Coronavirus: Mischt auch die Schweiz bald Impfstoffe?
Grossbritannien erwägt, künftig Impfungen gegen das Coronavirus zu kombinieren. Erste Testergebnisse sind vielversprechend. Ist das in der Schweiz auch Thema?
Das Wichtigste in Kürze
- Mehrere Studien untersuchen die Auswirkungen von kombinierten Corona-Impfungen.
- Erste Testergebnisse zeigen eine bessere Immunreaktion.
- Grossbritannien erwägt nun, künftig auf Misch-Impfungen zu setzten.
Die Impfkampagnen gegen das Coronavirus nehmen in vielen Ländern weiter Fahrt auf. Parallel dazu werden weltweit Studien durchgeführt, in denen die Auswirkungen von kombinierten Impfungen untersucht werden.
Erste Testresultate einer deutschen Studie von der Universität des Saarlandes mit 250 Probanden sind vielversprechend. Ein Teil der Testpersonen wurde zweifach mit dem AstraZeneca-Impfstoff oder zweifach mit der Impfung des Herstellers Biontech und Pfizer geimpft. Der Rest erhielt mit einem Abstand von neun bis zwölf Wochen eine Kombination aus beiden Impfstoffen.
Misch-Impfung gegen das Coronavirus weist höhere Wirksamkeit auf
Die Forschenden sind von der Eindeutigkeit der Ergebnisse überrascht: Die Misch-Impfung weist eine wesentlich höhere Wirkung auf als eine einfache AstraZeneca-Impfung. So wurden bei der kombinierten Impfung zehnmal mehr Antikörper im Blut nachgewiesen, berichten die Forschenden in einer Mitteilung der Universität.
Weitere Überraschung: Die Abwehrreaktion des Körpers sei nach der Misch-Impfung auch geringfügig höher als bei einer zweifachen Biontech-Impfung.
Eine andere Studie aus Spanien mit über 600 Probanden, die dieselbe Kombination verabreicht bekamen, unterstreichen die Ergebnisse der deutschen Studie.
Grossbritannien prüft Einführung der Misch-Impfungen
Die britische Regierung prüft nun sogar, solche Misch-Impfungen gegen das Coronavirus in Zukunft einzusetzen. Entweder sollen zwei unterschiedliche Impfdosen eingesetzt werden oder nach zwei gleichen Impfungen eine dritte Booster-Impfung eines anderen Anbieters verabreicht werden.
Momentan testet die britische Studie Com-Cov der Oxford Vaccine Group die Auswirkungen der kombinierten Impfstoffe AstraZeneca, Pfizer, Moderna und Novavax. Ziel ist es, 1050 Teilnehmer im Alter ab 50 Jahren rekrutieren zu können.
Erste Ergebnisse der Studie wurden im Mai im Fachmagazin «The Lancet» veröffentlicht.
Und wie sieht dies in der Schweiz aus? Bisher raten Zulassungsbehörden – so auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) – die herkömmliche Impfstrategie zu verfolgen.
Im Moment gebe es noch keine Studien, in denen zwei mRNA-Impfstoffe miteinander kombiniert werden. Das sagte Virginie Masserey an der Pressekonferenz vom 18. Mai.
Aber: In Zukunft sei es bei einer grösseren Datenlage jedoch denkbar, dass man frei entscheiden könne. Dem schliesst sich auch Impfkommissionspräsident Christoph Berger an. Auf Anfrage von Nau.ch erklärt er: «Gespannt sind wir auf entsprechende Daten mit den beiden mRNA-Impfstoffen, das wäre für die Schweiz relevant und dann ein Thema.»
Einige Länder, die AstraZeneca gegen das Coronavirus einsetzen, weichen von der herkömmlichen Impfstrategie ab: So empfiehlt etwa das Robert-Koch-Institut wegen des geringen Thrombosen-Risikos, nach der ersten AstraZeneca-Impfung eine Dosis eines mRNA-Impfstoffes zu nehmen.