Coronavirus: Maskensünder sorgen für immer mehr Stunk im ÖV

Carine Meier
Carine Meier

Zürich,

Eine ältere Dame wird im Zug bedroht, eine andere Frau kriegt im Bus den Vogel gezeigt. Konflikte unter Fahrgästen wegen der Maskenpflicht im ÖV nehmen zu.

Kinder Jugendliche
Tickets für Kinder und Jugendliche standen im Fokus. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Immer wieder kommt es im ÖV zu Konflikten, weil Reisende keine Maske tragen.
  • Wenn kein Zugpersonal da ist, stellen andere Fahrgäste die Sünder zur Rede.
  • Solche Situationen können jedoch leicht eskalieren.

«Jetzt kommen die ohne Maske hier rein!» Der Aufschrei einer älteren Dame in der S11 nach Aarau weckt den ganzen Zugwagen. Drei Teenager-Jungs ziehen am Sonntagabend mit Red Bull, breitem Grinsen und maskenfrei durch den Zug. Viele Pendler schütteln den Kopf. Die alte Dame wagt sich als einzige, sich lautstark zu empören.

Haben Sie im ÖV auch schon mal einen Maskenverweigerer konfrontiert?

Sie flüchtet gar in ein 1.-Klasse-Abteil, wo sie sich dank Glastür sicher fühlt. Doch sie soll ihre Zivilcourage bald bereuen. Einer der Teenager-Jungs aus Dietikon ZH will auf sie losstürmen, muss von seinen Kumpels zurückgehalten werden. «Alter, es lohnt sich nicht», schreit ihn einer an.

Zivilcourage kann zu Aggressionen führen

Auch in Bern sorgt die Zivilcourage am Montagmorgen für Zoff im Bus. Ein älterer Mann fährt trotz Coronavirus ohne Maske in der hintersten Reihe ins Monbijou. Seine Sitznachbarin fragt, wieso er keine Maske trage. Als Antwort kriegt sie den Vogel gezeigt.

Maskenverweigerer
Ein Mann fährt ohne Maske gegen das Coronavirus Bus in Bern. - Nau.ch

Die Beispiele verdeutlichen, was sich seit Längerem im ÖV abspielt: Die SBB und andere Betriebe schreiten bei Maskenverstössen oft nicht ein. Erst kürzlich sorgte die nonchalante Antwort des Transportunternehmens auf Maskenverweigerer in ihren Zügen für einen Aufschrei auf Twitter. Passagiere üben sich nun bei den Regeln zum Coronavirus in Selbstjustiz – und müssen mit heftigen Reaktionen rechnen.

Gemäss SBB, Bernmobil und VBZ handelt es sich dabei aber um Einzelfälle. Dennoch bestätigt etwa Bernmobil auf Anfrage: «Wir nehmen aber wahr, dass das Klima bei diesem Thema angespannter ist als zu Pandemie-Beginn und die Toleranz abnimmt.» Zudem müsse das Personal vermehrt Fahrgäste auf das Maskentragen aufmerksam machen.

Die Verkehrsbetriebe der Stadt Zürich erklären, was geschieht, wenn sich jemand trotz dieser Aufforderung nicht an die Regeln hält: «Wer sich weigert, eine Maske zu tragen, kann aufgefordert werden, das Verkehrsmittel bei der nächsten Haltestelle zu verlassen. Falls es die Situation erfordert, wird die Polizei hinzugezogen.» Dann könne es sogar zu einer Ordnungsbusse kommen.

Polizei wird nur zur Unterstützung eingeschalten

Allerdings führen weder die Verkehrsbetriebe noch die Kantonspolizei Statistiken zu solchen Vorfällen in Zusammenhang mit dem Coronavirus. Letztere werde etwa in Bern nur in einzelnen Fällen zur Unterstützung gerufen.

Das Personal in Zug, Bus und Tram sei jeweils zur Deeskalation solcher Situationen geschult, erklären die Verkehrsbetriebe geschlossen. Reto Schärli, Mediensprecher der SBB sagt ausserdem: «Unabhängig von Corona unterstützt und betreut die SBB die Mitarbeitenden in solchen Fällen und bringt allfällige Aggressionen zur Anzeige.» Solche Situationen seien schliesslich «eine Belastung für die Betroffenen».

Was geschieht aber, wenn bei einem Vorfall gerade kein Kontrolleur zugegen ist? Gewöhnliche Passagiere haben wohl kaum ein Deeskalations-Training absolviert. Die Mediensprecherin der Kapo Bern erinnert daher daran: «Wenn man sich im ÖV bedroht fühlt, oder eine gefährliche Situation beobachtet, kann man jederzeit die Nummer 117 anrufen.»

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