Coronavirus: Weshalb bleibt der Schweizer Impfstoff aussen vor?

Philip Schären
Philip Schären

Bern,

Im Kampf gegen das Coronavirus setzt die Schweiz bisher auf fünf Impfstoffe. Derjenige aus dem eigenen Land wurde bisher nicht berücksichtigt. Warum?

Coronavirus Johnson & Johnson
Das Vakzin von Johnson & Johnson wird zurzeit von Swissmedic geprüft – eine Zulassung wird in den nächsten Tagen erwartet. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bund hat insgesamt 33 Millionen Corona-Impf-Dosen bestellt.
  • Ein Deal mit dem in der Schweiz produzierten Vakzin von Johnson & Johnson fehlt aber noch.
  • Um diesen Impfstoff ist zuletzt ein Streit zwischen mehreren westlichen Staaten entbrannt.

Fast 33 Millionen Dosen Impfstoff hat sich die Schweiz gesichert. Biontech/Pfizer, Moderna, Astrazeneca, Novavax und Curevac – die Vakzine dieser Firmen sollen dabei helfen, die Corona-Epidemie hierzulande zu beenden.

Coronavirus
Die Anzahl der Schweiz zur Verfügung stehenden Corona-Impfungen. (Stand 16.02.2021) - Nau.ch/ Daten: BAG

Einen Namen sucht man aber vergeblich auf der Liste der Hersteller, die Millionen-Deals mit dem Bund eingegangen sind: jenen von Johnson & Johnson – oder dem Schweizer Tochterunternehmen Janssen-Cilag.

Swissmedic braucht mehr Daten für Zulassung

Ausgerechnet der in Bümpliz entwickelte Impfstoff gegen das Coronavirus wurde von den Behörden bisher nicht berücksichtigt. Und das, obwohl das Vakzin von J&J im Gegensatz zu Novavax und Curevac von Swissmedic bereits geprüft wird. Das Gesuch ist seit über zwei Monaten bei der Zulassungsbehörde hängig.

Letzten Mittwoch gab Swissmedic bekannt, dass es noch weitere Daten brauche, um grünes Licht für das Vakzin zu geben. Die ersten Ergebnisse der dritten klinischen Studie wurden erst Ende Januar publiziert.

Swissmedic
Claus Bolte, Leiter Bereich Zulassung Swissmedic, und Bundesrat Alain Berset sprechen nach einer Medienkonferenz. - keystone

Dass ein Impfstoff noch nicht zugelassen ist, hält den Bund aber bekanntlich nicht von einem Deal mit dem Hersteller ab. Dies war bisher bei allen fünf Unternehmen der Fall.

J&J-Impfstoff weist hohe Wirksamkeit gegen Coronavirus auf

Warum zögern die Behörden also bei Janssen-Cilag beziehungsweise Johnson & Johnson? Die Wirksamkeit des Impfstoffes ist hoch. Laut den publizierten Ergebnissen aus der Studienphase drei ist das Vakzin zu rund 70 Prozent wirksam gegen das Coronavirus.

Das heisst, es spielt zwar nicht in derselben Liga wie die bereits zugelassenen Impfstoffe von Moderna und Pfizer. Vor schweren Verläufen soll es aber in 85 Prozent der Fälle schützen – und in 100 vor dem Tod.

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Die Impfung von Johnson & Johnson schützt zu 70 Prozent vor einer Infektion mit dem Coronavirus. - Keystone

Im Vergleich mit den bereits zugelassenen Impfstoffen hat das J&J-Vakzin zwei besondere Vorteile: Einerseits ist die Lagerung deutlich leichter, der Impfstoff muss bei rund -2 bis -8 Grad Celsius gelagert werden. Und andererseits ist nur eine Injektion nötig. Vor allem deshalb wird diese Impfung von vielen Experten als Hoffnungsträger betrachtet.

Trump-Administration unterstützt Entwicklung

Leicht zu produzieren ist das Vakzin ebenfalls. Das Unternehmen gab bekannt, bis Ende Jahr eine Milliarde Dosen herstellen zu wollen. Einziger Nachteil aus Schweizer Sicht: Mit dem Löwenanteil der ersten Produktionswelle werden die USA versorgt.

Die Trump-Administration kaufte 100 Millionen Dosen, um die Bevölkerung vor dem Coronavirus zu schützen. Und schoss 1,5 Milliarden US-Dollar für die Entwicklung sowie die Produktion ein. Dafür werden die Vereinigten Staaten nun belohnt.

Donald Trump Coronavirus
Die ehemalige Regierung von Donald Trump unterstützte im letzten Jahr mehrere Impfstoff-Projekte finanziell. - Keystone

Die Firmen gaben bekannt, die letzten Produktionsschritte der in Europa hergestellten Vakzine in die USA zu verlagern. Und das sorgte für viel Wirbel in der EU. Mehrere Staaten verlangten, dass die Kommission rund um Präsidentin Ursula von der Leyen diesen Schritt verhindern soll.

Gespräche laufen

In der Schweiz gehen die Verhandlungen über einen Deal zurzeit über die Bühne. «Wir können bestätigen, dass Gespräche mit dem BAG laufen», sagt Johnson-&-Johnson-Mediensprecher Philipp Kämpf auf Anfrage. Mehr Details will er aber nicht nennen.

Ein weiterer Grund, weshalb das BAG wohl noch keinen Deal mit dem Unternehmen abgeschlossen hat, könnten die Mutationen sein. Durch die ansteckenderen Varianten des Coronavirus ist der Fokus des Bundes noch deutlicher auf die mRNA-Impfstoffe gerückt.

Bestellte Impfstoffe im Vorteil

Denn die mRNA ist einfach anzupassen. Dass nun noch stärker auf diese Technologie gesetzt wird, haben die Behörden mit dem Kauf des Curevac-Vakzines bestätigt. Bei den Vektorimpfstoffen, wie demjenigen von Johnson & Johnson, ist die Anpassung ein wenig schwieriger.

Zudem gilt: «Je wirksamer ein Impfstoff ist, umso eher wirkt er auch noch partiell bei Mutationen», sagt Impf-Kommissionschef Christoph Berger auf Anfrage. Somit sind drei der vier bestellten Stoffe auch in der Mutationsbekämpfung im Vorteil gegenüber demjenigen von Johnson & Johnson. Beim Vakzin von Curevac sind noch keine Daten zur Wirksamkeit vorhanden.

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