Coronavirus: Schweizer Einkaufstouris stürmen in deutsche Geschäfte
Wegen des Coronavirus waren Einkäufe in Deutschland für die Schweizer Bevölkerung über mehrere Monate verboten. Seit Donnerstag gilt diese Regel nicht mehr.
Das Wichtigste in Kürze
- Ende Dezember 2020 wurde in Süddeutschland ein Einkaufsverbot für Schweizer ausgehängt.
- Seit gestern Donnerstag gilt die 24-Stunden-Regel für die Bevölkerung der Schweiz wieder.
- Wie sieht die Situation jenseits der Grenze aus? Nau.ch ist vor Ort.
Gestern Donnerstag wurden die deutschen Einreisebestimmungen gelockert: Menschen aus der Schweiz dürfen sich wieder ohne triftigen Grund 24 Stunden lang im Nachbarland frei bewegen. Auch muss bei der Einreise kein negativer Test auf das Coronavirus vorgewiesen werden.
Sorgt Coronavirus für langfristige Veränderung im Einkaufstourismus?
Dank der Aufhebung darf die Schweizer Bevölkerung die Grenze wieder zum Einkaufen überqueren. In Süddeutschland war dies seit Ende Dezember verboten.
Die Rückkehr zum Einkaufstourismus werden wohl auch die Läden und Einkaufszentren in der Schweiz zu spüren bekommen. Viele Menschen sahen sich wegen der Einschränkungen gezwungen, vermehrt in der Heimat einzukaufen – Detailhändler wie die Migros profitierten. Das Grenzeinkaufsverbot könnte allerdings nachhaltige Auswirkungen auf das Konsumverhalten haben.
Laut einer Umfrage wollen zahlreiche Schweizerinnen und Schweizer die Einkaufs-Ausflüge komplett streichen oder zumindest seltener werden lassen.
Während die meisten Geschäfte am gestrigen Auffahrtsdonnerstag geschlossen waren, können die Schweizer die 24-Stunden-Regel heute erstmals seit Dezember ausnutzen.
Einkaufstourist aus Thurgau: «Meine Frau braucht Schminke»
«Die Frequenz wird jetzt zunehmen», sagt Peter Herrmann, Center-Manager vom Lago, zu Nau.ch. Da für viele die Meldung überraschend kam, erwartet er nicht den grossen Ansturm für den heutigen Tag. Eher einen stetigen Anstieg über die kommenden Wochen.
«In den nächsten Tagen und Wochen, vor allem auch auf die Pfingstferien hin, wird sich die Frequenz deutlich erhöhen. Und wir wieder zur Normalität zurückkehren.»
Normalität heisst aktuell für das Einkaufszentrum auch zusätzliches Sicherheitspersonal einzustellen. Es soll dafür sorgen, dass die Schutzmassnahmen zur Eindämmung des Coronavirus eingehalten werden. Aber man sei optimistisch, «weil die Bestimmungen auch schon seit einem Jahr gelten».
Er brauche nichts, sagt Harry, Einkaufstourist aus Erlen TG, seine Frau kaufe Schminke. In den letzten sechs Monaten habe er vermisst: «dass die Stadt so leer war, so einsam und nichts mehr los war. Man kam sich fast so vor wie im Gefängnis.»
Paketstation-Chefin erwartet «zwei-, drei-, vierhundert Leute»
Nicht nur in den Geschäften freut man sich über die Rückkehr der Schweizerinnen und Schweizer. Paketstationen kehren allmählich ebenfalls zum Alltag zurück. Unzählige Menschen bestellen Pakete, die nicht in die Schweiz geliefert werden, an eine Station nahe der Grenze.
«Gross vorbereiten» habe sie sich auf den heutigen Tag nicht können, sagt Mandy Klein, Chefin von «Lieferadresse-Konstanz» gegenüber Nau.ch. «Es war nur ein Tag da.»
Sie habe die Lagerfristen erst ab dem 1. Juni in Kraft gesetzt, «damit nicht jeder aufs Mal kommen muss». Und dennoch erwartet sie heute «viele» Menschen. «Zwei-, drei-, vierhundert Leute vielleicht», sagt sie.
In den letzten Monaten haben sich Hunderte Pakete bei der «Lieferadresse-Konstanz» angestaut. Sie könne nicht sagen, wie viele es genau seien. Die 800 Quadratmeter aller drei Filialen seien voll.
Immerhin seien es weniger als noch während des ersten Shutdowns zur Eindämmung des Coronavirus. «Es kam damals überraschend und die Leute haben weiter eingekauft, weil sie nicht wussten, wie lange das geht. Da haben wir Räume anmieten müssen.» Das habe sie diesmal auch, aber nur für eine Filiale, erklärt Klein.