Coronavirus: So berichtet ein Schweizer über die Situation vor Ort
Mallorca gehört neu zum Coronavirus Risikogebiet. Laut einem Unternehmer auf der Insel auch, weil sich die Touristen nicht immer an die Massnahmen hielten.
Das Wichtigste in Kürze
- Mallorca wird von der Schweiz, Deutschland und Österreich neu als Risikogebiet eingestuft.
- «Das war klar» sagt ein Unternehmer, der zwischen der Schweiz und der Insel pendelt.
- Viele Touristen nehmen die Corona-Massnahmen nicht gleich ernst wie die Einheimischen.
Erst fiel nur der Ballermann auf Mallorca dem Coronavirus zum Opfer, jetzt die ganze Insel. Die Optionen für die Strand-Liebhaber unter Herr und Frau Schweizer werden weniger und weniger.
Die Balearen rutschten zusammen mit Malta, Belgien und Indien am Dienstag auf die Liste der Coronavirus Risikoländer des Bundes. Ab morgen Donnerstag müssen alle Rückkehrer aus diesen Ländern in der Schweiz zehn Tage in Quarantäne.
Nachvollziehbarer Schritt
Francesco D'Alessandro pendelt von April bis Dezember regelmässig zwischen der Schweiz und Mallorca. Sein Lebensmittelpunkt liegt aber am Bodensee. Eigentlich wäre er am Montag zurück in die Schweiz geflogen, erzählt der 50-Jährige. Weil er aber Freunde und Familie nicht anstecken oder in die Quarantäne schicken will, bleibt er vorerst auf Mallorca.
D'Alessandro hat die Einstufung der Balearen als Risikogebiet kommen sehen. «Wenn man die Entwicklung hier beobachtet hat, war das klar», sagt der Unternehmer.
Coronavirus ist omnipräsent
Der Respekt vor dem Virus sei deutlich spürbar: «Angst ist hier vielerorts nur der Vorname, seit Juni trägt hier wirklich jeder eine Maske.» Man sei sehr diszipliniert. Im Laden werde gar durch Securitas kontrolliert, ob man sich auch die Hände am Eingang desinfiziert habe. Auch im Restaurant darf nur während dem Essen am Tisch die Maske abgelegt werden.
Die Urlauber nehmen die Massnahmen wegen des Coronavirus aber nicht gleich ernst. D'Alessandro schätzt, dass es derzeit rund 60 Prozent weniger Touristen auf der Insel hat als sonst. «Es hat vor allem noch Russen, Polen und Italiener.»
Diese sähen das Ganze oft lockerer. «Man stellt einen klaren Unterschied zwischen den Touristen und den Einheimischen fest».
Durch die Quarantänebestimmungen von Deutschland und Grossbritannien fallen die beiden grössten Touristengruppen weg. «Das ist schrecklich für den Tourismus», meint D'Alessandro betroffen. «Knapp 75 Prozent der Einheimischen hier arbeiten in dem Sektor.»
Corona-Krise führt zu Immobilien-Boom auf Mallorca
Er selber ist auf Mallorca im Immobiliensektor tätig und musste sich darum auch neu organisieren. «Viele Einheimische konnten ihre Mieten nicht mehr bezahlen», erzählt der Unternehmer. Gefragt seien jetzt individuelle Lösungen, so dass niemand auf der Strasse lande.
Anders sehe es beim Immobilienkauf aus. «Es ist verrückt, verkauft werden gar mehr Immobilien als noch vor der Krise». Besonders im Luxus-Segment sei der Absatz extrem gestiegen.
«Viele reiche Leute haben wegen der Krise aus Angst ihre Aktien verkauft. Dieses Kapital muss jetzt neu investiert werden.» Oft werde so eine teure Finca am Telefon verkauft – ohne dass der Käufer sie je gesehen hätte.