Coronavirus bedroht die Existenz von Amateur-Hockeyclubs

Rowena Goebel
Rowena Goebel

Unteres Emmental,

Das Coronavirus hat den Eishockey-Betrieb fast komplett lahmgelegt. Nun haben kleinere Vereine auch mit den wirtschaftlichen Folgen der Krise schwer zu kämpfen.

Coronavirus
Spieler des EHC Brandis. Der Verein aus dem Berner Emmental muss wegen des Coronavirus um seine Existenz bangen. - EHC Brandis

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Corona-Krise trifft die Amateur-Eishockeyvereine in der Schweiz hart.
  • Durch das Veranstaltungsverbot entfallen wichtige Einnahmequellen.
  • Ausserdem haben die Vereine grosse Schwierigkeiten, ihre Sponsorenverträge zu verlängern.

Saisonabbruch, WM-Absage und Existenzängste: Die Hockey-Welt wurde von der Corona-Krise hart getroffen. Selbst in der National League werden die flüssigen Mittel knapp – die SCL Tigers etwa stehen vor einem finanziellen Engpass.

Da erstaunt es kaum, dass kleinere Vereine nun gar um ihre Existenz bangen müssen. Aufgrund des Coronavirus ziehen sich bisherige Sponsoren zurück, neue sind nur schwer zu finden. Das stellt auch den Zweitliga-Eishockeyverein EHC Brandis aus Hasle-Rüegsau BE vor ein grosses Problem.

Veranstaltungsverbot kostet Verein fünfstelligen Betrag

Sportchef Curdin Kasper erklärt gegenüber Nau.ch: «Es ist sehr schwierig, die Geldmittel aufzutreiben, die wir noch brauchen, um die vergangene Saison auf einer schwarzen Null abzuschliessen.»

Die vom Bundesrat verordneten Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus verbieten Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen bis Ende August. Das Hockeyfest des EHC Brandis kann diesen Frühling also nicht stattfinden.

EHC Brandis
Sportchef Curdin Kasper, Zweitliga-Cheftrainer Chris Rohrer und Viertliga-Spielertrainer Köbu Rickli (von links nach rechts). Um die Kosten der letzten Saison decken zu können, hat der EHC Brandis eine Spendenaktion ins Leben gerufen. - YouTube/EHC Brandis

«Das kostet uns einen mittleren Betrag im fünfstelligen Bereich», so Kasper. Um seine Kosten trotzdem decken zu können, hat der Berner Verein nun eine Spendenaktion ins Leben gerufen.

Club-Aus wäre für Spieler (24) «eine Katastrophe»

Ein kleiner Lichtblick am Ende des Tunnels: Ab dem 11. Mai können sich die Spieler auf die nächste Saison vorbereiten. «Dann dürfen wir wieder in Fünfer-Gruppen trainieren», sagt Kasper.

Dabei gilt: «Die Spieler müssen zwei Meter Abstand zueinander halten, jeglicher Körperkontakt ist strikt verboten. Und alle müssen Desinfektionsmittel mitnehmen.» Ausserdem darf das Team nicht in der Garderobe duschen oder sich umziehen. Die Spieler müssen direkt in den Trainingskleidern an- und wieder abreisen.

Brandis
«Wenn es den Club nicht mehr geben würde, wäre das für mich eine Katastrophe.» Thomas Füllemann ist Stürmer beim EHC Brandis. - EHC Brandis

Dass der Trainingsbetrieb wieder aufgenommen werden darf, freut auch Brandis-Stürmer Thomas Füllemann. «Im Moment trainieren wir alle noch individuell zu Hause. Es ist natürlich schon eine grosse Vorfreude da, wenn ich daran denke, dass ich bald meine Hockey-Freunde wieder sehen kann.»

Füllemann bedeutet seine Mitgliedschaft im Hockeyverein sehr viel. «Wenn es den Club nicht mehr geben würde, wäre das für mich eine Katastrophe», sagt der 24-Jährige zu Nau.ch. «Die Zukunft von Brandis ist etwas, was mich im Moment sehr beschäftigt.»

HC Le Mouret fällt dem Coronavirus zum Opfer

Der EHC Brandis ist nicht der einzige Amateur-Verein, der mit der Corona-Krise schwer zu kämpfen hat. Der SC Freimettigen, ebenfalls ein Berner Club, sieht sich mit ähnlichen Problemen konfrontiert.

«Wir mussten eine unserer Haupteinnahmequellen, das Dorffest Freimettigen, letzte Woche absagen», klagt Präsident Adrian Dällenbach. Dank drastischer Budgetkürzungen kann der Spielbetrieb für die kommende Saison knapp sichergestellt werden. «Dann stehen wir jedoch finanziell sehr nahe am Abgrund.»

Für den Freiburger Zweitligisten HC Le Mouret bedeutet das Coronavirus gar das Aus: Vergangene Woche gab er bekannt, seine Mannschaft aus der Meisterschaft zurückzuziehen.

EHC St. Gallen bekommt vom Coronavirus wenig zu spüren

Einzig der EHC St. Gallen zeigt sich zuversichtlich – auf Anfrage von Nau.ch erklärt Roger Brunner, Leiter Finanzen: «Der Verein wird die Krise gut bewältigen können.» Er kann auf treue Sponsoren sowie «eine gute finanzielle Basis» zurückgreifen.

Coronavirus
Die Sponsorensuche gestaltet sich schwierig: Trotz gewährleisteter Finanzierung hat auch der EHC St. Gallen mit dem Coronavirus zu kämpfen. - Facebook/EHC St. Gallen

Doch selbst die St. Galler sind von der Krise nicht gefeit: «Nun wäre die Zeit, in der wir die Verträge mit den Sponsoren erneuern oder neue gewinnen können. Viele von ihnen sind aber selber von der Krise betroffen, weshalb dies bestimmt nicht ganz einfach wird.»

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