Coronavirus: Darum schützt Impfstoff Teenies besser als Erwachsene
Bei Erwachsenen schützt die Impfung zu rund 95, bei Teenies jedoch zu 100 Prozent vor dem Coronavirus. Wie das?
Das Wichtigste in Kürze
- Die Wirksamkeit der mRNA-Impfstoffe liegt bei Jugendlichen bei 100 Prozent.
- Bei Erwachsenen beträgt sie 94 respektive 95 Prozent.
- Ein Infektiologe erklärt sich den Unterschied in der Immunantwort.
Diese Nachricht liess einige Aufhorchen, so absehbar sie auch war: 129 Personen haben sich trotz doppelter Impfung mit dem Coronavirus infiziert. Mitte Monat gab das Bundesamt für Gesundheit BAG erstmals eine konkrete Zahl bekannt.
Ein paar Tage später waren es bereits über 150, in Wirklichkeit dürften es weit mehr sein. Denn schon bei der Zulassung der mRNA-Impfstoffe war klar: Sie schützen nicht zu 100 Prozent. Beim Pfizer/Biontech-Vakzin liegt der Schutz bei 95 Prozent, bei jenem von Moderna sind es rund 94 Prozent. Doch der Schutz ist hoch, besonders vor einer schweren Erkrankung.
Besonders hoch ist er bei Jugendlichen: Bei satten 100 Prozent, wie nach Pfizer/Biontech diese Woche auch Moderna offiziell bekannt gab. Warum die Impfung bei Teenies besser anschlägt, kann der US-Hersteller auf Anfrage nur spärlich erläutern.
Immunantwort nimmt mit dem Alter ab
Wie ein Sprecher zu Nau.ch sagt, führe Moderna dies «wahrscheinlich auf die höhere Immunstärke der jüngeren Bevölkerung zurück». Ausführlicher wird Huldrych Günthard, Infektiologe und leitender Arzt am Universitätsspital Zürich.
Auch Günthard sieht eine Erklärung darin, dass das Immunsystem von Jugendlichen besser auf die Impfung reagiert als bei Älteren.
«Wir sehen ja auch Unterschiede beispielsweise bei Leuten über 70 Jahre im Vergleich zu Jüngeren.» Es sei allgemein bekannt, dass die Immunantwort auf eine Impfung mit dem Älterwerden tendenziell abnimmt. So erklärten sich jüngst auch die Zürcher Pflegezentren einen Ausbruch bei vollständig geimpften Hochbetagten.
Günthard führt jedoch weiter aus, dass die Teilnehmerzahl an der Studie unter Jugendlichen deutlich kleiner war als bei Erwachsenen-Studien. «Und die Daten eventuell etwas weniger robust sind.»
Für die Teenie-Studie rekrutierte Moderna rund 3700 Teilnehmende zwischen 12 und 18 Jahren. Zwei Drittel erhielten den Impfstoff gegen das Coronavirus, ein Drittel ein Placebo. In der Impfgruppe erkrankte niemand am Coronavirus, in der Placebo-Gruppe waren es vier.
In der grossen Erwachsenen-Studie waren hingegen rund 28'000 Probanden beteiligt. Die Aussagekraft der Daten ist also um einiges höher.
Coronavirus: «Wahrscheinlich wird es noch eine dritte Impfung brauchen»
Dass die Wirksamkeit bei 94 respektive 95 Prozent liegt, sollte also Erwachsene nicht vom Impfwunsch abhalten. Infektiologe Günthard: «Eine viel bessere Schutzwirkung kann wohl kaum mittels einer Impfung erzielt werden.» Zum Vergleich: Bei der Grippe-Impfung liegt die Wirksamkeit im Schnitt zwischen 60 und 70 Prozent.
Die grosse Frage bleibt hingegen, wie lange der Impfschutz anhält. Gemäss Günthard sehen die Daten für ein halbes Jahr schon mal «sehr gut» aus. Was die Wirksamkeit gegen die Virus-Varianten angeht, brauche es dringend mehr Langzeitdaten.
«Wahrscheinlich wird es noch eine dritte Impfung brauchen», stellt der Infektiologe in Aussicht. Der Bund prüft derzeit die organisatorischen Fragen einer sogenannten «Auffrischimpfung».