Chinesischer Studi wirft ETH Rassismus vor
An der ETH Zürich wird sich in Zukunft vermehrt gegen Spionage geschützt – zum möglichen Nachteil für Studierende aus China. Ein Studi meldet sich zu Wort.
Das Wichtigste in Kürze
- Die ETH Zürich ergreift strenge Massnahmen gegen Spionage.
- Studierende aus sanktionierten Ländern sollen ab sofort kontrolliert werden.
- Studis aus China fühlen sich dadurch besonders benachteiligt.
Die ETH Zürich hat Ende Oktober neue Zulassungsregeln eingeführt, die aufgrund von Spionagebedenken insbesondere chinesische Studierende einschränken.
Ab dem Masterstudium will die ETH Zürich nun die Bewerbungen einer Sicherheitsprüfung unterziehen, um Spionage an der Hochschule zu verhindern. Dies sei notwendig, da Universitäten ein beliebtes Ziel für die Ausforschung durch ausländische Nachrichtendienste seien, wie der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) feststellt.
Chinesische Studierende fühlen sich diskriminiert
Die neuen Regeln basieren auf vier Kriterien: Vorbildung an einer Institution mit Sicherheitsrisiko, Herkunft aus einem sanktionierten Land, ein Stipendium, das aus bedenklichen Quellen kommt und die Wahl eines heiklen Fachgebietes.
Wenn mehrere dieser Kriterien erfüllt sind, wird die Ablehnung der Bewerbung empfohlen, berichtet der «Tagesanzeiger».
Chinesische Studierende sind besonders betroffen, da China ein sanktioniertes Land ist und viele ihrer gewählten Studiengänge als heikel gelten. Dementsprechend gross sind die Beschwerden der chinesischen Studierenden, die sich durch die neue Regelung diskriminiert sehen.
Nicht nur lehnen in einer Chatgruppe von rund 300 chinesischen Studierenden laut einer Umfrage praktisch alle die neue Regelung ab – auch positionieren sich einzelne Studierende klar gegen diesen Spionage-Generalverdacht.
Gegenüber dem «Tagesanzeiger» teilt ein junger chinesischer Student mit, dass er und seine Kommilitonen in Zürich wären, um sich ein neues Leben aufzubauen.
Die neuen Zulassungsregeln würden «Wut und Furcht» auslösen. Chinesinnen und Chinesen hätten ziemlich schnell das Gefühl, rassistisch beleidigt zu werden. «Wir sind als Individuen hier, wir möchten nicht mit Chinas Regierung gleichgesetzt werden», erklärt er im «Tagesanzeiger».
Letzte Woche berichtete Nau.ch darüber, wie Studierende in Gruppenchats ein Plakat teilten, auf dem die ETH Zürich mit Nazis verglichen wird. Man beurteile Menschen aufgrund ihrer Herkunft, hiess es.
Bestimmten Gruppen werde «der Zugang zur Bildung verwehrt, unabhängig von der individuellen Leistung». Die Ausschlüsse würden dann mit der «Sicherheit» gerechtfertigt, so der Vorwurf.
Die chinesische Botschaft in Bern zeigt sich «schockiert» über die neuen Zulassungsregeln und hofft, dass die ETH Zürich diese «falschen Praktiken» korrigiert.
ETH Zürich streitet alle Vorwürfe ab
Gegenüber Nau.ch nahm die ETH Zürich Stellung zu den Vorwürfen. Bezüglich der Nazi-Parallelen liess die Medienstelle verlauten: «Diesen geschmacklosen Vergleich weisen wir entschieden zurück.»
Die neuen Regeln sind letztlich als Reaktion auf das sich rasch verändernde geopolitische Umfeld zu verstehen.
Man habe das Vorgehen bei der Sicherheitsprüfung deshalb «genauer geregelt und publiziert». Die Medienstelle betonte gleichzeitig, dass die ETH Zürich selbst keine Sanktionen erlasse.
Auch den Vorwurf, dass zum Beispiel alle Chinesen von bestimmten Studiengängen ausgeschlossen sind, wies die ETH zurück: «Das ist schlicht falsch. Es gibt weder harte Ausschlusskriterien noch Automatismen.» Jede Bewerbung werde einzeln geprüft – kein Kriterium führe allein und pauschal zu einer Ablehnung.