CVP und Grüne halten nichts von Geld-Köder für Land-Jugend
Bürgerliche glauben, mit einem finanziellen Zustupf könne man Junge in den ländlichen Dörfern halten. Total verfehlt, sagen CVP und Grüne.
Das Wichtigste in Kürze
- Mit einem Bonus von 1500 Franken will eine Luzerner Gemeinde Junge im Dorf halten.
- Von bürgerlichen Parlamentariern der SVP und FDP erhält die Idee Zuspruch.
- Bei CVP und Grünen stösst der Geld-Köder jedoch auf wenig Begeisterung.
«Gewisse Dörfer sterben fast aus!» Bürgerliche Parlamentarier sehen durchaus Potential im Geld-Köder der Luzerner Gemeinde Grossdietwil. Diese zahlt unter 30-Jährigen 1500 Franken, wenn sie im Dorf wohnen bleiben.
Anders als SVP und FDP sehen dies Exponenten aus dem Mitte-Links-Lager. Zwar goutiert CVP-Nationalrätin Andrea Gmür, «wenn sich eine Gemeinde überlegt, wie sie die Abwanderung stoppen könnte.» Nur sei Geld der falsche Weg, und die Jungen die falsche Zielgruppe.
Gute Steuerzahler findet man woanders
Gmür hält fest: «Ich zweifle an der Nachhaltigkeit der ganzen Aktion.» Zielgruppe müssten eher Familien sein, «die meistens langfristig sesshaft werden.» Denn die Jungen, auch die städtischen, «sind heute sehr mobil unterwegs und wechseln ihren Wohnort häufig.»
Hinzu komme, dass ältere Menschen genauso in die Städte ziehen würden. «Und das sind oft die guten Steuerzahler. Eigentlich müsste man eher da überlegen, Anreize zum Verbleib im Dorf zu schaffen.»
Auch Grüne-Nationalrätin Irène Kälin glaubt nicht, dass ein «kleiner Bonus» helfe. «Was sind schon 1500 Franken, wenn man dafür ein Auto braucht, das man sonst nicht anschaffen würde?»
Junge kommen nach «Wanderjahren» wieder zurück
Kälin, die im Dorf Oberflachs AG wohnt, erkennt jedoch das Problem der Abwanderung durchaus. Das Ziel soll aber nicht primär sein, die Jungen im Dorif zu halten. Sondern: «Junge Familien anlocken und die eigene Jugend nach den Wanderjahren und Ausbildungsjahren wieder für sich gewinnen.»
Denn viele seien nach einigen Jahren bereit, wieder zurück ins Dorf zu kommen. Ausschlaggebend dafür seien «gute Erinnerungen, eine gute Schule, gute Infrastruktur oder einen guten Zusammenhalt mit Vereinen.»
Wenn es eine Gemeinde mit Geld versuche, «hat sie absolut nicht verstanden, um was es im Leben wirklich geht.»