Coronavirus: Forscher rechnen mit Schulschliessungen bis 2021

Patrick Nüscheler
Patrick Nüscheler, DPA

Bern,

Zukunftsforscher versuchen zu erwägen, welche Veränderungen sich nach der Krise ergeben. So rechnen sie zum Beispiel mit Schulschliessungen bis 2021.

Coronavirus
Eine Helferin verteilt neben Kleidung, Suppe und anderen Lebensmitteln auf Wunsch auch einen Blumenstrauss an Obdachlose und Bedürftige vor der Kneipe «Elbschlosskeller» in Hamburg. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Forscher sind der Meinung, dass die Corona-Krise Veränderungen mit sich bringen wird.
  • Schulschliessungen bis 2021 schliessen sie nicht aus.
  • Auch werde sich das Verhalten der Menschen untereinander wohl nachhaltig verändern.

Das Coronavirus hat das alltägliche Leben fast weltweit komplett auf den Kopf gestellt. Früher kaum bekannte Begriffe wie Social Distancing sind nun fest im alltäglichen Vokabular verankert. Der damit einhergehende Verzicht auf soziale Normen wie das Händeschütteln ist ebenfalls schon weit verbreitet.

Doch nach mehreren Wochen Selbst-Isolation stellt sich früher oder später jedem die Frage, wann alles zum Alten zurückkehren wird. Mehrere Zukunftsforscher versuchen derzeit, eine Prognose abzugeben.

Coronavirus Wuhan
Leere Strasse in Hubeis Provinzhauptstadt Wuhan. - AFP

Worin sich viele Forscher einig sind ist, dass Covid-19 die Welt nachhaltig verändern wird. Der Zukunftsforscher Matthias Horx behauptet gar, die Welt werde niemals wieder zu der gewohnten Normalität zurückkehren. In seiner Vorstellung der Zukunft schreibt Horx: «Verzichte müssen nicht unbedingt Verlust bedeuten, sondern können sogar neue Möglichkeitsräume eröffnen.»

Er glaubt: «Wir werden uns wundern, dass die sozialen Verzichte, die wir leisten mussten, selten zu Vereinsamung führten.» Paradoxerweise erzeuge die körperliche Distanz, die der Virus erzwinge, gleichzeitig neue Nähe.

Unternehmensberater und selbst ernannter «Trend- und Zukunftsforscher» - Matthias Horx. Foto: Gregor Fischer/dpa
Unternehmensberater und selbst ernannter «Trend- und Zukunftsforscher» - Matthias Horx. Foto: Gregor Fischer/dpa - dpa-infocom GmbH

«Wir haben Menschen kennengelernt, die wir sonst nie kennengelernt hätten. Wir haben alte Freunde wieder häufiger kontaktiert, Bindungen verstärkt, die lose und locker geworden waren. Familien, Nachbarn, Freunde, sind näher gerückt und haben bisweilen sogar verborgene Konflikte gelöst.»

Impfung erst in zwölf bis 18 Monaten

In Horx' Vision würde bereits im Sommer ein effektives Mittel oder einen Impfstoff gegen das Coronavirus entdeckt. Experten sind sich jedoch einig, das werde mindestens zwölf bis 18 Monate dauern.

Coronavirus Zürich
Ein Informationsplakat des BAG zum Coronavirus. - Keystone

Sie bekräftigen: Auch nachdem die Fallzahlen wieder abflachen und die Restriktionen allmählich abnehmen, sei der Kampf gegen das Virus noch nicht vorbei.

So rechnen Forscher des Imperial College in London damit, dass Social-Distancing-Massnahmen und Schulschliessungen in den USA bis 2021 periodisch zurückkehren könnten.

Optimistisches und pessimistisches Szenario

Harry Gatterer, der Geschäftsführer des Deutschen Zukunftsinstituts, teilt seine Zukunftsvision in zwei Szenarien auf. Einmal in eine pessimistische Vorstellung, in der sich die Menschen weniger vertrauen, argwöhnisch werden und Staaten sich abschotten. Aber auch eine optimistische Vision, in der sich die Menschen anpassen und gestärkt aus der Krise herausschreiten.

CORONAVIRUS schweiz tessin
Beamte des Grenzwachkorps schliessen den Grenzübergang San Pietro di Stabio zwischen der Schweiz und Italien mit Gittern und Ketten. - Keystone

Doch auch Gatterer schliesst nicht aus, dass es in einigen Teilen der Wirtschaft einen System-Crash geben könnte. Ebenso könnte seiner Meinung nach das Zurückziehen der Gesellschaft dem Nationalismus wieder zum Aufschwung verhelfen.

Weniger Effizienz mehr Redundanz

Laut Shannon K. O'Neil, Senior Fellow für Lateinamerikastudien bei der Denkfabrik «Council on Foreign Relations», stellt das Coronavirus grundlegende Prinzipien der Wirtschaft infrage. In ihrer Zukunftsvision für das Newsportal «Foreign Policy» meint sie, dass Firmen ihre multinationale Lieferketten überdenken müssen.

Im Zuge der Corona-Krise sahen sich einige Fabriken dazu gezwungen, ihren Betrieb einzustellen. Dies führte dazu, dass diese Lieferkette vielerorts unterbrochen wurde. O'Neil vermutet, dass Firmen deshalb in Zukunft etwas weniger auf Effizienz achten werden und dafür mehr auf Redundanz setzen.

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