Coronavirus: Jetzt kämpft jedes Land um genügend Impfstoffe

In der Schweiz und den meisten weiteren Industriestaaten haben die Impfkampagnen gegen das Coronavirus begonnen. Die ärmeren Länder könnten aber zu kurz kommen.

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Eine Pflegefachfrau im Seniorenheim Casa di Riposa Solarium zieht den Impfstoff von Pfizer Biontech in eine Spritze auf, um die ersten Personen im Tessin gegen Covid-19 zu impfen, am Montag, - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die reichsten Länder haben mit dem Impfen gegen das Coronavirus begonnen.
  • Sie haben mit Impfstoff-Herstellern Verträge vereinbart, die ihnen genügend Dosen sichern.
  • Ärmere Länder müssen sich vorerst auf die internationale Impfallianz Covax verlassen.

Kurz vor Weihnachten wurde in der Schweiz die erste Person gegen das Coronavirus geimpft. Neben der Schweiz haben mittlerweile auch die EU-Länder und die meisten Industriestaaten mit ihren Corona-Impfkampagnen begonnen.

Coronavirus
Kurz vor Weihnachten wurde die erste Frau im Kanton Luzern gegen das Coronavirus geimpft. - keystone

Da in den meisten Ländern bisher nur ein Impfstoff zugelassen ist, schreitet selbst das Durchimpfen von Risikogruppen nur mühsam voran. Die hiesige Bevölkerung muss sich allerdings keine Sorgen machen. Die nächsten Lieferungen werden in einigen Wochen erfolgen.

Denn: Gemäss einer Johns-Hopkins-University-Studie haben sich die reichsten Nationen bereits Mitte November über 50 Prozent der Corona-Impfdosen gesichert. Dabei leben in diesen Ländern gerade einmal 14 Prozent der Weltbevölkerung.

Kanada kann Bevölkerung fünfmal gegen Coronavirus impfen

Laut den NGOs Oxfam und Amnesty International waren vor einem Monat alle Moderna-Impfdosen von wohlhabenden Staaten aufgekauft worden. Bei denjenigen von Biontech und Pfizer waren es 96 Prozent.

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29.12.2020, Spanien, Teneriffa: Arbeiter entladen die zweite Lieferung von Corona-Impfungen am Flughafen Los Rodeos auf Teneriffa. - dpa

Schon damals hiess es: Diese Länder hätten genügend Impfstoff gesichert, um die eigene Bevölkerung mehrmals gegen das Coronavirus durchimpfen zu können. Kanada hätte sich gar etwa fünfmal so viele Impfstoffe gesichert wie eigentlich nötig.

Um zu verhindern, dass die ärmeren Ländern diesbezüglich leer ausgehen, wurde die internationale Corona-Impfallianz Covax gegründet. Die Weltgesundheitsorganisation hat Covax mit der Absicht ins Leben gerufen, dass alle Länder Zugang zu Impfstoffen gegen das Coronavirus erhalten.

Hilfsmodell mit Anlaufschwierigkeiten

Insgesamt sind daran 190 Länder beteiligt, darunter auch die Schweiz. Die 98 reicheren Länder sollen dabei die 92 ärmeren Staaten bei der Beschaffung von Impfstoffen unterstützen. Die Beteiligten verpflichten sich zu einer gerechten Verteilung. Nach aktuellem Stand hat sich die Covax bisher vertraglich zwei Milliarden Corona-Impfdosen zugesichert.

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Viele Entwicklungsländer werden sich auf dem Impfstoff-Markt kaum alleine behaupten können. - dpa

Davon sollen zumindest 1,3 Milliarden bis Ende Jahr verwendet werden können, wie die internationale Impfallianz Gavi Mitte Dezember mitgeteilt hat. Das sollte reichen, um bis Mitte 2021 die Arbeiter in den Gesundheitssystemen der teilnehmenden Staaten zu impfen. Gavi rechnet damit, dass dadurch bis Ende des Jahres rund 20 Prozent der Weltbevölkerung gegen das Coronavirus geimpft sein wird.

So lautet jedenfalls der Plan, zurzeit sieht es allerdings anders aus. Covax scheint grosse Anlaufschwierigkeiten zu haben. Laut der Nachrichtenagentur «Reuters» geht die Organisation davon aus, dass Milliarden Menschen noch Jahre auf die Impfungen warten müssen. Der Covax fehlt es demnach an finanziellen Mitteln, und die Verträge lassen bisher zu wünschen übrig.

Fehlende logistische Einrichtungen

In internen Dokumenten ist gar die Rede davon, dass ärmere Staaten bis 2024 auf die Impfstoffe warten müssen. Dauert das Impfen vier bis fünf Jahre, wird das Coronavirus in einigen afrikanischen Staaten endemisch. Diese Befürchtung gibt der kamerunische Virologe John Nkengasong vor rund einem Monat gegenüber «DW» bekannt.

Nebst der Knappheit an Vakzinen stellt sich in den heissen afrikanischen Ländern ein weiteres schwieriges Unterfangen: Es fehlt in zahlreichen Staaten an der nötigen logistischen Einrichtung.

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In solchen Ultratiefkühlgeräten lagert die Schweizer Armee die Impfdosen von Pfizer und Biontech. - zvg

In den westafrikanischen Ländern sind die Gesundheitssysteme wegen früherer Epidemien zwar gut vorbereitet. Einen Impfstoff wie denjenigen von Biontech bei Minus 70 Grad Celsius zu lagern, ist aber eine ganz neue Herausforderung. Wobei die in Europa zugelassenen Impfstoffe allein preislich für viele arme Länder nicht erschwinglich sind.

Treten reiche Staaten Impfdosen ab?

Bei diesen Punkten wollte Astrazenca in Zusammenarbeit mit der Universität Oxford anknüpfen. Das Unternehmen stellt einen konventionellen Impfstoff her und will diesen zum Selbstkostenpreis verkaufen.

Allerdings sind dem Unternehmen bei der Entwicklung einige Fehler unterlaufen. Astrazeneca und Oxford mussten noch einmal über die Bücher und nun fehlt vielerorts das Vertrauen.

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Ein Patient wird mit dem von der Universität Oxford und dem Pharmakonzern Astrazeneca produzierten Impfstoff gegen das Coronavirus in der Arztpraxis Pontcae geimpft. - dpa

In Grossbritannien wurde das Vakzin vergangene Woche zugelassen. Hierzulande wird es nach der Moderna-Impfung wohl die nächste sein, der von Swissmedic die Zulassung erteilt wird.

Die Covax sieht vor, dass die reicheren Länder Tausende Impfdosen an die weniger wohlhabenden Staaten abtreten. Doch derzeit scheinen die Regierungen der Industriestaaten nur die eigene Bevölkerung im Kopf zu haben. Die Covax könnte vorerst auf die lange Bank geschoben werden, bis der eigene Bedarf gestillt ist.

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