiz gibt «ausgezeichnete Visitenkarte» ab

Nicola Aerschmann
Nicola Aerschmann

Nidwalden,

Auf dem Bürgenstock trafen sich zahlreiche Toppolitiker zum Ukraine-Gipfel. Inhaltlich blieben die Ergebnisse überschaubar – die Schweiz erhält jedoch Lob.

Bürgenstock
Viola Amherd und Wolodymyr Selensky haben bei der Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock offenbar eher billigen Wein getrunken. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Schweiz richtete am Wochenende die Ukraine-Konferenz aus.
  • Experten heben die Organisation des Gipfels hervor – die Resultate überzeugen weniger.
  • Die Tourismusregion könnte vom Treffen profitieren – aber wohl nur in geringem Ausmass.

Die Ukraine-Konferenz auf dem Bürgenstock ist Geschichte. Am vergangenen Wochenende trafen sich hochrangige Politiker aus über 90 Staaten im Kanton Nidwalden.

Der mit Spannung erwartete Gipfel brachte schliesslich eine gemeinsame Erklärung hervor. Diese wurde zwar nicht von allen Teilnehmerländern unterzeichnet, aber immerhin 80 von 93 Staaten stimmten ihr zu. Unter anderem die Brics-Staaten wie Indien oder Brasilien lehnten das Papier ab.

Wie kann man die Ergebnisse der Konferenz also einordnen? Und was bedeutet das Treffen für die Rolle der Schweiz?

Inhalte lassen zu wünschen übrig – Organisation top

Laut Polit-Analyst Mark Balsiger kann man schon die Anwesenheit von so vielen Staaten als Erfolg verbuchen. Insbesondere auch, weil der Kreml «mit erheblichem Aufwand» versucht habe, andere Staaten von einer Teilnahme abzubringen.

Was dann aber die tatsächlichen Ergebnisse angeht, dürfte die Konferenz eher wenig bringen. Balsiger sagt zu Nau.ch: «Es hätte eine Ankündigung gebraucht, bald einen zweiten Gipfel durchzuführen, an dem ambitionierte Ziele besprochen werden.»

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj konnte zwar seine Haltung nochmals deutlich machen, so Balsiger. Aber: «Für den Frieden bräuchte es die Zustimmung beider Lager. Von Wladimir Putin ist das leider bis auf Weiteres nicht zu erwarten.»

Amherd erhält nach Bürgenstock Lob

Der Schweiz stellt Balsiger in jedem Fall ein gutes Zeugnis aus. Er betont, dass die Durchführung der Konferenz eine «Herkulesaufgabe» gewesen sei. Aussendepartement, Militär und Polizei hätten den Anlass gut über die Bühne gebracht. «Damit hinterlässt die Schweiz eine ausgezeichnete Visitenkarte», so der Experte.

Speziell die Rolle von Bundespräsidentin Viola Amherd dürfte bei einem allfälligen Rücktritt positiv gewürdigt werden. Balsiger führt aus: «Sie war Gastgeberin und hat diese Rolle sympathisch besetzt.» Das gelte zwar auch für Aussenminister Ignazio Cassis, allerdings habe er halt nur die Nummer zwei dargestellt.

War es sinnvoll, eine Ukraine-Konferenz in der Schweiz zu organisieren?

Die Schweiz ist bekannt für ihre Neutralität. Es gibt im Zusammenhang mit dem Gipfel auf dem Bürgenstock auch viel Kritik, was das angeht. Vor allem die Nichteinladung Russlands wurde und wird kritisiert.

Mit der Konferenz in Nidwalden knüpfe die Schweiz aber an ihre bekannte Rolle des neutralen Vermittlers an, sagt Balsiger. Ob es sich um eine Verletzung der Neutralität handelt, ist letztlich eine Frage der Perspektive: «Aus dem nationalkonservativen Lager kommt natürlich Kritik, weil es Neutralität anders beurteilt.»

Schweizer Tourismus profitiert nur wenig

Klar ist: Der Bürgenstock war einige Tage lang im Fokus der internationalen Öffentlichkeit. Rund 500 nationale und internationale Journalisten waren vor Ort und zeigten ihren Lesern oder Zuschauern Bilder aus dem Kanton Nidwalden. Ein Segen für den dortigen Tourismus also?

Jürg Stettler von der Hochschule Luzern sagt gegenüber Nau.ch, die Konferenz habe den Bürgenstock und die Schweiz tatsächlich bekannter gemacht. Und weiter: «Daher kann es sein, dass, wenn jemand die Schweiz besucht, sich vielleicht überlegt, einen Ausflug auf den Bürgenstock zu machen.»

Ukraine Krieg Bürgenstock
Ein sehenswerter Ausblick auf den Bürgenstock, wo eine Konferenz zum Ukraine-Krieg stattfand: Solche Bilder machen Eindruck – ziehen aber wohl nur wenige Touristen an. - dpa

Allerdings dürften insgesamt nur wenige Leute wegen der Konferenz in die Schweiz oder auf dem Bürgenstock kommen und dort übernachten. Letztlich wissen laut Stettler wohl viele Zuschauer oder Zuhörer auch nach der Konferenz nicht, wo dieser Bürgenstock genau liegt.

Am ehesten dürfte der Gipfel bei anderen Veranstaltern einen guten Eindruck hinterlassen haben. Diese könnten nun den Bürgenstock als möglichen Austragungsort ins Auge fassen, so Stettler. «Das ist eine sehr spezifische, aber für den Bürgenstock durchaus interessante und relevante Zielgruppe.»

In dieser Hinsicht ist der reibungslose Ablauf der Konferenz durchaus ein wichtiges Signal. Das Treffen mit vielen Teilnehmern musste innerhalb kurzer Zeit organisiert werden. Stettler lobt: «Die Konferenz bestätigt damit den guten Ruf der Schweiz.»

Kommentare

User #1707 (nicht angemeldet)

Ausser der svp haben alle in der schweiz verstanden worum es geht in der Ukraine, excellent job Frau Amherd, eine schweizerin die das herz an der exact richtigen stelle hat, das braucht die schweiz von heute!!

User #5947 (nicht angemeldet)

Eigenes Lob, das stinkt.

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