Darum sagt eingetragene Partnerschaft Lesben viel weniger zu
Das Wichtigste in Kürze
- In Zürich werden besonders viele Partnerschaften unter Männern eingetragen.
- Zürich gilt allgemein als offen gegenüber homo- und bisexuellen Menschen.
- Die Lesbenorganisation LOS erklärt, dass viele Lesben den Zivilstand als veraltet sehen.
- Auch die Schwulenorganisation Pink Cross fühlt sich benachteiligt.
Zürich ist gross, Zürich ist offen, Zürich zieht mit seiner Offenheit Lesben und Schwule an. Das bestätigt Roman Heggli, Geschäftsleiter der Schwulen- und Bi-Männerorganisation Pink Cross.
Dies zeigt sich auch in den aktuellen Zahlen der eingetragenen Partnerschaften. Jährlich gibt es rund 200 Einträge, davon mehrheitlich homosexuelle Männer. Warum drei von vier eingetragenen Partnerschaften Männer-Paare sind, darüber will Heggli nicht spekulieren.
Anna Rosenwasser von der Lesbenorganisation LOS hat jedoch eine Vermutung: «Viel eher als Schwule sind Lesben Feministinnen, und unter solchen gilt die Ehe nicht selten als altes, patriarchales Konstrukt.»
Eingetragene Partnerschaft führt zu Outings
Das generelle Bedürfnis nach einer rechtlichen Absicherung ist für beide nachvollziehbar. «Zum einen gibt es „praktische“ Gründe, wie beispielsweise finanzielle Vorteile oder eine gegenseitige Absicherung. Oder einen ausländischen Partner, der so in der Schweiz bleiben kann», so Heggli.
Andererseits lassen sich laut Heggli auch viele Paare aus schlicht «romantischen» Gründen eintragen. Anna Rosenwasser nennt zudem Kinder als einen häufigen Hauptgrund, sich rechtlich absichern zu wollen.
Heggli betont aber, dass eine eingetragene Partnerschaft nicht nur Vorteile bringt: «Beim Mietvertrag, beim Arbeitsvertrag und auf vielen anderen Formularen muss man den Zivilstand angeben.» Schwule und Lesben müssten sich also an vielen Orten outen, was teilweise zu Schwierigkeiten führen könne.
Zeit für die «Ehe für alle»
Das sollte aber nicht bedeuten, dass gleichgeschlechtliche Paare ihre Partnerschaft nicht offiziell regeln sollten. Nur eben anders. «Es ist wichtig, dass die Ehe für alle endlich kommt», sagt Heggli und nimmt auch das fortschrittliche Zürich in die Pflicht. Bereits 2003, vier Jahre bevor dies in der gesamten Schweiz möglich wurde, konnten sich gleichgeschlechtliche Paare in Zürich eintragen lassen.
Auf diesem Vorsprung kann sich Zürich aber laut Heggli nicht mehr ausruhen. «Das Spezialkonstrukt der eingetragenen Partnerschaft ist inzwischen kalter Kaffee und eigentlich längst überholt. Denn ja, die Schweiz - auch der Kanton Zürich - hat Aufholbedarf.» Erst die Ehe für alle würde Gleichstellung zwischen Hetero- und Homosexuellen Paare schaffen.
Rosenwasser pflichtet dem bei und fordert zudem auch für Lesbenpaare Zugang zu sicheren Samenspenden. Dass dieser in der Schweiz verheirateten Paaren vorbehalten ist, ist für sie ein No-Go, «Das ist eine grosse Ungerechtigkeit der eingetragenen Partnerschaft.» Die ganze Schweiz haben riesigen Aufholbedarf.