Coronavirus: Umarmung an Demo «doppelt unprofessionell»

Rowena Goebel
Rowena Goebel

Rapperswil-Jona,

Am Samstag wurde erneut gegen die Massnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus protestiert. Nun schlägt eine Umarmung Wellen. Ein «No-Go», bekräftigt ein Forscher.

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Eine Teilnehmerin der Demo gegen die Massnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus umarmt einen Beamten der Kantonspolizei St. Gallen. - Twitter @jusinakerosina

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Samstag hat in Rapperswil eine unbewilligte Demo gegen die Corona-Regeln stattgefunden.
  • Dabei umarmte ein St. Galler Polizist eine Teilnehmerin.
  • Ein Sozialwissenschaftler bezeichnet die Aktion als «doppelt unprofessionell».

Ein Video aus Rapperswil-Jona SG sorgt derzeit für Schlagzeilen: Darin ist zu sehen, wie ein St. Galler Polizist eine Teilnehmerin der nicht bewilligten Corona-Demo vom Samstag umarmt. Der Beamte trägt dabei eine Maske, die nur seinen Mund und nicht die Nase bedeckt.

Es ist eine Berührung, in der viele ein politisches Statement zu erkennen glauben: Auf Twitter lösten die Aufnahmen einen Aufschrei aus. Zahlreiche Nutzer kritisieren dort die milde Handhabung der Situation durch die Kapo.

Verstehen Sie die Reaktion des Polizisten?

Polizeisprecher Hanspeter Krüsi relativiert den Vorfall zwar: «Die Alternative wäre gewesen, die Frau abzuwehren, das wäre dann auch kritisiert worden. Das ist eine empathische, freundliche Reaktion.» Doch der bittere Nachgeschmack bleibt – zumindest bei Sozialwissenschaftler und Verschwörungstheorie-Experte Marko Kovic.

Coronavirus
Der Sozialwissenschaftler und Verschwörungstheorie-Experte Marko Kovic. - zVg

Er betont auf Anfrage von Nau.ch: «Ich bin grundsätzlich dafür, dass sich die Polizei auch an unbewilligten Demos kulant zeigt und nicht aggressiv ist.» Für den betroffenen Polizisten zeigt er Verständnis – «Ich kann mir vorstellen, dass er von der Situation etwas überrascht war.» Er habe wohl nicht so recht gewusst, wie er reagieren solle.

«Das Verhalten des Polizisten ist aber trotzdem doppelt unprofessionell», so Kovic. «Einerseits verbrüdert er sich hier direkt mit den Corona-Skeptikern und liefert ihnen damit ausgezeichnetes Propagandamaterial. Andererseits ist eine solche Umarmung im Kontext des Coronavirus einfach ein No-Go.»

Coronavirus: «Skeptiker mit Samthandschuhen angegangen!»

Ganz allgemein kritisiert der Sozialwissenschaftler den Umgang mit den Gegnern der Massnahmen gegen das Coronavirus: «Im Vergleich zu anderen unbewilligten Protesten in Pandemiezeiten werden die Corona-Skeptiker von der Polizei mit Samthandschuhen angegangen.» Beispielhaft nennt er Klima- und Frauenproteste – hier habe es ganz anders ausgesehen.

Dennoch findet er es richtig, dass die Polizisten kulant blieben. «Würde die Polizei hart durchgreifen und die Demos auflösen, könnten sich die Skeptiker als Märtyrer aufspielen.»

Kovic ist der Meinung, dass sich die Korps bei allen Arten von friedlichen Demos zurückhaltend zeigen sollen. «Kulanz für Corona-Skeptiker, Knüppel für den Rest – das geht nicht.»

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