Coronavirus: Diese Medikamente versprechen Erfolg in der Behandlung
Immer wieder glauben Pharmazeuten, ein Medikament gegen das Coronavirus gefunden zu haben. Doch was sagen die Experten? Eine Einschätzung.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Zahl der Corona-Infizierten liegt in der Schweiz bereits bei über 10'000.
- Der Wettlauf um eine Arzneitherapie oder Impfung gegen Coronavirus nimmt Fahrt auf.
- Doch Ärzte sagen, es gäbe noch kein Medikament, welches einen «frappanten Effekt» zeigt.
Mal sind es Malaria-Medikamente, mal soll ein Ebola-Medikament einen mit Coronavirus infizierten Patienten geheilt haben. Immer wieder tauchen Meldungen über erfolgversprechende Medikamente auf.
So wurde auch Nau.ch von einem Pharmazeuten kontaktiert. Das neue Medikament seines Unternehmens sei ein wirksames Mittel gegen das Coronavirus, versprach dieser. In Einzelfällen sei das Medikament erfolgreich getestet worden.
Die Patienten wurden angeblich jeweils innerhalb von zwei Tagen gesund.
Das Medikament habe die Phase zwei der klinischen Studie hinter sich, es gebe keine gesundheitlichen Bedenken beim Einsatz. Dennoch wurde der Pharmazeut von Spitälern und dem Bundesamt für Gesundheit abgewiesen.
Viele Kandidaten bei der Behandlung gegen Coronavirus
Was zuerst nach einer Pflichtverletzung der Behörden klingt, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als nachvollziehbar. Beim Medikament handelt es sich um einen Wirkstoff der Komplementärmedizin. Doch es gibt keine signifikanten Nachweise einer Wirksamkeit. Daher lehnt die im Gesundheitssystem dominierende Schulmedizin die meisten Konzepte der Komplementärmedizin ab.
«Derzeit gibt es enorm viele Medikamente, die als Heilmittel gegen das Coronavirus angepriesen werden. Die Krankenhäuser müssen sich bei der Behandlung auf die vielversprechendsten Medikamente konzentrieren.» Dies erklärt Barbara Bialucha-Nebel, Oberärztin an der Kirchbergklinik.
Die Ablehnung von Therapien ohne signifikanten Wirksamkeitsnachweis ist nachvollziehbar. Doch welche Medikamente helfen wirklich gegen COVID-19?
Diese Medikamente versprechen Erfolge
«In Absprache mit den Schweizer Spezialisten der Infektiologie geben wir antivirale Substanzen, darunter HIV-Medikamente und ein Malaria-Mittel.» Dies bestätigte Manuel Battegay vom Universitätsspital Basel gegenüber dem Gesundheitsmagazin «Puls». Derzeit wisse man jedoch noch nicht, welche Medikamente überhaupt wirken.
Man überwache die Behandlung genau: «Wir nehmen Daten auf und hoffen natürlich, dass wir einen Effekt sehen», so Battegay. Bis medizinisch signifikante Ergebnisse vorliegen, könne es jedoch noch Wochen, sogar Monate dauern. Derzeit habe man noch kein Medikament gefunden, welches einen «frappanten Effekt» zeige.
Können wir das Coronavirus selbst behandeln?
Doch was ist, wenn bei einer ansonsten gesunden Person ein Verdacht auf eine Coronavirus-Infektion vorliegt? Wenn Ärzte das Virus nicht direkt bekämpfen können, gibt es gute Methoden zur Linderung der Symptome?
«Ein gesunder Körper ist dazu fähig, Antikörper zu bilden und das Virus ohne medikamentöse Behandlung abzuwehren», sagt Bialucha-Nebel. Dafür benötige der Körper hauptsächlich etwas Zeit. «Gesunde, vitaminreiche Ernährung, viel Flüssigkeitszufuhr und Ruhe bleiben im Normalfall die besten Mittel zur Genesung.»
Übliche rezeptfreie Medikamente, welche Erkältungsbeschwerden lindern, wirken auch beim Coronavirus. Dazu gehören beispielsweise Aspirin oder Paracetamol-Medikamente wie Dafalgan. Diese Medikamente bekämpfen jedoch nur die Symptome, nicht das Virus selbst.
«Die meisten Viren reproduzieren sich bei normaler Körpertemperatur besonders schnell», gibt Bialucha-Nebel zu bedenken. Leichtes Fieber sei daher eine vernünftige Abwehrreaktion des Körpers, die man nicht unbedingt medikamentös unterbinden sollte. Wird das Fieber unterdrückt, kann das die Genesung verlangsamen.
Wirkt ein Malaria-Medikament?
Seit Tagen wird eine Behandlung mit Malaria-Medikamenten diskutiert. Sollte man also das Malaria-Medikament, welches für die letzten Ferien angeschafft wurde, bei Corona-Verdacht nehmen?
Bialucha-Nebel rät dringend ab: «Rezeptpflichtige Medikamente sollten keinesfalls in Eigenregie genommen werden. Sie sollten nur im Rahmen von kontrollierten Heilversuchen oder Studien verwendet werden.»
Ein gesunder Körper, der keine besonders starken Symptome zeigt, könne das Coronavirus ohne Medikamente abwehren. «Der Körper ist dazu fähig, Coronavirus-Antikörper zu bilden. Dies ist derzeit der einzige zuverlässige Weg zur Heilung. Diesen natürlichen Prozess sollte man nach bei einem harmlosen Krankheitsverlauf nicht medikamentös beeinflussen.»
Trotz hoher Infektions- und Todeszahlen bleibt eine Coronavirus-Infektion für den allergrössten Teil der Betroffenen harmlos. Wichtig ist daher vor allem, dass man keine weiteren Personen ansteckt. Dies, um die Ansteckung von Personen aus der Risikogruppe zu verhindern. Die Ratschläge des Bundesamts für Gesundheit sollten deswegen unbedingt befolgt werden.