Stadt Zürich

Coachin: «Halter sollten ihre Hunde besser kontrollieren»

Rowena Goebel
Rowena Goebel

Zürich,

Halter vermenschlichen zunehmend ihre Hunde, gleichzeitig nehmen Hundebisse zu. Eine Hundecoachin ärgert sich über schlecht informierte Besitzer.

Hund mit Ball im Maul im See
«Halter sollten ihre Hunde besser kontrollieren», findet eine Coachin. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele schaffen sich Hunde als Statussymbol oder Kinderersatz an.
  • Das hat zur Folge, dass sie die Tiere «vermenschlichen».
  • Eine Coachin sagt, Besitzer und auch Nicht-Hundehalter wissen zu wenig über die Tiere.

Sie bitten den Hund höflich, nicht auf den Schuhen herumzukauen oder behandeln ihn wie ein Kind: Viele Besitzer «vermenschlichen» ihre Hunde. Die Tiere sind damit überfordert und werden verhaltensgestört, erklärte Hundeexperte Oliver Weber kürzlich bei Nau.ch.

Gleichzeitig kommt es immer häufiger zu Hundebissen. Schweizweit nahm die Zahl der Vorfälle zwischen 2016 und 2019 laut SRF um 19 Prozent zu. In den vergangenen Monaten häuften sich zudem die Vorfälle in Zug und Luzern, wie die «Luzerner Zeitung» schreibt.

Hund
Expertin Carolina Jaroch stört, dass «viele keine Ahnung von Hunden haben». - Animalcoach Hundeschule Zürich

An einen Zusammenhang mit der Hunde-Vermenschlichung glaubt die Zürcher Hundecoachin Carolina Jaroch aber nicht. «Das hat eher mit dem Bevölkerungswachstum und der grösseren Anzahl Hunde zu tun. Zudem werden heute mehr Vorfälle gemeldet», sagt sie zu Nau.ch.

Tierheim-Hunde oft schlecht sozialisiert

Hinzu kommt: «Es liegt im Trend, Hunde aus ausländischen Tierheimen zu adoptieren. Viele dieser Tiere sind schlecht sozialisiert

Jaroch stört dabei, dass «viele keine Ahnung von Hunden haben. Das betrifft Halter, aber auch Velo-Fahrer, Spaziergänger, Eltern und Lehrer.»

Sie selbst besitzt eine temperamentvolle Hündin, wie sie sagt. «Es erstaunt mich, wie falsch die Leute mit ihr umgehen. Ich muss Lehrern jeweils erklären, dass sie ihren Schulkindern sagen sollen, man renne nicht an einem Hund vorbei.»

Maulkorb und kurze Leine «für Hunde kein grosses Problem»

Klar ist aber: «Die Besitzer haben die Verantwortung. Merkt man zum Beispiel, dass der Hund unter Kindern wild wird, muss man handeln.»

Jaroch ist überzeugt: «Mehr Hunde sollten in solchen Situationen an kurzer Leine am Halsband geführt oder gar einen Kopfhalfter oder Maulkorb tragen. Aber viele Halter haben Angst, verurteilt zu werden.» Sie sorgten sich, zu streng zu wirken.

«Dabei ist das für die Hunde kein so grosses Problem, wenn man es ihnen positiv mit vielen Belohnungen antrainiert.» Auch eine kurze Leine am Halsband sei Gewöhnungssache.

«Sind viele Menschen in der Nähe, sollten Hunde mit Gefährdungspotenzial ein Halsband tragen. Mit einem Brustgeschirr kann man einen Hund nie rechtzeitig zurückziehen, wenn er jemanden anspringt.»

Expertin fordert Kurs vor Anschaffung

Die Hundecoachin appelliert an Halter, sich vor einer Anschaffung gut zu informieren. «Am besten sollte man vorher einen Theorie-Kurs besuchen. Und nach der Anschaffung einen zweiten, da man viele Probleme, die der Hund hat, erst später bemerkt.»

Besitzen Sie einen Hund?

Werde ein Hund verhaltensauffällig, betreffe das nicht nur die Halter – sondern alle, die ihm begegnen. Deshalb rät Jaroch jedem, sich damit auseinanderzusetzen, wie man mit Hunden umgeht. Besonders Eltern, Lehrern und Kindern.

Die wichtigsten Regeln: «Nie frontal auf einen Hund zulaufen oder ihm direkt in die Augen schauen. Und man sollte ihm auch nicht über den Kopf streicheln, das wirkt bedrohlich.»

Was häufig passiere, sei, dass Velos Hunde ganz knapp von hinten überholten. «So erschrecken die Tiere. Man sollte Abstand halten und sich früh bemerkbar machen.»

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Kommentare

User #9664 (nicht angemeldet)

Könnte man das nicht auch von Besitzern von Kinder verlangen?

Luxy-1

@ 6370 Ja da gäbe es mich die den Hund der Eltern raus lassen sollte aber den Schlüssel vergessen hat. Hab dann den Umweg genommen und bin zum offenen Fenster rein. Scheisse bin ich erschrocken als der Hund mich gestellt und angeknurrt hat, dauerte dann einen Moment bis er mich erkannte.

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