Coronavirus: Warum löst der Tod eines Skeptikers Schadenfreude aus?

Rebekka Affolter
Rebekka Affolter

Bern,

In Österreich ist ein Corona-Skeptiker gestorben – an den Folgen des Coronavirus. Im Netz ist die Schadenfreude gross. Ein Ethiker erklärt, warum.

robert peterlik Coronavirus
Robert Peterlik, ein Corona-Skeptiker aus Österreich, ist mit 40 Jahren am Coronavirus gestorben. - Screenshot Facebook/@DI Robert Peterlik GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Robert Peterlik ist im Alter von 40 Jahren an seiner Corona-Erkrankung gestorben.
  • Da er ein bekannter Corona-Skeptiker war, sorgte sein Tod im Netz für viel Schadenfreude.
  • Zwei Schweizer Ethiker erklären, weshalb uns Schadenfreude nicht glücklicher macht.

«Vielleicht bringt es ja zumindest einen Querdenker zum Denken?», schreibt ein User zum Tod von Robert Peterlik. Der Österreicher aus Neudörfl ist mit 40 Jahren nach einer Corona-Erkrankung gestorben.

Zuvor fiel Peterlik im Netz durch seine Kritik der Corona-Massnahmen auf. Immer wieder forderte er den Rücktritt von Kanzler Sebastian Kurz. Zudem verharmloste er das Coronavirus selbst.

«Leugnen schützt vor Corona nicht»

Dass er nun an diesem Virus gestorben ist, sorgt im Netz für viel Häme. «Mit einem richtigen Lockdown wäre auch Robert Peterlik nicht gestorben», schreibt ein Twitter-User.

Mitleid mit Peterlik ist eher rar: «Würde gerne behaupten, ich hätte Mitleid, aber lügen darf man nicht», so ein User. Leugnen schütze vor Corona nicht, schreibt ein anderer.

Magufli verharmloste Coronavirus

Zu einem ähnlichen Beispiel kam es in Tansania. Magufuli, der Präsident des Landes, ist im März im Alter von 61 Jahren gestorben. Offiziell starb er an einer Herzerkrankung.

Laut Gerüchten soll allerdings eine Corona-Erkrankung die Todesursache sein. Zuvor starben bereits einige Regierungsmitglieder an Covid-19. Ähnlich wie Peterlik verharmloste der Präsident das Coronavirus immer wieder.

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John Magufuli im August. - AFP/Archiv

Doch warum freut es manche Menschen, wenn ein Skeptiker an den Folgen des Coronavirus stirbt? Ethiker Christof Arn erklärt: «Schadenfreude haben wir, weil wir selbst nicht ganz glücklich sind.» Indem man auf andere herabschaue, könne man sein eigenes Selbstbewusstsein aufbauen.

Auch Ruth Baumann-Hölzle, Leiterin von Dialog Ethik, sagt: «Schadenfreude sagt mehr über die sich freuende Person aus als über den Verstorbenen.» Zudem zeige diese Schadenfreude, wo wir gesellschaftlich stehen: «Der Andere wird zum Feind.»

Menschen werden nicht glücklicher, wenn sie schadenfreudig sind

Der andere wird als Mensch nicht respektiert, führt Baumann-Hölzle aus. Er werde zum «Unmenschen» und damit erniedrigt. Solches Verhalten widerspreche der Menschenwürde. «Stattdessen müssen wir uns bei diesem Gefühl selbst infrage stellen.»

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Coronavirus: Skeptiker bilden eine Menschenkette im Gebiet «Klein-Venedig» am Bodensee in Konstanz. - Keystone

«Schadenfreude widerspricht der Idee der Menschenwürde nach Immanuel Kant», erläutert Christof Arn. Zudem verstosse sie gegen das Glück als höchstes Prinzip des Utilitarismus. «Denn letztlich machen wir auch uns selbst nicht nachhaltig glücklicher, wenn wir schadenfreudig sind.»

Aber Achtung: Man solle sich selbst nicht verurteilen, wenn man Schadenfreude verspüre, so Arn. Stattdessen solle man sich selbst und anderen helfen, aus diesem Reflex herauszukommen.

«Wie wollen wir zusammenleben ... feindselig oder friedlich?»

Denn: «Rund um Corona ist auf allen Seiten viel Angst im Spiel.» Die einen fürchten sich vor der Krankheit, die anderen machen sich Sorgen um ihre Freiheit, alle sind überfordert. Dabei sei es wichtig, sich nicht aufzuspielen. «Je mehr wir andere Meinungen respektieren, desto schlauer können wir mit der Situation umgehen», erklärt der Ethiker.

Schadenfreude sei Gift für das Zusammenleben, sagt auch Baumann-Hölzle. Gefühle könne man nicht verbieten, erniedrigende Handlungen aber schon. «Am Schluss stellt sich die Frage, wie wollen wir zusammenleben ... feindselig oder friedlich?»

Einige scheinen dies bereits verstanden zu haben: Nicht alle schliessen sich der Häme an. «Weiss nicht, ob ich so einen Post angemessen finde», stört sich einer. «Häme ist da falsch», schreibt ein anderer User.

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