Darum kann Straftäter Brian ein Instagram-Profil haben
Der inhaftierte Brian, bekannt als «Carlos», wird zum Kunstobjekt. Dafür kommuniziert er mit Künstlern anhand von Briefen und persönlichen Treffen.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Gruppe aus Künstlern hilft Brian, Briefe auf Instagram zu posten.
- Nun erklären die Künstler, wie diese im Netz landen.
- Persönliche Besuche gebe es nur ganz selten.
Unter dem Titel #BigDreams soll aus dem schweizweit bekannten Brian wieder ein Mensch werden. Der Straftäter aus Zürich ist besser bekannt unter dem Namen «Carlos». Ziel einer Kunstgemeinschaft ist es, aus dem Brutalo «Carlos» wieder den Menschen Brian zu generieren.
Der Insta-Account aus der Zelle
Die Schwierigkeit dabei? Brian selber wird am Kunstprojekt nicht teilhaben können. Denn der 26-Jährige sitzt nach wie vor in Isolationshaft im Gefängnis Pöschwies. Wie kommt es also, dass Brian als Teil des Projektes einen eigenen Instagram-Account betreiben konnte?
Die Kunstgruppe um #BigDreams kommuniziert dafür mit Brian über Briefe auf Papier. Diese werden minutiös durch die Gefängnisleitung kontrolliert. Später landen seine handgeschriebenen Gedanken über Instagram in der Öffentlichkeit.
Künstler besuchen Brian auch im Gefängnis
Besuche sind nur sehr selten möglich, betonen die Künstler. Dadurch sei direkter persönlicher Kontakt nur alle zwei bis drei Monate möglich und die Briefe deshalb der wichtigste Kommunikationsweg.
Der grosse Traum von Brian sei es, wieder Boxer zu werden, erzählen die Künstler. So sei auch der Projektname #BigDreams entstanden. «Für ihn ist das Boxen weiterhin ein Fixpunkt, auf den er sich fokussiert. Er freut sich darauf, den Sport weiterzuverfolgen, wenn er rauskommt.»
Strafverteidiger von Brian wirft Behörden Folter vor
Durch seine langanhaltende Isolationshaft wird im Fall Brian «weisse Folter» vorgeworfen. Sein Strafverteidiger erklärt: «Wenn jemand über lange Zeit ganz alleine ist, entwickeln sich bei ihm psychische und dann körperliche Fehlerscheinungen. Jeder braucht einen Austausch und Reize, die von aussen kommen.»
Bei Brian gebe es diese nicht, er habe schon über 1100 Tage in Isolationshaft verbringen müssen, kritisiert der Anwalt. Nun kämpfe man um seine Freilassung. Eine unmenschliche Behandlung stehe im Fall Brian ausser Frage, so der Vorwurf.
Stadt und Kanton Zürich beteiligen sich
Zu der Aktion rund um #BigDream gehört ein Merchandise-Shop mit kleinen Brian-Actionfiguren. Auch ein extra aufgebauter Boxring im Theater Neumarkt in Zürich ist Teil des Projekts. Dahinter stehen auch Stiftungen und zahlreiche Privatpersonen.
Selbst die Stadt und der Kanton Zürich finanzieren dieses Projekt mit. Die Stadt steuert 50'000 Franken bei, der Kanton 20'000, wie die SDA schreibt. Vor allem die Unterstützung durch den Kanton ist erstaunlich. Denn genau er ist für die Haftbedingungen von Brian verantwortlich, die im Kunstprojekt immer wieder kritisiert werden.
Egal wie viel Erlös die Aktion einspielen wird, für die Künstler gibt es nur ein Ziel: Ein Fall «Carlos» soll sich nie mehr wiederholen.