Coronavirus: Kinder müssen weiterhin auf Impfung warten
Seit fast einem Jahr gibt es zugelassene Impfstoffe gegen das Coronavirus – ausser für Kinder unter 12 Jahren. Swissmedic erklärt, warum es so lange dauert.
Das Wichtigste in Kürze
- Kinder unter 12 Jahren sind von bei der Zulassung der Corona-Impfstoffe ausgeklammert.
- Wann die Zulassung erweitert werden könnte, ist derzeit noch unklar.
- Dass dies so lange dauert, hat vor allem ethische Gründe.
Seit fast einem Jahr werden in der Schweiz Erwachsene gegen das Coronavirus geimpft. Seit Juni erhalten auch Kinder ab 12 Jahren den Piks. Jüngere Kinder müssen weiterhin auf diese Möglichkeit warten. Doch weshalb müssen sich die Jüngsten so lange gedulden?
Lukas Jaggi, Mediensprecher der Schweizer Zulassungs- und Aufsichtsbehörde Swissmedic, erklärt die Verzögerung: «Kinder sind keine kleinen Erwachsenen.» Ergebnisse aus Studien an Erwachsenen könnten nicht angewendet werden, dies gelte insbesondere für Kleinkinder.
Dies bedeutet, dass spezifische Zulassungsstudien benötigt würden, bei denen der Impfstoff an Kindern getestet wird.
Aufgrund der Daten einer solchen Studie hat Biontech am Montag mitgeteilt, ihr Impfstoff sei für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren gut verträglich und rufe eine stabile Immunantwort hervor. Bald soll nun ein Antrag auf eine Erweiterung der Zulassung in Europa und der USA beantragt werden.
Coronavirus: Noch kein Antrag für Kinder unter 12 eingegangen
Bei der Swissmedic sei bisher noch von keinem Hersteller ein Antrag für Kinder unter 12 Jahren eingetroffen, versichert Jaggi. Dieser sei für eine Zulassung zwingend erforderlich, von sich aus dürfe die Behörde nicht aktiv werden.
Dass die Zulassungsstudien für Kinder nicht zeitgleich mit den Erwachsenen begann, habe ethische Gründe. Grundsätzlich würden neue Wirkstoffe immer zuerst im Labor, dann an Tieren und schliesslich an einer kleinen Gruppe freiwilliger, junger Erwachsenen getestet.
«Erst wenn genügend Studiendaten in einer entsprechenden Altersgruppe vorliegen, kann die Indikation erweitert werden.» Erst dann würde mit kleinen Tests an Jugendlichen und älteren Kindern begonnen. Genau dieser Ablauf wurde auch bei den Impfungen gegen das Coronavirus eingehalten.
Zwar sei das Verfahren im Vergleich zu früheren Impfungen stark beschleunigt worden. Dies sei vor allem dank der rollenden Überprüfung und der enormen finanziellen Mittel, vor allem in den USA, ermöglicht worden. Die Überprüfung sei dabei genauso gründlich wie bei allen anderen Wirkstoffen gewesen, betont Jaggi.
Klinische Studien mit Kindern dauern länger
Die klinischen Studien bei Kindern beginnen nicht nur später, sondern dauern auch länger. Das liege einerseits daran, dass «in der Regel entsprechend dem Alter Daten zur korrekten Dosierung erhoben werden müssen». Andererseits brauche es genügend Studienteilnehmende. Die Rekrutierung sei jedoch bei Kindern wegen der ethischen Anforderungen besonders anspruchsvoll.
Bis wann eine Erweiterung der Zulassung der Impfung gegen das Coronavirus auf jüngere Kinder erfolgen könnte, sei schwierig abzuschätzen, so Jaggi. «Sobald entsprechende Gesuche für bestimmte Altersgruppen eingereicht werden, beginnt Swissmedic unmittelbar mit der Begutachtung. Falls die Daten ausreichend sind, kann eine Zulassungsänderung in kurzen Fristen verfügt werden.»