Coronavirus: Pflegerin muss Job in Insel wegen Long Covid aufgeben
Manuela Bieri war Pflegerin im Berner Inselspital. Noch über ein Jahr nach ihrer Infektion mit dem Coronavirus kann sie nur 10 Prozent im Homeoffice arbeiten.
Das Wichtigste in Kürze
- Im September 2020 steckte sich Insel-Pflegerin Manuela Bieri mit Corona an.
- In den nächsten Monaten konnte sie sich kaum noch konzentrieren, hatte «Nebel im Kopf».
- Sie leidet noch heute an Long Covid und arbeitet nur noch in einem Mini-Pensum.
«Ich hatte immer wie mehr Atemnot und konnte kaum noch längere Strecken gehen, ohne stehen zu bleiben. Es fühlte sich an, als würde ich einen Marathon laufen.»
Manuela Bieri vermisst ihre Arbeit im Berner Inselspital. Die Intensivpflegefachfrau kann ihren Beruf nicht mehr ausüben. Nach ihrer Infektion mit dem Coronavirus im September 2020 leidet sie noch heute an Long Covid. Lediglich ein 10-Prozent-Pensum in einem Temporär-Büro liegt drin – im Homeoffice.
Keine Puste nach Infektion mit dem Coronavirus
Eigentlich hatte Manuela Bieri, die heute auch im Vorstand der Gruppe «Long-Covid-Schweiz» ist, einen milden Krankheitsverlauf: Gliederschmerzen, erhöhte Temperatur, Husten, Magen- und Darmprobleme. «Es bestand nie die Gefahr, dass ich mich wegen der Infektion mit dem Coronavirus in Spitalbehandlung begeben müsste. Nach der Isolation ging ich wieder arbeiten.»
Doch nach einem Monat kehren die Symptome zurück, ihr geht immer mehr die Puste aus. «Ich machte erneut einen Test, dieser fiel negativ aus.» Jedoch stellte man fest, dass «meine Sauerstoffsättigung nach zwei bis drei Minuten normalem Gehen auf 86 Prozent fiel». Normal wäre über 95 Prozent.
Atemnot und Nebel im Kopf
Nach zwei bis drei Monaten verbessert sich zwar die Atemnot, jedoch verstärken sich die neurologischen Symptome. «Ich konnte mich kaum noch konzentrieren, vergass ganz viele Dinge. Ich hatte Wortfindungsstörungen, Schwindelattacken und Nebel im Kopf.»
Hinzu kommen Fieberschübe mit Schüttelfrost, Kopf-, Hals- und Gliederschmerzen. Mit der Zeit lernte Manuela Bieri: «Diese Symptome treten auf, sobald ich mich körperlich, geistig der emotional überanstrengt habe. Sie begleiten mich bis heute.»
«Vermisse Patientenkontakt»
Im Spital zu arbeiten, fehlt Manuela Bieri sehr. «Ich vermisse den persönlichen Kontakt mit den Patienten und den Teammitgliedern. Ich möchte meinen KollegInnen wieder zur Seite stehen im Hinblick auf die schwierige Situation mit dem Mangel an Fachpersonal.» Nicht mehr die Möglichkeit zu haben, mit dem Roten Kreuz auf internationale Einsätze zu gehen, ist für sie schwierig.
Immerhin: «Da ich mich bei meiner Arbeit mit dem Coronavirus angesteckt habe, erhalte ich von der Unfallversicherung das Taggeld. Deswegen bin ich momentan finanziell abgesichert, was vielen anderen Long-Covid-Erkrankten verwehrt bleibt.»
Long Covid nicht heilbar
Manuela Bieri kann nur hoffen, «dass die Erkrankung von selber wieder weggeht». Stand heute gibt es keine Heilung von Long Covid. Und auch keine Diagnostik.
Bieri mahnt zu mehr Akzeptanz: «Es gibt immer noch viele Ärzte und Versicherungen, die Long-Covid-Symptome nicht genug ernst nehmen. Sie glauben den betroffenen Menschen nicht, oder noch schlimmer, sie wollen ihnen weismachen, dass sie sich ihre Symptome einbilden. Wenn ein Mensch so wenig Energie hat, ist es noch schwieriger, sich gegen solche Ärzte und Versicherungen zu wehren.»