Wieder stehen Teile Deutschlands unter Wasser. Wieso scheint unser Nachbarland stärker von Hochwasser betroffen zu sein als die Schweiz? Experten erklären.
Hochwasser führt in Günzburg (DE) zu überfluteten Strassen. Luftaufnahmen zeigen das Ausmass. - Nau.ch/Nico Leuthold

Das Wichtigste in Kürze

  • In den letzten Jahren kam es in Deutschland oft zu Überschwemmungen.
  • Die Schweiz erlebte eine solche Folge zwischen 1999 und 2007.
  • Daraus hat man gelernt und gute Hochwasserschutzmassnahmen aufgebaut.
  • Dass das Zentrum jetzt über Deutschland liegt, sei Zufall, schätzt Klimatologe Knutti.
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Seit Tagen regnet es in Süddeutschland stark. Die Folge: Heftige Überschwemmungen. Auch Teile der Ostschweiz sind betroffen – jedoch bei weitem nicht so schlimm wie Bayern und Baden-Württemberg.

Bereits in den letzten Jahren haben übers Ufer getretene Flüsse in Deutschland für Schlagzeilen gesorgt. Wieso ist unser Nachbarsland derzeit viel schwerer von Hochwasser betroffen als die Schweiz?

«Die ‹Schwere von Überschwemmungen› hängt vor allem damit zusammen, wie viele Menschen und Infrastrukturen betroffen sind.» Das sagt Bettina Schaefli, Hydrologie-Professorin an der Universität Bern zu Nau.ch. Deshalb lasse sich das schwer verallgemeinern.

Überschwemmung Bayern
In Deutschland haben Überschwemmungen grosse Schäden angerichtet.
Thurgau Überschwemmung
Auch im Thurgau treten die Flüsse über das Ufer – die Schäden sind allerdings kleiner.
Bern
Die Schweiz erlebte zwischen 1999 und 2007 eine Folge an Hochwasserschäden. (Archivbild)
Hochwasserschutzmassnahmen
Daraus wurde gelernt: Die Schweiz hat viele Ressourcen in Hochwasserschutzmassnahmen investiert. (Archivbild)

Aber: Deutschland habe in den letzten Jahren einige Überschwemmungsereignisse erlebt, erklärt Andreas Zischg, Geologe und Professor an der Uni Bern. «Die Schweiz war von diesen Niederschlagsereignissen beispielsweise im Juli 2021 auch betroffen, aber mehr am Rande.» Allerdings habe die Schweiz 1999, 2005 und 2007 eine Folge von grösseren Hochwasserereignissen erlebt.

Daraus hat man gelernt: «Nach den Ereignissen von 2005 wurden das Hochwasser und seine Folgen analysiert, um daraus Lehren zu ziehen.» Das erklärt die Mediensprecherin des Bundesamts für Umwelt (Bafu), Dorine Kouyoumdjian.

Kouyoumdjian: «Heute haben die Vorhersagen eine rechtzeitige Alarmierung der Bevölkerung und der lokalen Behörden ermöglicht. Die Kantone und Gemeinden waren auf lokaler Ebene einsatzbereit, basierend auf den Alarm- und Einsatzplänen. Sie haben unter anderem Schutzlücken geschlossen.»

Deutschland ist «flach wie ein Kuchenblech»

Kurz: Die Schweiz hat gute Hochwasserschutzmassnahmen – somit können grosse Katastrophen besser verhindert werden. Aber: «Trotz der Investitionen in Hochwasserschutz- und Vorsorgemassnahmen ist das Hochwasserrisiko in der Schweiz nicht verschwunden», sagt die Bafu-Mediensprecherin.

Denn schlussendlich sei immer noch die Regenmenge dafür verantwortlich, ob ein Wetterereignis zu Hochwasser führe, erklärt Reto Knutti. Er ist Klimatologe und Professor an der ETH Zürich.

Hast du selbst einmal eine Überschwemmung erlebt?

Auch die Topografie habe einen Einfluss: «Grosse Teile von Deutschland sind flach wie ein Kuchenblech. In der Schweiz treten dagegen eher lokale Schäden in Tälern und Gräben auf, wenn Bäche über die Ufer treten.»

Dass das Zentrum in diesem Fall über Deutschland war, schätzt Knutti als Zufall ein. Aber Fakt sei: «Die heftigsten Niederschläge nehmen als Folge des menschengemachten Klimawandels zu. Sie werden stärker und häufiger.»

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