Darum hat Schweizer Klimabewegung keine eigene Identifikationsfigur

Chiara Schlenz
Chiara Schlenz

Bern,

Greta Thunberg und Luisa Neubauer sind die europäischen Gesichter des Klimastreiks. Doch wieso hat die Schweiz noch keine eigene Greta?

Greta Thunberg
Greta Thunberg und Luisa Neubauer sind die bekanntesten Aushängeschilder der Klimabewegung. - Getty Images

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Schweiz fehlt ein Gesicht zum nationalen Klimastreik.
  • Im Gegensatz zu anderen Nationen gibt es hier keine Führungsperson.
  • Mitglieder der Klimabewegung halten dies trotz Hürden für den richtigen Weg.

Sie ist seit über einem Jahr allen ein Begriff: Greta Thunberg, das Gesicht der «Fridays For Future»-Bewegung und Initiantin des globalen Klimastreiks. Nicht nur die Schweden, unter anderem auch die Deutschen haben mit Luisa Neubauer ein Gesicht zur Klimabewegung.

Greta Thunberg Luisa Neubauer
Luisa Neubauer (l.) und Greta Thunberg. - Keystone

Auch in der Schweiz mangelt es der weltweiten Bewegung weder an Begeisterung, noch an Mitgliedern. Zuletzt fanden sich in Lausanne über 15'000 Streikende ein, um das einjährige Jubiläum der Bewegung zu feiern.

Und trotzdem haben sich die Schweizer Klimastreikenden noch nicht dazu entschlossen, ein eigenes Gesicht zur Klimabewegung zu portieren.

Personenkult lenkt vom Klimastreik ab

«Wir haben uns bewusst dazu entschieden, als Gruppe aufzutreten», sagt Lena Bühler, Mitglied des Klimastreikkollektivs zu Nau.ch. Dies habe vor allem damit zu tun, dass sich hinter dem Klimastreik Schweiz eine sehr diverse Gruppe aus Menschen befinde.

Greta und Luisa
Die beiden bekanntesten Aktivistinnen des Klimastreiks, Luisa Neubauer und Greta Thunberg. - Keystone

Eine ähnliche Einstellung zum Thema hat Fiona Chiappori: «Wir haben beschlossen, dass in den Medien stets die Meinung und Aussagen verschiedener Klimastreikenden vertreten sein soll. Wir legen Wert darauf, dass alle die Möglichkeit bekommen, Medienarbeit zu leisten, wenn sie wollen».

Natürlich würde sich durch eine einzelne Ansprechperson die Medienarbeit immens einfacher gestalten lassen, gibt Chiappori zu. «Das ist es uns aber nicht wert. Dieser Personenkult, der um Greta und auch um Luisa gemacht wird, lenkt total vom Thema ab», sagt die Aktivistin.

Wenn eine Änderung aber infrage kommen sollte, dann würde der Streik ein Komitee aus mindestens fünf Personen stellen, erklärt sie.

Greta Thunberg
Die weltbekannte Klima-Aktivistin Greta Thunberg. - dpa

«Schade ist, dass Luisa als Person im Zentrum steht. So wird von der riesigen Bewegung und dem eigentlichen Grund, weshalb diese Bewegung entstanden ist, abgelenkt», findet Chiappori. Die Schweizer Klimaaktivistin appelliert an die deutsche Neubauer. Sie solle doch dafür sorgen, dass auch andere Menschen in der Bewegung wahrgenommen würden.

Spezifische Ansprechperson hat auch Vorteile

Ein spezifisches Gesicht oder eine Ansprechperson in Sachen Klimastreik habe viele Vor- und Nachteile. Beispielsweise biete eine solche Person einen festen Anhaltspunkt für die Gesellschaft, man könne die Bewegung mit etwas identifizieren.

Klimastreik in der Schweiz
Trotz Coronavirus wird am 15. Mai eine Aktion des Klimastreiks Schweiz stattfinden. - Keystone

«Eine Bewegung greifbar zu machen, ohne Person im Zentrum, ist sehr schwierig und komplex», so Chiappori. Im Gegensatz dazu könne es passieren, dass sich Menschen von der Bewegung abwenden, wenn ihnen das Aushängeschild nicht sympathisch sei.

Ein weiteres Problem tauche auf, wenn Medientermine mit der Präsenz einer einzelnen Person stehen oder fallen. Dies sei besonders in der deutschen Bewegung mit Luisa Neubauer der Fall.

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