Coronavirus könnte laut Infektiologe bald zur Grippe werden
Die hochansteckende Omikron-Variante des Coronavirus könnte von der Pandemie zur Endemie führen. Was das konkret bedeutet, weiss Infektiologe Jan Fehr.
Das Wichtigste in Kürze
- Die neue Omikron-Variante des Coronavirus könnte die Schweiz in die Endemie führen.
- Das Virus würde dann zur Grippe, sagt Infektiologe Jan Fehr.
- Er geht von einer vierten Impfung Mitte 2022 aus.
Die fünfte Welle des Coronavirus hat die Schweiz voll im Griff. Die neue Variante Omikron ist noch ansteckender als Delta. Deshalb erwartet die Corona-Taskforce im Januar bis zu 25'000 Neuansteckungen täglich.
Der Virologe Christian Drosten rechnet damit, dass Omikron jene Variante des Coronavirus wird, «die uns in die endemische Phase begleitet». Das sagte er gegenüber der Sonntagszeitung. Das Virus werde somit nach der Pandemie bleiben und wir müssten lernen, damit zu leben.
Was das genau bedeutet, erklärt Infektiologe Jan Fehr gegenüber Nau.ch: «In der Endemie sind wir dann, wenn praktisch alle einen gewissen Immunschutz haben. Sei es als Genesene oder Geimpfte.»
Bei einer zukünftigen Ansteckung sollte es somit in der Regel nicht mehr zu einer schweren Erkrankung kommen können. «Vielleicht ein bisschen so, wie wir das von der Grippe kennen», sagt Fehr, der an der Universität Zürich tätig ist.
Konkret heisse das, dass die Massnahmen bei einer Entspannung der Situation «in vernünftigen Schritten» gelockert werden könnten. Erhöhte Schutzmassnahmen kämen dann in weiterer Zukunft nur noch zeitlich und punktuell situativ zum Einsatz.
Fehr geht von vierter Impfung gegen Coronavirus aus
Um gut für den nächsten Herbst und Winter vorbereitet zu sein, gehöre wahrscheinlich auch eine vierte Impfung dazu, sagt Fehr. Dies mit der nächsten Generation von Impfstoffen, die auch Omikron mit einschliesse. Dazu gäbe es aber noch viele offene Fragen. Zum Beispiel, ob diese Impfung wieder allen angeboten werden soll oder besonders gefährdeten Personen.
Doch genauso wichtig sei die Einstellung zur Pandemie, betont Fehr: «Dass wir nicht krampfhaft die Wellen zählen und uns vor einer nächsten fürchten. Sondern mit Augenmass und nötigem Respekt in die Situation hineingehen.» Die Situation mit etwas Demut und Bescheidenheit zu betrachten helfe, dass uns die Pandemie weniger lähme. «Aber das ist natürlich einfacher gesagt als getan.»
Noch seien wir aber nicht in der Phase der Endemie angekommen, so Fehr.
«Diese Tage und Wochen werden nochmals intensiv. Es geht nun gerade darum, mit Augenmass etwas Zeit zu gewinnen, um Fallzahl- und Hospitalisationsspitzen abzufangen. Dies, damit das Gesundheitssystem, das öffentliche Leben und die Wirtschaft weiter funktionieren.» Ein fragiles Gleichgewicht, betont er.