Coronavirus: Darum drängen Berset & Co. auf Impfung der Kinder
Das Wichtigste in Kürze
- Seit Beginn der Pandemie wird über die Rolle der Kinder diskutiert.
- Bis heute ist unklar, wie stark Kinder das Coronavirus weiterverbreiten.
- Dennoch will der oberste Impf-Chef der Schweiz bald auch Kinder impfen lassen.
«Kinder sind keine Treiber der Pandemie.» Die Aussage des ehemaligen «Mr. Corona» Daniel Koch hat sich vor über einem Jahr ins kollektive Gedächtnis gebrannt.
Bis heute ist die Rolle der Kinder schleierhaft. Doch über eines scheinen sich Bund und Wissenschaft einig zu sein: Geimpft werden sollen die Kinder, so rasch wie nur möglich.
Der Chef der Impfkommission erwartet, dass Kinder ab 12 bereits nach den Sommerferien geimpft werden. Die Zulassung des Pfizer-Impfstoffes durch Swissmedic wird in den nächsten Tagen erwartet. Und auch Gesundheitsminister Alain Berset befürwortet die Impfung von Jugendlichen, wie er am Sonntag im Westschweizer Fernsehen festhielt.
Viele Eltern dürften sich Fragen: Wie sinnvoll ist die Impfung für mein Kind?
Geimpfte Kinder und Teenies relevant für allfällige Herdenimmunität
Berset begründet das Bestreben mit einer gewissen Immunität, die notwendig sei, um aus der gesundheitlichen Krisensituation herauszukommen. Mit den aggressiveren Virus-Varianten steigt nämlich auch der Anteil der geimpften Bevölkerung, den es für eine Herdenimmunität bräuchte. Sprach man bei der Ursprungsvariante noch von 60 bis 70 Prozent, sind es heute mindestens 80 Prozent der Bevölkerung.
Soll sich ihr Kind impfen lassen?
Rund 20 Prozent der Bevölkerung ist nicht älter als 20 Jahre. Folglich müssten sich auch Kinder und Jugendliche impfen lassen, falls eine grossflächige Immunität angestrebt wird.
«Ich möchte Kinder impfen lassen», betonte Impfkommissions-Chef Christoph Berger jüngst bei Nau.ch. Nicht primär für die Herdenimmunität, die der Kinderarzt für nur schwer erreichbar hält, «sondern, um sie zu schützen».
Impfung schützt Jugendliche sehr gut vor Coronavirus
In der zweiten Welle landeten mehr Kinder und Jugendliche im Spital. Doch im Vergleich zu Menschen ab 50 Jahren sind es deutlich weniger.
Dennoch kann das Virus bei Kindern starke Auswirkungen haben. Zum einen wegen des Pims-Syndroms, einer Überreaktion des Immunsystems.
Die Kinder leiden an hohem Fieber, Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall und Ausschlägen. Gemäss Schätzungen tritt es bei einem unter 1000 Kindern auf.
Hinzu kommt Long Covid: Auch Kinder können noch Monate nach der Infektion mit dem Coronavirus an Spätfolgen leiden. Wie viele Kinder es trifft, ist aber noch sehr unklar.
Die Impfung schützt Kinder und Jugendliche sehr gut, zumindest jene ab 12 Jahren. So versprechen die ersten grossflächigen Studien der in der Schweiz zugelassenen Stoffe gar 100 Prozent Wirksamkeit.
«Früher oder später kommt jede Person mit Virus in Kontakt»
Mittlerweile erwiesen ist zudem, dass sich Schulkinder gleich häufig mit dem Coronavirus infizieren wie Erwachsene. Zu diesem Schluss kommt die schweizweit grösste Studie «Ciao Corona» der Universität Zürich. Jedes fünfte Zürcher Schulkind hat sich gemäss deren Erhebung mit dem Coronavirus infiziert.
«Früher oder später wird wahrscheinlich jede Person mit dem Virus in Kontakt kommen. Da es uns kaum gelingen wird, das Virus zu eliminieren», hält Huldrych Günthard fest. Der Infektiologe und leitende Arzt am Universitätsspital Zürich rät deshalb Eltern, ihre Kinder zu impfen.
«Zusätzlich muss auch gesagt werden, dass die natürliche Infektion in vielen Fällen nur eine relativ schwache Immunreaktion auslöst.» Im Gegensatz dazu würden die Impfstoffe sehr gute, zuverlässige und robuste Immunantworten induzieren.
Diese seien umso wichtiger, da nun grosse Lockerungsschritte in Kraft getreten sind. Und das Virus speziell unter denjenigen zirkuliert, «die nicht geimpft sind».