Coronavirus: Hausärzte wehren sich gegen noch tiefere Impf-Tarife
Seit Wochen beklagen sich Hausärzte über zu tiefe Tarife bei der Impfung gegen das Coronavirus. Nun soll der Betrag noch kleiner werden. Doch nicht nur das.

Das Wichtigste in Kürze
- In Zürich können sich Impfwillige neu in 160 Apotheken impfen lassen.
- Hausärzte sollen künftig noch 16.50 Franken pro Impfung erhalten. Apotheken 24.50 Franken.
- Der Zürcher Hausärzteverband ist enttäuscht und fordert baldige Gleichbehandlung.
Bern impft 18-Jährige, Uri bereits Teenager und in Zürich gibts den Pieks gegen das Coronavirus ab sofort in Apotheken. Die Impfkampagne nimmt im Mai Fahrt auf. Doch damit das Ziel des Bundes, bis Ende Juli alle Impfwilligen zu pieksen, erreicht wird, braucht es die Fachkräfte.
Neben den Mitarbeitenden in Impfzentren spielen hierfür besonders Hausärztinnen und Hausärzte eine zentrale Rolle. Denn sie sind es, die Vertrauen zu skeptischen oder unsicheren Patienten aufbauen können. Doch seit Wochen beklagen sie sich über eine zu tiefe Abgeltung pro Impfung gegen das Coronavirus. Nun droht der Streit erst recht zu eskalieren.

24.50 Franken erhalten die Hausärzte bis anhin. Gemäss der Vereinigung Haus- und Kinderärzte Schweiz jetzt schon zu wenig, um die Kosten zu decken. Jetzt soll dieser Betrag gar noch gesenkt werden.
Impfung gegen Coronavirus: Tiefer Tarif, tieferer Tarif, verschwiegener Tarif
Wie «10vor10» berichtet, sollen die Hausärzte ab Juli noch 16.50 Franken pro Impfung erhalten. Apothekerinnen und Apotheker hingegen erhalten weiterhin 24.50 Franken.
«Wir sind enttäuscht und beleidigt», reagiert Josef Widler, Präsident der Ärztegesellschaft des Kantons Zürich. Diese Behandlung sei «despektierlich».

Irritiert über die höhere Vergütung sind auch die Apotheker selbst, darunter Lorenz Schmid, Verbandspräsident des Kantons Zürich. «Man muss mit den Leistungserbringern arbeiten, die jetzt auf dem Markt sind und sie zumindest kostendeckend entlöhnen.»
Hinzu kommt, dass Bund und Kantone nicht kommunizieren, wie viel in den Impfzentren pro Impfung gegen das Coronavirus vergütet wird. Obwohl die Betreiber, meist Spitäler, ein Defizit nicht selber berappen müssten. Hausärzte und Apotheker aber schon.

Besonders verärgert ist auch der Berufsverband der Schweizer Ärztinnen und Ärzte FMH. Präsidentin Yvonne Gilli: «Wir haben schon früh im Jahr bei der GDK interveniert und haben es auch jetzt wieder getan.» Denn die Gesundheitsdirektoren-Konferenz GDK hat den Verband zu den Tarifverhandlungen gar nicht erst eingeladen.
Es deutet alles darauf hin, dass nochmals über die Tarife verhandelt wird.
Coiffeure werden besser vergütet
Doch warum beharren die Hausärzte auf einem höheren Tarif? «Es ist immer noch ein umständlicher Impfstoff», so Widler. Innerhalb von zwei Stunden müssten die Hausärztinnen und Hausärzte 11 Spritzen, die ein Moderna-Fläschchen enthalten, setzen. Aus einem Fläschchen von Pfizer/Biontech können sieben Dosen gezogen werden.

«Das ist ein organisatorischer Aufwand, pro Patient brauchen wir mindestens eine Viertelstunde.» Pro Stunde mit vier Impf-Patienten verdient ein Hausarzt also knapp 60 Franken. «Dafür kann ich mir nicht mal beim Coiffeur die Haare schneiden lassen, und der hat nur eine halbe Stunde!», ärgert sich Widler bei SRF.
Würden die Tarife nicht bald angeglichen, droht er gar damit, «gar nicht mehr zu impfen. Ich gehe doch nicht gratis Impfen!»