Coronavirus: Gibt es Lockerungen in der Schweiz erst ab R-Wert von 0,6?
Das Wichtigste in Kürze
- Ende Februar laufen die aktuellen Corona-Massnahmen in der Schweiz aus.
- Die aktuellen Zahlen zur Pandemie entwickeln sich in eine gute Richtung.
- Trotzdem ist Anfang März kaum mit Öffnungsschritten zu rechnen.
Der Bundesrat wird sich heute Mittwoch wieder zu einer Corona-Sitzung treffen. Dabei stehen zentrale Fragen zum Lockdown im Vordergrund: Müssen Restaurants und Geschäfte bis Ende Februar geschlossen haben? Kann der Lockdown früher beendet werden?
Tatsache ist: Die aktuellen Zahlen zum Coronavirus entwickeln sich in eine gute Richtung. Es gibt weniger Neuansteckungen, weniger Hospitalisierungen und weniger Todesfälle. Doch bereits am Dienstag drückten Vertreter des Bundesamtes für Gesundheit auf die Euphorie-Bremse.
Direktorin Anne Lévy meinte vor den Medien etwa: «Die Massnahmen zeigen Wirkung, aber wir hätten uns einen schnelleren Rückgang der Fallzahlen erhofft.» Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung mahnte, dass sich der Reproduktionswert R wieder dem Wert 1 nähere. Der R-Wert zeigt an , wie viele Personen ein Infizierter im Durschnitt ansteckt.
Zudem wiesen Lévi und Mathys immer wieder auf die mutierten Varianten des Coronavirus hin, die das Infektionsgeschehen schon bald dominieren könnten.
Öffnungen erst bei R-Wert von 0,6?
Mit Lockerungen ab Ende Februar, wenn die bisherigen Massnahmen auslaufen, ist deshalb kaum zu rechnen. Wie der «Tages-Anzeiger» und auch «CH Media» berichten, hiesse es aus Bundesratsnahen Kreisen, dass es dafür noch zu früh sei.
Laut den Quellen von «CH Media» etwa, will die Landesregierung die weitere Entwicklung der Kennzahlen wie Inzidenzen, Hospitalisationen und insbesondere den R-Wert abwarten. Letzterer liegt zwar jeweils erst verzögert vor, bleibt für den Bundesrat aber offensichtlich eine zentrale Grösse, um über Massnahmen zu entscheiden. Zuletzt betrug er am 22. Januar 0,99.
«Ein Wert knapp unter 1 reicht aber wegen der Mutanten nicht mehr aus, um Öffnungen zu erwägen», wird eine Quelle von der Zeitung zitiert. Neu strebt der Bund demnach einen Wert von 0,6 an. Wegen der um 50 bis 70 Prozent ansteckenderen Mutationen sei man erst dann auf der sicheren Seite, heisst es.
Alain Berset drückt beim Coronavirus auf die Bremse
Der «Tagi» beruft sich auf «gut informierte Quellen», die von einem klassifizierten Papier berichten, bei welchem Gesundheitsminister Alain Berset mit der noch unübersichtlichen Lage argumentiert.
Dabei werde erwähnt, dass die Ansteckungszahlen wegen der mutierten Corona-Varianten explodieren können. Ebenso sei aber ein günstiger Verlauf mit weiterhin abnehmenden Infektionszahlen denkbar. Ob Öffnungsschritte überhaupt ins Auge gefasst werden könnten, könne daher frühestens in 14 Tagen eingeschätzt werden, heisst es.
Der Sozialdemokrat Berset drückt also auf die Bremse und spielt auf Zeit. Wie die bürgerlichen Bundesräte auf diese Strategie reagieren werden, dürfte sich heute nach der Sitzung zeigen.