Caritas: Jeder zweite Auslandeinsatz wird gestrichen
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweizer Nothilfe-Organisation Cariatas streicht jedes zweite Einsatzland.
- Man müsse sich auf die wirklich Notleidenden konzentrieren, sagt Direktor Hugo Fasel.
- Gleichzeitig fordert Caritas von Bundesrat Cassis mehr Geld für Syrien.
Von 30 auf 15: Die Caritas halbiert die Anzahl Länder, in denen sie Projekte unterhält. Für Notleidende und Mitarbeiter ein empfindlicher Einschnitt. «Wir machen heute eine grössere Konzentration auf 15 statt 30 Länder. Dafür können wir in diesen Ländern effektiver helfen», erklärt Caritas-Direktor Hugo Fasel dem Bundeshausradio.
Gestrichen würden Länder, in welchen die humanitäre Krisensituation nicht mehr so schlimm sei. So zum Beispiel in Brasilien. Das Land könne die Projekte mittlerweile selber weiterführen, sagt Fasel.
Ausgerechnet Brasilien, wo ein besonders erfolgreiches Projekt nächste Woche mit einem Preis ausgezeichnet werden soll. Trotzdem: Der Schritt sei nötig, sagt Fasel. «Denn Caritas ist für jene Menschen da, welche humanitär und entwicklungspolitisch die grössten Bedürfnisse haben.»
Mehr Mittel für Krisenländer wie Syrien
Niemand soll bei der Konzentration seinen Job verlieren. Ein Sparprogramm sei diese Umstrukturierung nicht, betont der Caritas-Chef. Im Fokus stehe das Freimachen von Mittel für Krisenländer wie Syrien.
Dort hat Caritas Schweiz in den letzten acht Jahren 44 Millionen Franken eingesetzt, wie das Hilfswerk heute ebenfalls bekannt gab. Zwar würden die militärischen Aktivitäten langsam abnehmen.
Doch in Syrien herrscht noch immer Krieg. Das Land ist zerbombt, die Infrastruktur zerstört, das staatliche Bildungswesen vielerorts funktionsuntüchtig, es fehlt der Schutz vor Gewalt. 11,7 Millionen Menschen sind auf Hilfe angewiesen. Mehr als fünf Millionen Flüchtlinge sind in Nachbarländer geflüchtet.
Deshalb fordert Caritas: Die Schweiz soll helfen die Sozialhilfesysteme im Libanon und in Jordanien vor dem Kollaps zu bewahren. Denn diese Staaten seien enorm defizitär. Es brauche einen Ausbau der Investitionen in die Grund- und Berufsausbildung. Denn die Schulsysteme im Libanon und in Jordanien seien völlig überlastet.
Caritas will Hilfe zur Selbsthilfe
Caritas möchte weiter, dass die Schweiz Wissen im Bereich Bau weitergibt. Millionen von Gebäuden werden in Syrien neu gebaut werden müssen. Mit jährlich mindestens 20 Millionen Franken können Lehrkräfte bezahlt und Ausbildungszentren eingerichtet werden.
Das Geld dafür sei vorhanden: Die Entwicklungshilfe-Ausgaben sind in den letzten Jahren laufend gesunken, im Flüchtlingsbereich um fast 400 Millionen Franken. Caritas fordert Bundesrat Ignazio Cassis daher auf, diese ungenutzten Mittel beim Finanzdepartement einzufordern. Und sie in Syrien, im Libanon und in Jordanien einzusetzen.
In der Schweiz sind Asylgesuche von Syrern stark zurück gegangen, machen noch neun Prozent aller Asylgesuche aus. Diese erhalten nur eine «vorläufige Aufnahme». Caritas schlägt vor, dass diese 8000 Syrer als «anerkannte Flüchtlinge» gelten.