Coronavirus: Welche Massnahmen zur Prophylaxe sind sinnvoll?
Die Fallzahlen sinken – doch die Ansteckungsgefahr bleibt bestehen: Trotz verschiedenster Ansätze gibt es keine medikamentöse Prophylaxe gegen das Coronavirus.
Das Wichtigste in Kürze
- Noch immer fehlen Nachweise für die Wirksamkeit der möglichen Corona-Medikamente.
- Manche Länder setzen Medikamente zur Prophylaxe ein, deren Wirkung nicht bewiesen ist.
- Hygiene- und Distanzmassnahmen bleiben vorerst die beste Prävention.
Seit Wochen liegt die Zahl der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus in der Schweiz im zweistelligen Bereich. Doch trotz niedriger Zahlen und Lockerung der Massnahmen bleibt die Gefahr präsent.
Die Schweizer Bevölkerung muss sich weiterhin vor dem Virus in Acht nehmen. Obwohl die Wissenschaft seit dem Ausbruch der Pandemie fieberhaft an einer effektiven Behandlungsmethode arbeitet: Es fehlen nach wie vor effektive Mittel zur Behandlung und Vorbeugung.
Remdesivir & Co.: Keine nennenswerten Entwicklungen
Bereits vor zwei Monaten hatte man mögliche Mittel für eine Behandlung des Coronavirus ausgemacht: Laborstudien wiesen bereits im Februar gewisse Medikamente als aussichtsreich für die Covid-19-Behandlung aus. Keine der klinischen Studien hat bisher jedoch Ergebnisse zutage gefördert, die einen breiten Einsatz gegen das Coronavirus rechtfertigen könnten.
Anfang April berichtete Nau.ch bereits über den Hoffnungsträger Remdesivir. Mittlerweile gibt es eine breitere Datenlage, für den unbedenklichen Einsatz genügt es dennoch noch nicht.
Gegenüber der deutschen Tagesschau zweifelte der Präsident der deutschen Ärztekammer Wolf-Dieter Ludwig an einer baldigen Zulassung: «Wir wissen noch viel zu wenig über die Nebenwirkungen. Das einzige, was Remdesivir bisher gezeigt hat, ist, dass es die Krankheitsdauer um vier Tage verkürzt. Ich glaube, es ist einfach zu früh für diese Zulassung in Europa.»
Hydroxychloroquin: Trump beharrt auf Wirksamkeit
Hydroxychloroquin ist ein weiteres Medikament aus der Riege der Corona-Behandlungs-Kandidaten. Schon vor längerer Zeit bekundete US-Präsident Donald Trump seine Sympathie für das selten verwendete Malaria-Medikament.
Am 18. Mai doppelte das Staatsoberhaupt nach: Trump nehme regelmässig Hydroxychloroquin zur Covid-19-Prophylaxe ein. Einmal mehr verhielt sich Trump damit entgegen der Expertenmeinung. Mittlerweile hat er das Medikament jedoch wieder abgesetzt.
«Es wirkt nicht», sagt Barbara Bialucha-Nebel, Fachärztin in Bremen. Tatsächlich hat die WHO die Studien mit dem Medikament aufgegeben – aufgrund einer Studie der Universität Zürich. Die Studie war zum Schluss gekommen, dass die Nebenwirkungen schwerwiegender sind als der heilende Effekt. Die Studie wird mittlerweile jedoch von vielen Wissenschaftlern angezweifelt.
Indien: Massenhafter Präventiveinsatz trotz Zweifeln aus der Wissenschaft
Nichtsdestotrotz setzt Indien Hydroxychloroquin massenhaft in der Corona-Prävention ein: Das Land ist der grösste Hersteller des Medikaments. In indischen Slums, in denen Social Distancing unmöglich ist, wird das Medikament präventiv bei tausenden Bewohnern eingesetzt. Wie die deutsche Tagesschau berichtet, sollen nun auch 150'000 Mitarbeiter des Gesundheitssystems den Wirkstoff zur Vorbeugung erhalten.
Es «könne vielleicht Nutzen haben», so der Generaldirektor des indischen Rats für medizinische Forschung Balram Bhargava. In puncto Schädlichkeit widersprechen die indischen Behörden den Forschungsergebnissen aus anderen Ländern. Ob der massenhafte Einsatz eines nur möglicherweise nützlichen Medikaments sinnvoll ist, bleibt fraglich.
Coronavirus: Wir wissen schon, wie die Prophylaxe geht
Es bleibt vorerst dabei: Es gibt kein Medikament, welches zur Covid-19-Prophylaxe empfohlen werden kann. Ein wirksamer Schutz dürfte erst mit einem Impfstoff zur Verfügung stehen: Obwohl der Verband der forschenden Pharmaunternehmen über 100 Projekte zur Impfstoffforschung verzeichnet, ist eine zugelassene Impfung noch nicht absehbar.
Prophylaxe funktioniert jedoch nicht nur mittels Medikamenten und Impfstoffen: «Das beste, was prophylaktisch möglich ist, ist die Vermeidung von Ansteckung», sagt Bialucha-Nebel. «Es bleibt bei den bereits bekannten Massnahmen: Abstand halten, Hände waschen, Schutzmaske tragen.»
Das beste Mittel zur Vorbeugung einer schweren Covid-19-Erkrankung bleibt derweil ein starkes Immunsystem: «Ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und tägliche Bewegung an der frischen Luft wappnen den Körper für die Abwehr von Infektionskrankheiten.»