Coronavirus: Pflegefachkräfte verlieren wegen Long Covid ihren Job

Mehrere Pflegefachkräfte haben nach einer Ansteckung mit dem Coronavirus und einer Long-Covid-Erkrankung von Schweizer Spitälern die Kündigung erhalten.

Spital Coronavirus Pflegende
Ärzte und Pflegende kümmern sich um Covid-Patienten in einer Intensivstation im Universitätsspital Basel, am Montag, 28. Dezember 2020, in Basel. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Long Covid kostete mehrere Pflegefachkräfte den Job.
  • Die Spitäler begründen dies damit, dass sie Platz für jemand Neues schaffen mussten.

Seit das Coronavirus in der Schweiz zirkuliert, sind die Mitarbeitenden der Spitäler am Anschlag. Laut der Suva dürfte die Pandemie der Grund dafür sein, dass Berufskrankheitsausfälle im Gesundheitswesen 2020 massiv angestiegen sind.

Haben Sie sich schon mal mit dem Coronavirus infiziert?

Dabei ist nicht bekannt, wie viele davon an Long Covid erkrankt sind. Gemäss dem «Kassensturz» sind manche Betroffene aber monatelang schwer krank. Und noch schlimmer: Einigen davon wurde während der Long-Covid-Erkrankung gekündigt.

Keine Tests und keine FFP2-Masken während zweiter Welle

So auch im Falle der Pflegefachfrau Monika Lehmann: Sie arbeitet seit 32 Jahren in der Pflege. Wechselte im Sommer 2020 im Spital Interlaken BE in die stationäre Psychiatrie. Wie die 49-Jährige dem «Kassensturz» berichtet, wurden zu dieser Zeit weder Personal noch Patienten auf das Coronavirus getestet. Auch habe das Personal keine FFP2-Masken erhalten.

Coronavirus Pflegefachfrau Kündigung Long-Covid
Monika Lehmann hatte sich mit dem Coronavirus infiziert. Während ihrer Long-Covid-Erkrankung wurde ihr vom Spital Interlaken gekündigt. - Screenshot SRF

Allein zwischen dem 31. Oktober und 7. Dezember 2020 musste das Spital die «krankheitsbedingte Abwesenheit» von 67 Mitarbeitenden kompensieren, wie im Geschäftsbericht steht. Die Gründe: Das Coronavirus, Krankheit und Erschöpfung.

Im Dezember mit Coronavirus infiziert

Im Dezember trifft es dann auch Lehmann, obwohl sie sich so gut wie möglich im Privatleben isoliert hat. Demnach dürfte sie sich während der Arbeit infiziert haben. Das Coronavirus greift ihre Hirnnerven an, es folgen Schmerzzustände. Sie erträgt weder Licht noch Lärm und liegt deswegen im abgedunkelten Zimmer: «Es ist unbeschreiblich, was Lärm für einen Schmerz verursachen kann – oder auch Licht.»

Trotz Long-Covid-Erkrankung bestellt sie das Spital im Juni 2021 zum Gespräch ein, man werde sich von ihr trennen müssen. Nach einem weiteren Telefonat folgt die schriftliche Kündigung: «Der laufende Betrieb auf der Psychiatriestation zwingt uns, Ihre Stelle neu zu besetzen, um die Personalplanung dauerhaft sicherstellen zu können.»

Lehmann wisse nicht, wie viele im Betrieb an Long Covid erkrankt seien, es könnten einzelne sein. «Sollte man denen nicht speziellen Schutz zukommen lassen und sagen: Gerade jene, die sich vermutlich im Betrieb angesteckt haben, unterstützen wir?», fragt die 49-Jährige.

Spital: «Gegenseitig gangbarster Weg in schwieriger Situation»

Das Spital Interlaken schreibt dem «Kassensturz», man habe die Kündigung als «gegenseitig gangbarsten Weg in einer schwierigen Situation» gesehen. Das Spital habe eine Kündigung mit der Möglichkeit eines späteren Wiedereinstiegs als beste Lösung angesehen.

Lehmann, der es mittlerweile deutlich besser geht, möchte für ihre Kolleginnen einstehen. Im Pflegeberuf käme es viel zu oft zu Kündigungen nach Krankheiten, sie ist kein Einzelfall. «Ich wünsche mir, dass die Arbeitgeber zu ihrem Personal stehen und ihnen Zeit geben, sich zu erholen. Und dass die Stellenpläne in dieser Situation mal beiseitegelegt werden.»

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