Coronavirus: Schweizer Impfchef reagiert auf Disput in Deutschland
Swissmedic lässt den Pfizer-Impfstoff gegen das Coronavirus für Kinder zu. In Deutschland warnt die Impfkommission. Der Schweizer Impfchef beschwichtigt.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Chef der deutschen Impfkommission will wegen zu wenig Daten noch keine Kinder impfen.
- Swissmedic stützt sich auf die gleiche Studie und lässt das Pfizer-Vakzin ab 12 Jahren zu.
- Impfkommissionschef Berger will bei dem weiteren Vorgehen darum vorsichtig bleiben.
Es geht vorwärts mit dem Impfen gegen das Coronavirus in der Schweiz. 22 Prozent der Bevölkerung ist vollständig geimpft, 15 warten noch auf den zweiten Piks. Langsam, aber sicher rückt somit auch die Impfung der Jugendlichen näher.
Coronavirus: nur kleine Studie mit Kindern
Jenseits der Grenze in Deutschland war am Wochenende genau darüber eine Debatte entbrannt. Auslöser war der Vorsitzende der Impfkommission, Thomas Mertens. Er mahnte in einem NDR-Podcast zur Zurückhaltung bei der Impfung von Kindern, weil die Datenlage dazu noch nicht ausreichend sei.
Die betreffende Zulassungsstudie umfasste rund 1100 Kinder. Davon zeigten 1,3 Prozent eine schwere Reaktion. Das reiche nicht für aussagekräftige Ergebnisse, findet Mertens: «Den Kindern bietet man ja kein Lakritzbonbon an, sondern das ist ein medizinischer Eingriff.»
Schweiz stützt sich auf gleiche Daten
In der Schweiz stützt man sich auf die gleichen Daten. Swissmedic hatte am Freitag den Pfizer-Impfstoff für 12- bis 15-Jährige zugelassen. Dessen klinische Studie resultierte in einer Wirksamkeit von 100 Prozent bei dieser Altersgruppe. Aktuell plant darum die Eidgenössische Impfkommission das weitere Vorgehen.
Deren Leiter Christoph Berger stellt auf Anfrage ein Konzept auf Ende Juni in Aussicht. Dass der Chef seiner deutschen Schwesterbehörde die Datenlage kritisch hinterfragt, kann er verstehen. «Die Zahlen sind relativ klein.»
Zum Vergleich: Für die Studie bei 12- bis 15-Jährigen rekrutierte Pfizer/Biontech rund 2300 Kinder und Jugendliche. In der Erwachsenen-Studie wurden über 43'000 Probanden untersucht.
«Grundsätzlich sind das aber Good News», so Berger. Er verweist auf die Arzneimittelbehörden der USA, der EU und der Schweiz, die alle unabhängig voneinander die Altersgruppe zugelassen haben. Auch er will aber vorsichtig sein: «Wir schauen die Daten genau an, sind aufmerksam und wachsam», so der Kinderarzt.
Berger: Kein Druck auf Jugendliche ausüben
Berger will auch die Aussage von Bundesrat Berset bezüglich der Herdenimmunität gegen das Coronavirus relativieren. Dieser hatte im Westschweizer Fernsehen angedeutet, dass für eine Durchimpfung von 80 Prozent der Bevölkerung auch die Jugendlichen mitmachen müssten.
«Das primäre Ziel hier ist nicht die Durchimpfung», stellt er klar. Wenn mit solchen Argumenten Druck auf die Jugendlichen ausgeübt werde, sei das nicht fair. «Wichtig ist es, dieser Altersgruppe die Möglichkeit einer Entscheidung zu geben.»
Er selber kenne viele, die sich impfen lassen wollen, um sich oder ihr Umfeld schützen zu können. «Diese sollen das auch tun können.»