Coronavirus: Basler Fasnächtler zwischen Euphorie und Enttäuschung
Das Wichtigste in Kürze
- Cliquen und Guggenmusiken freuen sich über die Fasnachts-Bewilligung in Basel.
- Nicht mitfahren dürfen auch dieses Jahr wieder die Waggis-Wagen.
- Im kollektiven Jubel wünschen sich die Wagen-Cliquen künftig mehr Wertschätzung.
Seit nunmehr drei Jahren herrscht im Norden der Schweiz der ewige Winter. Pandemiebedingt konnte er zuletzt 2019 aus der Stadt Basel vertrieben werden. Seither ist Frau Fasnacht wegen des Coronavirus im Exil.
Doch gestern regte sich die Rheinstadt plötzlich in ihrem Winterschlaf: Regierung und Comité gaben bekannt, dass der Traditionsanlass in ein paar Wochen stattfinden kann. Die Ankündigung sorgt bei den Fasnächtlern für kollektiven Jubel, auch wenn sich einige ausgeschlossen fühlen.
Trotz Coronavirus: Cliquen euphorisch
Der Cortège und der Guggen-Sternenmarsch fallen zwar aus, doch Morgenstraich und Laternenausstellung finden statt. Die Verantwortlichen stellen sich drei Tage «Gässle» vor, auch Schnitzelbänke sollen trotz Coronavirus auftreten dürfen.
Insbesondere bei Cliquen herrscht ab der Entscheidung kollektiver Jubel. Für Andreas Kurz, Obmann der Traditions-Pfeiffer der VKB, ist der Morgenstraich das «Herzstück der Fasnacht», sagte er zur «Basler Zeitung».
Dem pflichtet Felix Müry von der Lälli-Clique bei: «Für mich und viele andere Cliquen waren die schönsten Bescheide, dass der Morgenstraich stattfindet und Fasnacht gemacht werden kann.»
Doch nicht alle können wirklich Fasnacht machen. Die berühmten Waggis-Wagen und die Pferdekutschen («Chaise») müssen wegen der Cortège-Absage erneut in der Garage bleiben.
Lachendes und weinendes Auge bei den Waggis
Er blicke mit einem lachenden und weinenden Auge der Fasnacht entgegen, sagt der Obmann der Wagen-Interessensgesellschaft, Roger Borgeaud, zu Nau.ch. «Selbstredend ist die Wage-IG masslos enttäuscht, dass sie nicht mitmachen darf. Doch die Freude, dass überhaupt etwas stattfinden kann, überwiegt.»
Die Wagen-Cliquen hatten die Hoffnung auf eine Teilnahme dieses Jahr sowieso schon im Januar begraben. Zeitlich wäre es ohnehin nicht mehr möglich gewesen, so kurzfristig noch Wagen und Kostüme herzurichten, erklärt Borgeaud. Auch Räppli (Konfetti), Blumen und Süsses wurden darum nicht angeschafft. «Der Prozess beginnt für die meisten Wagen bereits im Herbst, und da sah es noch sehr schlecht aus.»
Borgeaud weiss, dass einige seiner Mitglieder «frustriert und hässig» ab der Cortège-Absage sind. «Einige fragen sich schon, ob sie in Zukunft überhaupt noch mitmachen wollen.» Für ihn ist aber klar: «Es ist halt dieses Coronavirus, es ist immer noch hier. Dafür kann niemand etwas.»
Trotzdem wünscht sich der Obmann künftig mehr Wertschätzung von Medien und Politik für seine Zunft. «Vielen ist gar nicht bewusst, was für eine Zugpferd-Funktion die Wagencliquen am Cortège insbesondere für den Nachwuchs haben». Gleichzeitig gebe es grosse Probleme, wie bei Einstellplätzen, wo man «von ganz Oben» schon lange mehr Unterstützung brauche.
Können Sie die Absage des Cortège nachvollziehen?
Immerhin unter den Fasnächtlern ist den Wagen-Waggis diese gewiss: Andreas Kurz von der VKB will sich dafür einsetzen, die Wägeler in den Vortrab von Cliquen zu integrieren. So könnten sie beispielsweise mit einem Leiterwagen ihre Orangen und «Dääfeli» verteilen.