Auch nach einer Impfung bleibt eine Ansteckung mit dem Coronavirus möglich. Grund sind Mutationen an den Spike-Proteinen des Virus.
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Mutationen sind bei einem Virus völlig normal, erklärt das BAG. - Keystone/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Einzelne Mutationen des Coronavirus bereiten den Wissenschaftlern Sorgen.
  • Trotz einer Impfung können sich Menschen mit dem Coronavirus infizieren.
  • Und auch logistische Probleme sorgen für weitere Hindernisse im Corona-Kampf.
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Britische, brasilianische, südafrikanische und jetzt die indische: Immer wieder verändern sich Varianten des Coronavirus und sorgen für neue Herausforderungen.

«Es ist völlig normal, dass Viren mutieren», erklärt Emma Hodcroft, Epidemiologin an der Universität Bern, gegenüber «Puls». Die meisten Mutationen würden dabei Menschen nicht kranker machen und würden sich auch nicht schneller verbreiten.

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Die Epidemiologin Emma Hodcroft forscht an der Universität Bern. - Screenshot SRF-«Puls»

Doch es gibt auch Besorgnis erregende Veränderungen, wie etwa die oben genannte britische Mutation. Sie macht derzeit einen Grossteil der Ansteckungen in der Schweiz aus und ist rund 30 Prozent ansteckender. Aber auch die in der Schweiz kaum zirkulierende brasilianische und südafrikanische Varianten des Coronavirus bereiten Sorgen.

«Sie könnten Menschen nochmals anstecken oder die Impfung könnten weniger gut wirken», befürchtet Hodcroft. «Das ist unsere grösste Angst» erklärt die Epidemiologin in der SRF-Sendung.

Coronavirus: Antikörper verhindern Eindringen des Virus in Zelle

Gefährlich dabei sind die Veränderungen an den Spike-Proteinen. Sie sind dafür verantwortlich, dass die Viren an den menschlichen Zellen andocken, eindringen und sich vermehren können.

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Antikörper docken an den Spike des Virus an und verhindern das Eindringen in die Zelle. - Grafik SRF-«Puls»

Geimpfte Personen bilden Antikörper. Diese heften sich an den Spikes an und verhindern damit, dass das Virus an der Zelle andocken kann. So schützt eine Impfung vor einer Infektion.

Doch verändert sich die Form der Spikes durch Mutationen, erkennen die Antikörper die Spikes weniger gut und können nicht andocken. So können die Zellen das Virus nicht mehr abwehren. Diese gefährlichen Varianten könnten darum die bisherigen Impferfolge zunichtemachen.

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Die Antikörper erkennen die mutierten Spike-Proteine der neuen Coronaviren weniger gut. - Screenshot SRF

Doch es bleiben noch die T-Zellen, die im Körper von Geimpften vorkommen. Diese suchen im Körper nach befallenen Zellen und töten diese. In Laborexperimenten wurde bereits gezeigt, dass eine solche T-Zellen-Antwort auch gegen neue Varianten des Virus funktioniert. Personen infizieren sich zwar noch mit dem Coronavirus, doch die T-Zellen-Antwort kann das Virus stoppen, bevor schwere Reaktionen vorkommen.

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T-Zellen suchen infizierte Zellen und töten diese. - Grafik SRF-«Puls»

Fast hundertprozentiger Schutz bei Südafrika-Mutation

Immunologe Steve Pascolo von der Universität Zürich berichtet von Untersuchungen in Südafrika. Diese zeigen, dass bei Geimpften ein fast hundertprozentiger Schutz erreicht wurde. Zudem können die Impfstoffe, die auf der mRNA-Technologie basieren, schnell angepasst werden. Impfhersteller würden bereits jetzt für Mutationen angepasste Impfstoffe entwickeln.

Epidemiologin Hodcroft warnt hingegen vor zu viel Optimismus. Es sei zwar gut machbar, dass die mRNA-Impfstoffe den Varianten angepasst werden.

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mRNA-Vakzine könnten schnell angepasst werden. (Symbolbild) - dpa

Doch damit sei man noch nicht am Ziel. Zunächst müsse genügend Impfstoff hergestellt und auch verteilt werden. «Viele Länder haben noch gar keine Impfdosen erhalten», so Hodcroft.

Und die letzten Monate hätten gezeigt, dass die logistischen Probleme keine kleinen Herausforderungen seien. Darum sei die Frage zentral: «Wie bringen wir die Impfung zu den Menschen auf der ganzen Welt.»

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