Corona-Pandemie verlagert Rassismus in den privaten Raum
Durch die Corona-Krise kam es im privaten Bereich vermehrt zu rassistischen Vorfällen. Am Arbeitsplatz ist die Diskrimierung immer noch am höchsten.
Das Wichtigste in Kürze
- Wegen Corona haben sich rassistische Vorfälle mehr in den privaten Bereich verschoben.
- Den Schweizer Beratungsstellen wurden im vergangenen Jahr 527 Fälle gemeldet.
- Der Arbeitsplatz bleibt dennoch der häufigste Ort von Diskriminierung.
Corona-Pandemie und Lockdowns haben rassistische Vorfälle in den privaten Raum und in die Nachbarschaft verschoben. Dennoch bleibt der Arbeitsplatz der häufigste Ort von Diskriminierung. 572 Fälle stellten Schweizer Beratungsstellen im vergangenen Jahr fest.
Fremdenfeindlichkeit war das häufigste Motiv, gefolgt von Rassismus gegen Schwarze und Muslimfeindlichkeit. Dies dokumentiert ein Bericht der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR) und des Beratungsnetzes für Rassismusopfer humanrights.ch.
Schwarze am meisten von Rassismus betroffen
Im Vordergrund standen auch rassistische Vorfälle im öffentlichen Raum, bei Kontakten mit der Verwaltung und der Polizei sowie im Internet. Hinter Diskriminierung stand mit 304 Fällen am häufigsten die Ausländer- oder Fremdenfeindlichkeit. Schwarze waren mit 206 Fällen am stärksten von Rassismus betroffen, gefolgt von Muslimfeindlichkeit mit 55 Meldungen in den Beratungsstellen.
Beschimpfung, Verleumdung und falsche Anschuldigungen kamen am meisten vor. Rassismus äusserte sich durch Ausgrenzung, Benachteiligungen und herabwürdigende Behandlung. Und am häufigsten wurde ein Zusammenwirken rassistischer Diskriminierung mit Diskriminierung aufgrund des Rechtsstatus, des Geschlechts und der sozialen Stellung genannt. Den Beratungsstellen wurden 49 Fälle körperlicher Gewalt gemeldet und 27 Mal rechtsextreme Propaganda.
Der Arbeitsplatz ist mit 95 gemeldeten Fällen der am stärksten betroffene Lebensbereich. Die Opfer berichten über Beleidigungen, abschätziges und respektloses Verhalten von Seiten der Teamkolleginnen und -kollegen oder Ungleichbehandlung durch Vorgesetzte.
72 Rassismus-Fälle im privaten Bereich
In 72 Beratungsfällen wurden rassistische Vorfälle in der Nachbarschaft und im Quartier registriert, was auf die Einschränkungen des öffentlichen Lebens zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie zurückzuführen sei.
«Die Beobachtungen in der Corona-Krise zeigen uns einmal mehr, dass Ungewissheiten und Spannungen innerhalb der Gesellschaft zu Entgleisungen und zur Herabsetzung von Menschen führen können. Die Versuchung, einen Sündenbock zu suchen, ist in schwierigen Zeiten gross», heisst es im Bericht. Dies nehme immer mehr die Form von «Fake News» und zweifelhaften Verschwörungstheorien an, die auf den sozialen Netzwerken leichte Verbreitung fänden.
1995 trat die sogenannte Rassismusstrafnorm in Kraft. Ihr gemäss macht sich strafbar sich, wer öffentlich gegen eine Person oder eine Gruppe von Personen wegen ihrer «Rasse», Ethnie, Religion oder sexuellen Orientierung zu Hass oder zu Diskriminierung aufruft, öffentlich rassistische Ideologien verbreitet, rassistische Propagandaaktionen organisiert, fördert oder daran teilnimmt.