Coronavirus: Grosses Chaos um Durchführung der Festivals
Einzelne Openairs sind wegen dem Coronavirus abgesagt, andere warten zu. Sind Festivals in diesem Sommer realistisch? Die Chance dafür sind schwindend klein.
Das Wichtigste in Kürze
- Weiterhin ist unklar, ob Openairs und Festivals durchgeführt werden dürfen oder nicht.
- Die Branche verlangt vom Bundesrat eine Entscheidung.
- Drei Festivals wurden bereits abgesagt oder verschoben.
Der Sommer steht bevor und damit eigentlich auch die Zeit der Sommerfestivals. Doch in diesem Jahr ist alles anders - wegen dem Coronavirus.
Einzelne Festivals haben bereits abgesagt, andere warten ab. Teils, weil die Veranstaltung erst Ende Sommer stattfindet und eine Durchführung gemäss jetzigem Bundesrats-Fahrplan theoretisch noch möglich wäre. Teils, weil sie wegen rechtlichen Gründen auf eine Absage vom Bundesrat plangen. Kurz gesagt: Es herrscht Chaos.
Bundesrat Berset lässt Hoffnungen (fast) zerplatzen
Doch wie realistisch sind Festivals im Juni, Juli oder August mit zehntausenden Menschen auf einem Haufen? Gesundheitsminister Alain Berset sieht eine Durchführung wegen dem Coronavirus kritisch. «Für die grossen Veranstaltungen im Sommer wird es schwierig», erklärte der Bundesrat im Interview bei «Zwei am Morge».
Klar sei: «Grosse Menschenansammlungen sind der letzte Ort, an dem wir Lockerungen machen können».
Doch der Gesamt-Bundesrat hat sich noch nicht durchgerungen, ein definitives Nein für Festivals auszusprechen. Damit lässt er die Festival-Organisatoren im Regen stehen. Sie drängen auf eine klare Ansage vom Bund.
Montreux, Blue Balls und Paléo haben wegen Coronavirus abgesagt
Das Paléo-Festival in Nyon, das Blue-Balls-Festival in Luzern und das Montreux-Jazz-Festival haben bereits abgesagt oder die Ausgabe verschoben. «Wir hatten keine andere Wahl», so der Programmverantwortliche des Paléo, Dany Hassenstein, gegenüber Nau.ch.
Anders das Greenfield Festival in Interlaken, das Openair St.Gallen, das Openair Frauenfeld, das Gurtenfestival auf dem Berner Hausberg und das Moon&Stars in Locarno. Ihre Durchführung im Juni oder Juli ist sehr unrealistisch. Doch abgesagt sind sie noch nicht.
Die Güsche-Veranstalter schreiben: «Uns ist bewusst, dass ihr langsam aber sicher gerne wissen möchtet, ob das Gurtenfestival nun stattfindet oder nicht.» Sie befänden sich aber in einer Zwickmühle.
«Nach heutigem Wissen, gehen wir trotz aller Hoffnung realistischerweise nicht davon aus, dass wir Mitte Juli 80’000 Menschen während vier Tagen auf engstem Raum zusammen feiern lassen können.»
Für eine Absage brauchten die Veranstalter jedoch eine Verordnung des Bundesrates. Würden sie ohne behördliche Verordnung absagen, würden sie ein grosses Risiko eingehen. «Dass verschiedene Anspruchsgruppen ihre finanziellen Ansprüche geltend machen könnten», erklären die Veranstalter.
Hoffnung für Heitere, Gampel, Zürich Openair und Street Parade?
Festivals wie das Heitere Openair in Zofingen AG, Das Openair Gampel im Wallis, das Zürich Openair oder die Winterthurer Musikfestwochen finden im August statt. Für diese Veranstaltungen besteht noch leise Hoffnung.
Das Heitere schreibt etwa: Es sei «nach heutigem Stand nicht verboten und findet planmässig unter Einhaltung der geltenden Vorschriften statt». Man analysiere die Situation und die Entwicklungen laufend und folge den Empfehlungen des Branchenverbandes SMPA.
Und die Street Parade? Die grösste Techno-Party der Welt soll am 8. August im Zürcher Seebecken zum 29. Mal stattfinden.
Doch die Stadtpräsidentin Corine Mauch schmälert die Hoffnung in Hinblick auf das Coronavirus. In einem Interview im «Tagesanzeiger» erklärt sie: «Wenn man schaut, wie sich die Pandemie entwickelt, muss man aus heutiger Sicht sagen: schwer vorstellbar.»
Verbindliche Aussage vom Bundesrat verlangt
Der Brachenverband verlangt vom Bundesrat eine rasche verbindliche Aussage, welche Grösse von Veranstaltungen bis Ende Juli stattfinden können. Grundsätzliche mache es aber für Festivals, die bis Ende Juli stattfinden, wenig Sinn, an der Durchführung festzuhalten. Dies erklärt SMPA-Geschäftsführer Stefan Breitenmoser.
Einerseits wegen tiefen Ticketverkäufen aber auch weil internationale Künstler wegen dem Coronavirus kaum anreisen könnten.
Der Bundesrat will bis Ende April für Klarheit sorgen. «Noch vor Monatsende werden wir versuchen, eine gewisse Sicherheit darüber zu schaffen, was kommt oder was nicht kommt», so Berset.