Coronavirus: BAG warnt vor Auslastung der Intensivplätze

Elisa Jeanneret
Elisa Jeanneret

Bern,

Die Fallzahlen steigen weiter, den Intensivstationen gehen Platz und Personal aus. Das BAG präsentiert an der heutigen Pressekonferenz eine prekäre Lage.

Hauri Masserey Coronavirus BAG
Virginie Masserey vom BAG (r) und Rudolf Hauri, Zuger Kantonsarzt am Point de Presse des 3. November 2020. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Es ist knapp eine Woche nach den letzten Corona-Massnahmen des Bundesrats vergangen.
  • Bisher zeigen diese keine Wirkung: Drei Kantone mussten einen Teil-Lockdown verhängen.
  • Das Wachstum ist weiter exponentiell, die Intensivplätze werden knapp.

An der heutigen Pressekonferenz der Fachpersonen des Bundes gab es keine konkreten Informationen. Die neuen Massnahmen des Bundesrats, erst seit letzten Mittwoch in Kraft, zeigen noch keine Wirkung. Auch die Schnelltests sind noch zu wenig lange in Gebrauch, um eine Bilanz ziehen zu können.

Hier die wichtigsten Erkenntnisse der Pressekonferenz:

–Das Wachstum der Fallzahlen ist zwar verlangsamt, jedoch immer noch exponentiell.

– Die Hospitalisationen steigen weiter an, ebenso die intensiven Fälle des Coronavirus. Es kann sein, dass in wenigen Tagen die Intensivstationen vollständig ausgelastet sein werden.

– Personen, die sich schon einmal infiziert haben, gelten für das BAG drei Monate nach Infektion als «immun». Laut dem aktuellen Stand der Forschung müssen sie in diesem Zeitraum nicht zwingend in Quarantäne, auch wenn sie mit einer infizierten Person Kontakt hatten.

Hier können Sie das Protokoll der Pressekonferenz lesen:

14:49 Im Frühling wurden französische Patienten in Schweizer Spitäler behandelt. Nun habe die Schweiz schon Angebote von Frankreich bekommen, bestätigt Hauri. Doch wie viele, wisse er nicht. Damit ist die Pressekonferenz beendet.

14:48 Was wird vom Bundesrat morgen erwartet? Dazu könne Masserey nichts sagen.

14:46 Martin Ackermann hatte letzte Woche gesagt, die Task Force schaue mit besonderem Interesse auf das Wallis. Dieser Kanton hatte als erster strengere Massnahmen wie die Sperrstunde erlassen. Es sei aber immer noch zu früh, um eine Bilanz aus den Zahlen des Wallis zu ziehen, sagt Masserey.

14:43 Es gibt ein Programm der Rega, um die Patientinnen und Patienten unter den Spitälern zu verteilen. Das sei auch schon benützt worden, wie Masserey sagt.

courcelon
Die Schwerverletzte von Courcelon JU wurde mit einem Rettungshelikopter ins Krankenhaus gebracht. (Symbolbild) - Keystone

Hauri ergänzt: «Es kann sein, dass eine Person von einem Ende der Schweiz ans andere Ende transportiert wird.» Die Triage-Prinzipien sei nicht «stur», viele Faktoren spielten bei den Entscheiden eine Rolle. Ziel sei es, dass möglichst viele Personen möglichst gut behandelt würden.

14:40 Die Ärztevereinigung FMH empfiehlt die Schnelltests nicht. Diese Stellungnahme habe das BAG überrascht, so Masserey.

Doppelzählungen von Positiven gebe es nicht, auch wenn sich eine Person mit einem Schnelltest und PCR-Test getestet haben lasse. Das BAG zähle nur die Personen.

14:35 Die Labors seien auch am Anschlag, sagt Daniel Albrecht, Leiter Sektion Heilmittelrecht. Um diese zu entlasten, seien Schnelltests sehr wichtig. Doch die Anzahl PCR-Tests sei auch leicht rückgängig, so Albrecht.

14:33 Auf was muss sich die Schweiz ab Mitte November fassen, was das Gesundheitssystem betrifft? Das könne man nicht genau beantworten, sagt Masserey. Es gebe aber Richtlinien, wie Patientinnen und Patienten im schlimmsten Fall sortiert würden.

Darum gelte es nach wie vor, allem voran Risikopersonen zu schützen.

14:28 Dass das Limit an Intensivbetten in fünf Tagen erreicht werde, sei nur eine Projektion, sagt Masserey. Es könne auch sein, dass bis dann nicht-Covid-Fälle aus der Intensivstation entlassen würden.

Coronavirus
Coronavirus: Medizinisches Personal arbeitet auf der Intensivstation eines Schweizer Spitals. - dpa

14:21 Laut BAG wird sich eine Person, die sich schon einmal infiziert hat, in den nächsten drei Monaten nicht mehr infizieren. Anders gesagt: Sie ist immun. Doch da fehlten genaue Daten, fügt Masserey hinzu. Es könne aber trotzdem sein, dass eine Person auch nach Kontakt mit einer infizierten Person nicht in Isolation müsse.

14:20 Dann geht es um die Beatmungsgeräte. Die Armee habe Reserven, wo die Kantone solche Geräte beantragen könnten. Einige hätten dies schon getan, so Masserey.

14:15 Die Teststrategie von Neuenburg gibt zu reden. Der Kanton entschied sich, nur Risikopersonen und symptomatische Personen, die sehr wahrscheinlich infiziert wurden, zu testen. Das ist laut Masserey keine Abweichung der nationalen Teststrategie.

14:08 Nun spricht Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte und Kantonsarzt von Zug. Das Contact Tracing laufe nach wie vor nicht «so, wie es sollte», so Hauri. Und doch bleibe es, zusammen mit Quarantänen und Isolationen, wichtig.

Coronavirus hauri
Rudolf Hauri, oberster Kantonsarzt, warnt vor Off-Label-Impfungen. - Keystone

Hauri spricht auch die Auslastung der Spitäler an. Es müssten sich alle «am Riemen nehmen», um die Gesundheitsversorgung weiter garantieren zu können.

14:00 Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle des BAG, präsentiert die Lage. Laut ihr ist es noch zu früh, um den Effekt der Massnahmen vom 28. Oktober zu bemerken. Bei den über 80-Jährigen steige die Fall-Inzidenz, was aber schon seit einigen Wochen der Trend gewesen sei.

Die Reserven der Intensivbetten liege bei 27 Prozent. In fünf Tagen könne es sein, dass das Limit an Intensivplätzen erreicht werde. Alles in allem habe sich das Wachstum der Fallzahlen leicht verlangsamt, so Masserey. Doch sei es zu früh, um sich zu freuen.

Die Schutzmassnahmen und Entscheide des Bundesrats werden in Erinnerung gerufen. Auch wird darauf hingewiesen, dass gewisse Kantone strengere Massnahmen erlassen haben.

Heute meldete das Bundesamt für Gesundheit (BAG) 6126 neue Fälle mit einer Positivitätsrate von 27,6 Prozent. Es sind ausserdem 72 Tote vermeldet worden. Verglichen mit letzter Woche ist das kaum eine Besserung der Lage.

Virginie Masserey Coronavirus
Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle im BAG. - Keystone

Doch es könnte sich im Verlauf der Woche noch zum Positiven wenden: Die Coronavirus-Fallzahlen von letzter Woche zeigten ein Wachstum von «nur» 45 Prozent auf, verglichen mit den 102 Prozent der Vorwoche.

Westschweiz stärker von Coronavirus betroffen

Die 14-Tages-Inzidenz der Schweiz erreichte Anfang Woche 1084. Allgemein ist aber die Westschweiz viel stärker vom Coronavirus betroffen als die deutsch- und italienischsprachigen Landesteile. Gestern und vorgestern ergriffen Genf und Neuenburg neue Massnahmen: Restaurants und Bars müssen schliessen, ebenso wie Museen, Kinos und Theater.

Genf Coronavirus
In Genf gelten ab Dienstag strengere Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus. - Keystone

Seit gestern sind die Schnelltests in Schweizer Apotheken und anderen Testorten erhältlich. Mit ihnen erhoffen sich die Behörden, mehr potenziell Erkrankte testen zu können und somit die Dunkelziffer zu verringern.

Folgende Fachleute nahmen heute teil:

– Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle, BAG

– Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte, Kantonsarzt Zug

– Daniel Albrecht, Leiter Sektion Heilmittelrecht, BAG

– Amedeo Cianci, Leiter Sektion Rechtsbereich 2, BAG

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