Caritas Bern entlässt 115 Personen auf Ende 2020

Brendan Bühler
Brendan Bühler

Bern,

Ende März kam der Schock: Caritas Bern muss massiv Stellen abbauen. Doch rund ein halbes Jahr später zeigt sich, dass es noch schlimmer kommt.

Asylunterkunft Ukraine Krieg
Viele Kantone und Gemeinden schlagen Alarm, weil die Asylunterkünfte bald voll sind. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Caritas Bern hat den Zuschlag für die Flüchtlingsbetreuung nicht erhalten.
  • Ein halbes Jahr später zeigt sich, dass noch drastischere Massnahmen hermüssen.
  • Voraussichtlich 115 von 140 Personen verlieren in der Folge ihren Job.

Im März 2019 kam die Schockmeldung für Caritas Bern. Das Hilfswerk erhielt den Zuschlag für die operative Gesamtverantwortung für die Aufgaben im Asyl- und Flüchtlingsbereich nicht.

Das Hilfswerk hatte sich für die Flüchtlingsbetreuung in allen fünf ausgeschriebenen Regionen Berns beworben. Doch die Stadt Bern, das Schweizerische Rote Kreuz, ORS sowie Asyl Berner Oberland erhielten den Zuschlag.

Asylgesuche Flüchtlinge
Innenaufnahme des Durchgangszentrums für Flüchtlinge in Riggisberg BE. In der Schweiz lebten Ende Juni 2019 rund 60'000 anerkannte Flüchtlinge. - Keystone

Damals rechnete Caritas Bern noch mit 80 bis 90 Stellen, die entlassen werden müssen. Doch nun ist klar: Es trifft deutlich mehr Personen. Wie Naomi Kunz von Caritas Bern auf Anfrage mitteilt, geht man aktuell davon «dass rund 115 Mitarbeitende bis Ende 2020 vom entsprechenden Abbau betroffen sein werden».

Nur 25 Stellen bleiben der Caritas Bern erhalten

Demnach bleiben lediglich 25 der 140 Stellen «voraussichtlich» erhalten. 20 Prozent der Betroffenen sind «ältere» Menschen.

Laut Kunz ist der stetige Rückgang an Geflüchteten, die in die Schweiz kommen, jedoch kein zusätzlicher Grund. «Organisationen oder Hilfswerke wie Caritas, welche seit 20 Jahren in der Branche tätig sind, haben längst bewiesen, dass ihre Dienstleistungen schwankungstauglich ausgestaltet sind», so Kunz.

Die fünf verpassten Aufträge seien allein für die Entlassungen ausschlaggebend.

Caritas bern
Freiwillige helfen der Caritas und verteilen Lebensmittel. - Keystone

Laut dem Staatssekretariat für Migration nimmt die Zahl der Asylgesuche drastisch ab. Waren es 2015 noch fast 40'000, waren es 2018 noch um die 15'000. Bis im dritten Quartal 2019 wurden bisher etwas mehr als 10'000 Asylgesuche beantragt.

Preisdruck im Asylwesen steigt

Doch warum klappte es beim Ausschreiben der Caritas nicht? «Es ist sicher eine Tendenz beobachtbar, dass bei Leistungsaufträgen im Flüchtlingsbereich der Preisdruck steigt und immer mehr Risikoübernahme durch die Anbietenden gefordert wird», sagt Kunz.

Entsprechend werde es «für nicht-profitorientierte Hilfswerke tendenziell anspruchsvoller, solche Aufgaben zu übernehmen».

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