Darum wirbelt der Saharastaub schon wieder über der Schweiz
Das Wichtigste in Kürze
- Der Saharastaub findet seinen Weg dieses Jahr aussergewöhnlich oft in die Schweiz.
- Bereits im Februar wehte der Wüstenstaub zweimal über das Land und verfärbte den Himmel.
- Nun erklären zwei Experten, was es mit der Rückkehr des Wetterphänomens auf sich hat.
Und schon wieder ist die Schweiz mit einem mystisch gefärbten Himmel aufgewacht. Verantwortlich für die spektakulären Bilder ist der Saharastaub. Im Februar wehte er bereits zweimal über die Schweiz – und ist jetzt schon wieder zurück.
Während der Himmel durch das Wetterphänomen am 6. Februar in weiten Teilen der Schweiz stark verfärbt wurde, bekommen wir heute nur am Morgen aussergewöhnliche Szenerien zu sehen. Im Verlaufe des Tages sorgt der Staub für eine dicke Wolkendecke.
Das häufige Auftreten des Wetterphänomens lässt stutzig werden. Ein Twitter-User fragt sich: Kommt der Saharastaub dieses Jahr etwa besonders oft zu uns?
«SRF Meteo» versucht die Situation zu erklären. Der März sei typisch für stärkere Winde in der Sahara, «da es oft Kaltluftausbrüche bis dorthin gibt.» Allerdings finden auch die Fachpersonen des Wetterdienstes: Es kam «schon eher ungewöhnlich häufig zu Saharastaublagen bei uns.»
Experten sind sich einig: Rückkehr des Saharastaubs ist «aussergewöhnlich»
Auch Marco Stoll von «MeteoSchweiz» bezeichnet das häufige Saharastaub-Auftreten gegenüber Nau.ch als «aussergewöhnlich». Dennoch sei es durchaus normal, «dass in den Frühlingsmonaten ab und zu Saharastaub zu uns gelangt». Die Wetterlagen, welche das Phänomen erst ermöglichen, kämen in dieser Jahreszeit recht häufig vor, so der Experte.
Und trotzdem: Seiner Schätzung nach kommen derart grosse Staubmengen vielleicht ein bis zwei Mal pro Jahrzehnt vor.
Auch Klaus Marquardt von «MeteoNews» bestätigt, dass der Saharastaub dieses Jahr ungewöhnlich oft zu uns gelangt. Die aktuellen Wetterlagen seien zwar eher typisch für den April, es bleibe aber bei einem «aussergewöhnlichen Zufall».
Saharastaub: Die Natur freut sich über neuen Dünger
Auch der Klimawandel spielt nach aktuellem Wissensstand keine direkte Rolle. Es sei schlichtweg zu früh, um derartige Schlüsse zu ziehen, so Marquardt. Ob die Klimaveränderung das Phänomen Saharastaub begünstigt, wird sich wohl erst in Jahrzehnten herausstellen. Es müssten zuerst genug Daten über einen längeren Zeitraum gesammelt werden.
«Einen Zusammenhang mit der Klimaänderung ist direkt schwierig festzustellen», sagt auch Stoll. «Staubtransport hat es schon immer gegeben und wird es auch immer geben.» Davon profitiert auch die Umwelt, führt der Fachmann von «MeteoSchweiz» weiter aus. Der Staub liefere auf sehr grossen Raum- und Zeitskalen einen ganz wesentlichen Beitrag zur Düngung der Natur.
So ist die Sahara eine der wichtigsten Quelle für die Verteilung von Mineralstaubpartikeln. Klaus Marquardt zufolge sei der regelmässige Staubtransport über den Atlantik besonders für den Amazonas «vital».
Grosse Staubmengen sind kein Grund zur Sorge
Doch wie belastend ist eine so grosse Menge an Saharastaub für uns Menschen? Marco Stoll winkt ab: Es dürfte weitaus ungesünder sein, einen Abend in der Rauchfahne eines Lagerfeuers zu sitzen, als dem Saharastaub einen Tag zuzusehen.
Auch «MeteoNews»-Experte Marquardt bestätigt: Man muss sich keine Sorgen machen. Zudem werde der Saharastaub dieses Mal wohl auch nicht so lange in der Luft bleiben. Ab morgen sei in weiten Teilen der Schweiz Regen angesagt, der die Staubpartikel wieder aus der Luft wasche.