Coronavirus: Basler Studie liefert neue Ansätze zur Behandlung
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Forschergruppe aus Basel hat eine umfassende Biodatenbank zu Corona-Fällen erstellt.
- Die Resultate zeigen: Aktuell sind die gängigen Antikörper-Tests noch sehr ungenau.
- Die Ergebnisse sind eine Basis für künftige Antikörperforschung um ein Corona-Heilmittel.
Wie entwickeln sich die Antikörper nach einer Infektion mit dem Coronavirus? Und welche Testverfahren eignen sich für den Nachweis von Antikörpern? Diese Fragen beschäftigen die Forschergemeinschaft seit Wochen. Jetzt haben Basler Mediziner einen wichtigen Beitrag zur Antikörper-Diskussion geleistet.
Die Studie wurde vom Kanton Basel-Landschaft und von der ETH in Zusammenarbeit mit verschiedenen Medizinern aus Basel durchgeführt. Das Resultat ist eine Biobank: Blut- und Speichelproben von insgesamt 370 Covid-19-Patienten stehen der Forschergemeinschaft nun zur Verfügung. Doch auch abgesehen von der Biobank sind die Wissenschaftler zu spannenden Ergebnissen gekommen.
Antikörper-Tests noch wenig zuverlässig
Untersucht wurde das Blut von Covid-19-Patienten, die sich zu Beginn der Welle mit dem Coronavirus angesteckt hatten.
Die Studie konnte jedoch nachweisen, dass bei den gängigen Antikörper-Tests sowohl falsch-positive als auch falsch-negative Resultate auftreten. Studienleiter Miodrag Savic vom Gesundheitsamt Basel-Landschaft erklärt: «Wenn die Fehlerquote bekannt ist, sind die Tests für statistische Auswertungen sehr wohl brauchbar, und man kann damit Seroprävalenzstudien durchführen.»
Bei Personen, die nur leichte Covid-19-Symptome hatten, ermittelten die Forscher eine durchschnittliche Fehlerquote der Antikörper-Tests von etwa zehn Prozent. Damit sind die Tests zwar beispielsweise für Aussagen hinsichtlich einer Durchseuchungs-Quote aussagekräftig.
Savic warnt: «Wenn jemand online einen Antikörper-Test kauft und eine Firma findet, welche einen ‹Immunitätsausweis› ausstellt, dann ist das sehr fragwürdig.»
Basis für kommende Forschungsprojekte
Basierend auf den nun erhobenen Daten steht der Wissenschaft nun eine Grundlage für kommende Forschungsprojekte zur Verfügung. «Forscher, deren Projekte von der zuständigen Ethikkommission zugelassen werden, können auf Antrag auf die Biobank zugreifen», erklärt Savic.
So erfolgten in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Roten Kreuz Untersuchungen, um weitere Erkenntnisse zur Genauigkeit von Antikörper-Tests zu gewinnen. Weiter Studien sind in Planung.
Neue Inputs für Antikörper-Heilmittel
Die Ergebnisse aus Basel-Landschaft könnten auch die Suche nach einem Heilmittel voranbringen: «Die begrenzte Anzahl Beatmungsplätze macht das Virus systemrelevant», so Savic. Solange viele Patienten auf Intensivbehandlung angewiesen sind, droht bei einem grossen Ausbruch die Überlastung des Gesundheitssystems.
«Wenn die Covid-19-Patienten nicht beatmet werden müssten, würde der Krisenfaktor entschärft werden», so Savic. Derzeit fehlen jedoch die Heilmittel, welche das Coronavirus effizient entschärfen. «Dank unserer Ergebnisse können wir die Antikörper genauer erforschen und hoffentlich besonders wirksame Antikörper isolieren.»
Wirksame Antikörper könnten dann synthetisch hergestellt werden, so die Hoffnung. Diese würden das Coronavirus direkt bekämpfen und somit eine schnelle Besserung versprechen, ohne dass die wertvollen Beatmungsplätze benötigt würden.
«Eine Antikörpertherapie wäre eines der besten Mittel, bis eine Impfung verfügbar ist. Wenn wir das Virus effektiv und zuverlässig therapieren könnten, wären die meisten Massnahmen nicht mehr notwendig», so Savic.