Coronavirus: Basler Fasnächtler zwischen Euphorie und Enttäuschung

Felix Müller
Felix Müller

Basel,

Im Jubel der Basler Fasnachts-Cliquen geht unter, dass die Waggis-Wagen wegen des Coronavirus wieder nicht fahren dürfen. Sie wünschen sich mehr Wertschätzung.

Fasnacht basel coronavirus
Gerade bei den Jungen Fasnächtlern (Hier drei Waggis am Fasnachts-Dienstag im 2014) löst die Cortège-Absage teils grossen Frust aus. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Cliquen und Guggenmusiken freuen sich über die Fasnachts-Bewilligung in Basel.
  • Nicht mitfahren dürfen auch dieses Jahr wieder die Waggis-Wagen.
  • Im kollektiven Jubel wünschen sich die Wagen-Cliquen künftig mehr Wertschätzung.

Seit nunmehr drei Jahren herrscht im Norden der Schweiz der ewige Winter. Pandemiebedingt konnte er zuletzt 2019 aus der Stadt Basel vertrieben werden. Seither ist Frau Fasnacht wegen des Coronavirus im Exil.

Oberfrau Pia Inderbitzin
Eine traurige Oberfrau Pia Inderbitzin muss an der PK im Februar 2020 zusammen mit Lukas Engelberger die Basler Fasnacht wegen des Coronavirus absagen. Dieses Jahr hatte sie bessere Nachrichten. - Keystone

Doch gestern regte sich die Rheinstadt plötzlich in ihrem Winterschlaf: Regierung und Comité gaben bekannt, dass der Traditionsanlass in ein paar Wochen stattfinden kann. Die Ankündigung sorgt bei den Fasnächtlern für kollektiven Jubel, auch wenn sich einige ausgeschlossen fühlen.

Trotz Coronavirus: Cliquen euphorisch

Der Cortège und der Guggen-Sternenmarsch fallen zwar aus, doch Morgenstraich und Laternenausstellung finden statt. Die Verantwortlichen stellen sich drei Tage «Gässle» vor, auch Schnitzelbänke sollen trotz Coronavirus auftreten dürfen.

Insbesondere bei Cliquen herrscht ab der Entscheidung kollektiver Jubel. Für Andreas Kurz, Obmann der Traditions-Pfeiffer der VKB, ist der Morgenstraich das «Herzstück der Fasnacht», sagte er zur «Basler Zeitung».

Glaibasler Charivari
Die VKB, hier mit ihren Tambouren an der Vorfasnachts-Veranstaltung Charivari, ist die älteste Basler Fasnachts-Clique. Sie besteht bereits seit 1884. - Keystone

Dem pflichtet Felix Müry von der Lälli-Clique bei: «Für mich und viele andere Cliquen waren die schönsten Bescheide, dass der Morgenstraich stattfindet und Fasnacht gemacht werden kann.»

Doch nicht alle können wirklich Fasnacht machen. Die berühmten Waggis-Wagen und die Pferdekutschen («Chaise») müssen wegen der Cortège-Absage erneut in der Garage bleiben.

Lachendes und weinendes Auge bei den Waggis

Er blicke mit einem lachenden und weinenden Auge der Fasnacht entgegen, sagt der Obmann der Wagen-Interessensgesellschaft, Roger Borgeaud, zu Nau.ch. «Selbstredend ist die Wage-IG masslos enttäuscht, dass sie nicht mitmachen darf. Doch die Freude, dass überhaupt etwas stattfinden kann, überwiegt.»

waggis basel
Der traditionelle Waggis ist vielleicht das beliebteste Kostüm der Basler Fasnacht. Diese Wagen-Clique schien mit ihrem Sujet "Wie lang goots no?" bereits 2018 etwas vorauszuahnen. - keystone

Die Wagen-Cliquen hatten die Hoffnung auf eine Teilnahme dieses Jahr sowieso schon im Januar begraben. Zeitlich wäre es ohnehin nicht mehr möglich gewesen, so kurzfristig noch Wagen und Kostüme herzurichten, erklärt Borgeaud. Auch Räppli (Konfetti), Blumen und Süsses wurden darum nicht angeschafft. «Der Prozess beginnt für die meisten Wagen bereits im Herbst, und da sah es noch sehr schlecht aus.»

Borgeaud weiss, dass einige seiner Mitglieder «frustriert und hässig» ab der Cortège-Absage sind. «Einige fragen sich schon, ob sie in Zukunft überhaupt noch mitmachen wollen.» Für ihn ist aber klar: «Es ist halt dieses Coronavirus, es ist immer noch hier. Dafür kann niemand etwas.»

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2019 musste die Basler Polizei noch einzelne Personen am Morgendstraich wieder nach Hause schicken.Die Basler Fasnacht war eines der ersten Grossevents, welcher dem Coronavirus zum Opfer fie - drone-air-media-ch

Trotzdem wünscht sich der Obmann künftig mehr Wertschätzung von Medien und Politik für seine Zunft. «Vielen ist gar nicht bewusst, was für eine Zugpferd-Funktion die Wagencliquen am Cortège insbesondere für den Nachwuchs haben». Gleichzeitig gebe es grosse Probleme, wie bei Einstellplätzen, wo man «von ganz Oben» schon lange mehr Unterstützung brauche.

Können Sie die Absage des Cortège nachvollziehen?

Immerhin unter den Fasnächtlern ist den Wagen-Waggis diese gewiss: Andreas Kurz von der VKB will sich dafür einsetzen, die Wägeler in den Vortrab von Cliquen zu integrieren. So könnten sie beispielsweise mit einem Leiterwagen ihre Orangen und «Dääfeli» verteilen.

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