Coronavirus: Impfwillige wollen sich mit falschem Alter durchmogeln

Die Nachfrage nach Impfdosen gegen das Coronavirus ist gross. Doch zuerst werden über 75-Jährige geimpft. Deshalb versuchen einige zu tricksen.

Impfen Coronavirus
Vor Weihnachten gab es einen regelrechten Booster-Boom. Ist dieser jetzt vorbei? - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz werden zuerst ältere Menschen und jene mit Vorerkrankungen geimpft.
  • Die Impf-Plätze sind heiss begehrt.
  • Um ein Vakzin zu ergattern, schummelt auch mal der ein oder andere.

Seit in der Schweiz am 23. Dezember die erste Person gegen das Coronavirus geimpft wurde, ist die Nachfrage nach dem Vakzin grösser als das Angebot.

Die Impfwilligen müssen sich gedulden. Denn zuerst werden ältere Personen ab 75 Jahren sowie Risikopatienten mit Vorerkrankungen geimpft. In einem zweiten Schritt ist das Pflegepersonal dran sowie Menschen, die mit besonders gefährdeten Personen zusammenleben.

Coronavirus Impfung Impfzentrum
Seit dem 23. Dezember wird in der Schweiz gegen das Coronavirus geimpft. - dpa

Das heisst für viele: Erst einmal warten. Denn auch Lieferverzögerungen und verspätete Zulassungen machen dem Impfplan zu schaffen.

Eine Geduldsprobe, die nicht alle gleich gut verkraften. Nach dem Impfstart kam denn auch Kritik auf, weshalb die herzkranke Mutter oder der 90-jährige Grossvater noch keinen Termin hätten.

Trotz der Ungeduld sind die meisten Schweizerinnen und Schweizer aber diszipliniert, wenn es um die Impf-Anmeldung geht. Eine Umfrage von Nau.ch zeigt, dass den meisten Kantonen keine Betrugsfälle bekannt sind – es gibt jedoch Ausnahmen.

Impfwillige Schweizer mogelten beim Jahrgang, um einen Impftermin zu ergattern. Ein No-Go?

Der Kanton Baselland verzeichnete einige Fälle, in denen sich Personen vorsätzlich unter Angabe eines falschen Geburtsdatums zur Impfung angemeldet haben. «Diese wurden seitens der Verantwortlichen erkannt und die Personen wurden nicht zur Impfung zugelassen.» Dies erklärt Roman Häring, Stabschef Amt für Militär und Bevölkerungsschutz Baselland auf Anfrage.

Falsch-Anmeldungen wegen unklarer Information

Für grosse Empörung gesorgt hatte die Vorzugs-Impfung des südafrikanischen Milliardärs Johann Rupert. Er hat seinen Wohnsitz im Kanton Genf und flog für die Impfung gegen das Coronavirus über Weihnachten in die Schweiz. Im Thurgau hatte er Erfolg und wurde geimpft. Die zweite Impfung wurde ihm nun aber verweigert, wie die Zeitungen von Tamedia berichten.

Schweiz-interne Impf-Touristen gäbe es wenig, sagen die Gesundheitsdirektionen der Kantone auf Anfrage. Und wenn, seien die Falsch-Anmeldungen wohl selten böswillig.

Coronavirus
Die Plätze im Impfzentrum in Baar ZG sind für Personen mit Wohnsitz aus dem Kanton Zug reserviert. - Keystone

So haben sich etwa im Kanton Zug einzelne Personen aus anderen Kantonen für die Impfung angemeldet. Aureli Köpfli von der Zuger Gesundheitsdirektion sieht aber keine böse Absicht dahinter. «Es wurde zu Beginn der Impfaktion schlicht nicht genau kommuniziert, ob man sich auch in anderen Kantonen impfen lassen kann.»

Zurzeit gilt, dass man sich im eigenen Kanton gegen das Coronavirus impfen kann. Es gibt Ausnahmen wie für das Spitalpersonal. Dort orientieren sich viele Kantone am Expositionsrisiko und nicht am Wohnort. Auch in den Pflegeheimen werden die Bewohner nicht nach ihrem ursprünglichen Wohnsitz geimpft, sondern meist gleich vor Ort.

Coronavirus: Kantönligeist bei Impfung ist Pandemie-bedingt

Dass man sich im eigenen Kanton impfen lassen muss, ist jedoch Pandemie bedingt. «Grundsätzlich ist die Bevölkerung frei, wo sie sich impfen lassen will. Der Tarifvertrag gilt in der ganzen Schweiz», erklärt Tobias Bär, Kommunikationsverantwortlicher der Gesundheitsdirektorenkonferenz.

Coronavirus Impfstoff
Die Schweiz wartet derzeit auf eine nächste Lieferung von Impfstoff gegen das Coronavirus. - Keystone

Weil die Impfstoffe zurzeit aber nur begrenzt verfügbar seien, könnten nicht beliebig viele Personen aus anderen Kantonen geimpft werden. «Sobald jedoch grössere Mengen Impfstoff zur Verfügung stehen, sollte es keine Einschränkungen mehr geben», sagt Bär.

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