Coronavirus: Weshalb bleibt der Schweizer Impfstoff aussen vor?
Im Kampf gegen das Coronavirus setzt die Schweiz bisher auf fünf Impfstoffe. Derjenige aus dem eigenen Land wurde bisher nicht berücksichtigt. Warum?
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bund hat insgesamt 33 Millionen Corona-Impf-Dosen bestellt.
- Ein Deal mit dem in der Schweiz produzierten Vakzin von Johnson & Johnson fehlt aber noch.
- Um diesen Impfstoff ist zuletzt ein Streit zwischen mehreren westlichen Staaten entbrannt.
Fast 33 Millionen Dosen Impfstoff hat sich die Schweiz gesichert. Biontech/Pfizer, Moderna, Astrazeneca, Novavax und Curevac – die Vakzine dieser Firmen sollen dabei helfen, die Corona-Epidemie hierzulande zu beenden.
Einen Namen sucht man aber vergeblich auf der Liste der Hersteller, die Millionen-Deals mit dem Bund eingegangen sind: jenen von Johnson & Johnson – oder dem Schweizer Tochterunternehmen Janssen-Cilag.
Swissmedic braucht mehr Daten für Zulassung
Ausgerechnet der in Bümpliz entwickelte Impfstoff gegen das Coronavirus wurde von den Behörden bisher nicht berücksichtigt. Und das, obwohl das Vakzin von J&J im Gegensatz zu Novavax und Curevac von Swissmedic bereits geprüft wird. Das Gesuch ist seit über zwei Monaten bei der Zulassungsbehörde hängig.
Letzten Mittwoch gab Swissmedic bekannt, dass es noch weitere Daten brauche, um grünes Licht für das Vakzin zu geben. Die ersten Ergebnisse der dritten klinischen Studie wurden erst Ende Januar publiziert.
Dass ein Impfstoff noch nicht zugelassen ist, hält den Bund aber bekanntlich nicht von einem Deal mit dem Hersteller ab. Dies war bisher bei allen fünf Unternehmen der Fall.
J&J-Impfstoff weist hohe Wirksamkeit gegen Coronavirus auf
Warum zögern die Behörden also bei Janssen-Cilag beziehungsweise Johnson & Johnson? Die Wirksamkeit des Impfstoffes ist hoch. Laut den publizierten Ergebnissen aus der Studienphase drei ist das Vakzin zu rund 70 Prozent wirksam gegen das Coronavirus.
Das heisst, es spielt zwar nicht in derselben Liga wie die bereits zugelassenen Impfstoffe von Moderna und Pfizer. Vor schweren Verläufen soll es aber in 85 Prozent der Fälle schützen – und in 100 vor dem Tod.
Im Vergleich mit den bereits zugelassenen Impfstoffen hat das J&J-Vakzin zwei besondere Vorteile: Einerseits ist die Lagerung deutlich leichter, der Impfstoff muss bei rund -2 bis -8 Grad Celsius gelagert werden. Und andererseits ist nur eine Injektion nötig. Vor allem deshalb wird diese Impfung von vielen Experten als Hoffnungsträger betrachtet.
Trump-Administration unterstützt Entwicklung
Leicht zu produzieren ist das Vakzin ebenfalls. Das Unternehmen gab bekannt, bis Ende Jahr eine Milliarde Dosen herstellen zu wollen. Einziger Nachteil aus Schweizer Sicht: Mit dem Löwenanteil der ersten Produktionswelle werden die USA versorgt.
Die Trump-Administration kaufte 100 Millionen Dosen, um die Bevölkerung vor dem Coronavirus zu schützen. Und schoss 1,5 Milliarden US-Dollar für die Entwicklung sowie die Produktion ein. Dafür werden die Vereinigten Staaten nun belohnt.
Die Firmen gaben bekannt, die letzten Produktionsschritte der in Europa hergestellten Vakzine in die USA zu verlagern. Und das sorgte für viel Wirbel in der EU. Mehrere Staaten verlangten, dass die Kommission rund um Präsidentin Ursula von der Leyen diesen Schritt verhindern soll.
Gespräche laufen
In der Schweiz gehen die Verhandlungen über einen Deal zurzeit über die Bühne. «Wir können bestätigen, dass Gespräche mit dem BAG laufen», sagt Johnson-&-Johnson-Mediensprecher Philipp Kämpf auf Anfrage. Mehr Details will er aber nicht nennen.
Ein weiterer Grund, weshalb das BAG wohl noch keinen Deal mit dem Unternehmen abgeschlossen hat, könnten die Mutationen sein. Durch die ansteckenderen Varianten des Coronavirus ist der Fokus des Bundes noch deutlicher auf die mRNA-Impfstoffe gerückt.
Bestellte Impfstoffe im Vorteil
Denn die mRNA ist einfach anzupassen. Dass nun noch stärker auf diese Technologie gesetzt wird, haben die Behörden mit dem Kauf des Curevac-Vakzines bestätigt. Bei den Vektorimpfstoffen, wie demjenigen von Johnson & Johnson, ist die Anpassung ein wenig schwieriger.
Zudem gilt: «Je wirksamer ein Impfstoff ist, umso eher wirkt er auch noch partiell bei Mutationen», sagt Impf-Kommissionschef Christoph Berger auf Anfrage. Somit sind drei der vier bestellten Stoffe auch in der Mutationsbekämpfung im Vorteil gegenüber demjenigen von Johnson & Johnson. Beim Vakzin von Curevac sind noch keine Daten zur Wirksamkeit vorhanden.