Darum galt der Frankfurt Angreifer als «gut integriert»
Der Frankfurt Angreifer, der am Montag einen Bub aufs Gleis schubste, wurde in der Schweiz als Muster-Integrierter bezeichnet. Woran liegt das?
Das Wichtigste in Kürze
- Am Montag schubste der mutmassliche Täter einen Buben (†8) in Frankfurt in den Tod.
- Der in der Schweiz lebende Eritreer galt als «gut integriert».
- Ein Jahresbericht des Schweizerischen Arbeiterhilfswerks nannte ihn als Musterbeispiel.
- Letzte Woche bedrohte er seine Nachbarin mit einem Messer.
Diese Horrortat schockt ganz Europa: Ein 40-Jähriger schubste am Montag einen Achtjährigen vor einen ICE am Frankfurter Hauptbahnhof. Der Bub kam dabei ums Leben. Passanten und Polizisten überwältigten den Frankfurt Angreifer kurz darauf.
Sein Motiv ist weiterhin unklar. Wie gestern bekannt wurde: Der in Wädenswil ZH wohnhafte Eritreer geriet bereits letzte Woche ins Visier der Kantonspolizei Zürich. Der Frankfurt Angreifer habe eine Nachbarin mit einem Messer bedroht und gewürgt. Das sagt die Kantonspolizei Zürich.
Des Weiteren sperrte der 40-Jährige seine drei Kinder und seine Frau in der Wohnung ein. Laut Kapo «ein Vorfall, wie er im Kanton Zürich ein Dutzend Mal am Tag passiert». Seit diesem Jahr sei der mutmassliche Täter in psychiatrischer Behandlung gewesen.
Und doch galt der dreifache Vater bis anhin als Mann, «der als gut integriert gilt». Dies bestätigt auch ein Blick auf der berufliche Werdegang des Frankfurt Angreifer.
Frankfurt Angreifer arbeitete fast sechs Jahre als Bauschlosser
Als eritreischer Flüchtling kommt er 2006 in die Schweiz. Einige Jahre später erhält er dann die Niederlassungsbewilligung-C. Laut einem Jahresbericht des Schweizerischen Arbeiterhilfswerks (SAH) arbeitet er fast sechs Jahre lang in einer Bauschlosserei in Aarau AG.
Der Bericht hebt den Eritreer als gelungenes Beispiel aus einem Programm zur Integration von Sozialhilfebezügern in den Arbeitsmarkt hervor. Nach eigenen Angaben habe er die Stelle als Bauschlosser verloren, weil «wir am Ende immer weniger Arbeit hatten». Über seine Sozialberaterin sei er danach beim SAH gelandet.
Dieses vermittelt den Eritreer dann im März 2017 den Verkehrsbetrieben Zürich (VBZ). Die VBZ verlängern seinen Einsatz zunächst von drei auf sechs Monate. Bevor sie ihm ab April 2018 eine Festanstellung geben. In einem Bericht freut sich sein SAH-Job Coach Milena Schlegel: «Sein Durchhaltewille hat sich gelohnt.»
Schlegel bezeichnet den Gleis-Täter im Jahresbericht als charakterlich «zurückhaltend und ein wenig schüchtern». Der heute 40-Jährige habe in schwierigen Zeiten seinen Gemütszustand nie am Arbeitsplatz gezeigt.
Bei den VBZ hinterlässt der Gleis-Täter von Anfang an guten Eindruck
Auch sein damaliger VBZ-Vorgesetzter ist voll des Lobes für den Mann: «Er hat mir von Anfang an einen sehr guten Eindruck gemacht. Er ist immer an der ‹Büetz› und nicht jemand, der rumplaudert oder rumsteht.»
Er sei als Angestellter wirklich engagiert und zuverlässig. «Seine Freude war gross, als wir ihm eine Festanstellung angeboten haben», so der VBZ-Vorgesetzte.
Ihm scheint das Leben in der Schweiz zu gefallen: «Mir gefällt, dass hier jeder Hilfe bekommt, egal ob er arm oder reich ist. Und jeder kann essen und die Existenz ist gesichert. Es wäre schön, wenn ich in 25 Jahren noch bei den Verkehrsbetrieben bin.»
Dazu sollte es nicht kommen. 2019 kommt es zum Bruch mit den VBZ. Er wird wegen psychischer Probleme krank geschrieben und begibt sich in ärztliche Behandlung. Doch davon habe die Kapo Zürich beim Einsatz wegen häuslicher Gewalt letzte Woche noch nichts gewusst.