Coronavirus: Den Altersheimen drohen Verluste in Millionenhöhe

Miguel Pereiro
Miguel Pereiro

Bern,

Wegen des Coronavirus entstehen in Altersheimen Mehrkosten und Mindereinnahmen in Millionenhöhe. Ob Bund oder Kantone dafür einspringen, ist noch unklar.

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Eine Frau in einem Altersheim geht mithilfe eines Rollators. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Corona-Pandemie führt für Altersheime zu Mehrkosten in Millionenhöhe.
  • Derzeit müssen die Betreiber selbst dafür aufkommen.
  • Der Branchenverband verhandelt eine Übernahme durch Bund oder Kantone.

Das Coronavirus ist für alte und kranke Menschen besonders gefährlich. Die Rolle der Alters- und Pflegeheimen ist für den Schutz der vulnerablen Menschen daher zentral. Das sich dem Ende neigende Jahr war für die Bewohner wegen der Ausgrenzung und der latenten Gefahr besonders belastend.

Auch das Personal blickt auf ein schwieriges Jahr zurück – und bei der aktuellen Corona-Lage auch auf ein düsteres 2021. Die körperlich und psychische Belastung ist enorm, die Mitarbeitenden stehen unter grossem Druck.

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Ein Altersheim sollte ein sicherer Ort für alte Menschen sein. (Symbolbild) - Keystone

Und auch auf den Betreibern der Altersheime lastet ein grosser finanzieller Druck. Die Corona-Pandemie verursacht ihnen erhebliche Mehrkosten.

Coronavirus: Altersheim mit 500'000 Franken Verlust

Die konkreten finanziellen Auswirkungen zeigt etwa das Beispiel der Logisplus AG. Das Unternehmen betreibt im Kanton Bern fünf Altersheime mit rund 160 Bewohnenden.

«Die Mehrkosten betragen rund 500'000 Franken», schreibt der Geschäftsführer Urs Leuthold auf Anfrage. Diese setzten sich aus Personalausfällen, Überstunden, Temporär-Personal und Schutzmaterialien zusammen. Mit eingerechnet sind auch Mindereinnahmen durch die Schliessung der Cafeteria, des offenen Mittagstisches und Ausfalltagen wegen der Corona-Pandemie.

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Auch in den Altersheimen kommt die Belegschaft an ihre Grenzen. (Symbolbild) - Keystone

Die Corona-Kosten werden nicht auf die Bewohner überwälzt. Doch bisher kommt auch sonst niemand dafür auf. Der Kanton als Restfinanzierer habe diesbezüglich noch keinen entsprechenden Beschluss getroffen, so Leuthold.

Die Mehrkosten machen rund drei Prozent des Jahresumsatzes von rund 17 Millionen aus. 2018 erwirtschaftete Logisplus einen Gewinn von 71'000 Franken, 2019 lag er bei 86'000. Für das aktuelle Jahr jedoch rechnet Leuthold wegen des Coronavirus mit einem Verlust von einer halben Million.

Bund oder Kantone sollen Mehrkosten in Millionenhöhe übernehmen

Wie hoch die Mehrkosten ausserhalb der ordentlichen Pflegefinanzierung schweizweit während der gesamten Pandemie ausfallen werden, ist noch unklar. Doch Curaviva liefert Daten zu der Zeit während der ausserordentlichen Lage. Sie lassen das Ausmass erahnen.

Die Erhebung bei den Mitgliedern des Branchenverbandes der Institutionen für Menschen mit Unterstützungsbedarf ergab Mehrkosten von 87 Millionen Franken. Hinzu kommen 77 Millionen Mindereinnahmen. Ergibt für einen Zeitraum von drei Monaten 164 Millionen Franken.

Es fänden derzeit jedoch Gespräche mit dem BAG und der GDK statt, um die Finanzierung zu regeln. «Entscheidend ist für Curaviva dabei, dass entweder die Kantone oder Bund und Kantone die Mehrkosten übernehmen», stellt der Verband klar.

Verhandlungen gehen in die nächste Runde

Sowohl die GDK als auch das BAG bestätigen die laufenden Gespräche. Die nächste Sitzung für den Bereich der Pflege soll noch im Dezember stattfinden. «Die GDK fordert, dass sich die Finanzierer gemeinsam an den Mehrkosten der erhöhten Schutzmassnahmen beteiligen. Also auch die Versicherer ihren Teil beitragen», erklärt Tobias Bär den Standpunkt der GDK.

«Dazu sollen die Beiträge der Versicherer an die Pflegeleistungen befristet erhöht werden», so Bär weiter. «Auch die allfälligen Mehrkosten soll von den Finanzierern gemäss den bestehenden Vergütungsregeln gemeinsam getragen werden (Versicherer, Kantone und ggf. Gemeinden). Der Bund wiederum soll allfällige Ertragsausfälle von Pflegeheimen, die aufgrund des Coronavirus entstanden sind, mittragen.»

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Das Verwaltungsgebäude des Bundesamtes fuer Gesundheit BAG, fotografiert am 19. Oktober 2020 in Bern-Liebefeld. - Keystone

Laut BAG seien sich im Bereich der Pflegekosten die beteiligten Akteure einig. Die aktuelle Regelung der Pflegefinanzierung «kann die finanziellen Auswirkungen von Covid bei den Pflegeleistungen auffangen.» Die Finanzierung der Mehrkosten ausserhalb der Pflegefinanzierung sei hingegen weiterhin offen.

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