Coronavirus: Spitäler kritisieren neue Richtwerte des Bundesrats
Der Bundesrat die Richtwerte für Verschärfungen angepasst. Zentral ist dabei der 14-Tages-Inzidenzwert der neuen Fälle mit dem Coronavirus. Spitäler zittern.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat hat sein «3-Phasen-Modell» für eine Rückkehr zur Normalität vorgestellt.
- Zentral für die jeweiligen Öffnungsschritte sind die 14-Tages-Inzidenzen der Infektionen.
- Könnte dieser Mechanismus Spitäler wieder an ihre Belastungsgrenzen bringen?
Der Bundesrat hat gestern sein «3-Phasen-Modell» zur Rückkehr in die Normalität vorgestellt. Zentral für die jeweiligen Öffnungsschritte sind neben dem Fortschritt der Impf-Kampagne vor allem die Neuansteckungen mit dem Coronavirus.
Die Landesregierung hat dabei die Richtwerte für mögliche Verschärfungen nach oben angepasst. In der aktuellen «Schutzphase» wird neu eine 14-Tages-Inzidenz von 450 statt wie bis anhin 350 toleriert. Die Inzidenz liegt heute Donnerstag bei rund 330 Personen auf 100'000 Einwohner.
In der darauffolgenden «Stabilisierungsphase» (wohl etwa ab Juni) erachtet der Bundesrat sogar eine 14-Tages-Inzidenz von bis zu 600 als hinnehmbar.
Zu beachten gilt hierbei: Je mehr Personen in der Bevölkerung geimpft sind, desto höher ist die Inzidenz des Coronavirus unter den Nicht-Geimpften.
Doch was bedeutet das nun für Schweizer Spitäler? Könnten sie dadurch wieder an ihre Kapazitätsgrenzen gelangen? Nau.ch hat nachgefragt.
Steigen Infektionszahlen des Coronavirus «wird es kritisch»
Im Inselspital in Bern betrachtet man die neuen Richtwerte kritisch. «Steigen die Infektionszahlen stark an, wird es auf der Intensivmedizin kritisch.» Das sagt Mediensprecherin Petra Ming zu Nau.ch
Denn: «In der Regel nehmen zeitverzögert zu den Infektionszahlen auch die schweren Krankheitsverläufe zu», so Ming. Und damit auch die Anzahl der Covid-Patienten auf der Intensivmedizin.
Im Inselspital verzeichne man zurzeit eine sehr hohe Auslastung auf der Intensivmedizin. «Einerseits haben in den letzten Tagen die Covid-Patienten wieder zugenommen. Andererseits haben wir eine hohe Auslastung von Nicht-Covid-Patienten», so Ming.
Auch wenn die Anzahl geimpfter Personen in der Bevölkerung ansteige, solle man Vorsicht walten lassen. «Es ist entscheidend, dass die Infektionszahlen und die allenfalls daraus resultierenden schweren Krankheitsverläufen trotz Öffnungsschritten nicht stark ansteigen.» Wie sich die Situation auf der Intensivmedizin entwickelt, werde sich in den nächsten Wochen zeigen.
Zahlen müssen tief bleiben: «Das ist essenziell!»
Ins selbe Horn bläst das Universitätsspital Zürich. Die Kommunikationsverantwortliche Katrin Hürlimann betont: «Für die Spitäler ist es weiterhin essenziell, dass die Fallzahlen tief bleiben.»
Denn: Je höher die Inzidenz, also die Fallzahl, desto mehr Menschen hätten potenziell auch einen schwereren Verlauf mit dem Coronavirus. Es gebe zudem Hinweise, dass die britische oder brasilianische Variante des Coronavirus auch bei jüngeren Leuten zu schweren Verläufen führten. Eine «verträgliche» Inzidenz hänge von verschiedenen Faktoren ab, so Hürlimann.