Das hat der weltweite Hitze-Rekord zu bedeuten
Am Dienstag war die Durchschnittstemperatur der Erde so hoch wie nie seit Messbeginn. Ein Experte nennt das «beunruhigend» – und erwartet bald neue Rekorde.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Dienstag war die weltweite Durchschnittstemperatur mit 17,18 Grad so hoch wie noch nie.
- Laut einem Experten bedeutet das ein weiterer Hinweis für die Erderwärmung.
- Der Meteorologe bezeichnet den Hitze-Trend als «beunruhigend».
Vergangenen Montag und Dienstag meldeten Wissenschaftler aus den USA neue Hitze-Rekorde. Die globale Durchschnittstemperatur stieg am Montag erstmals knapp über 17 Grad. Am Dienstag erreichte sie dann den Spitzenwert von 17,18 Grad Celsius.
Was hat das zu bedeuten – gibt es Grund zur Sorge? Nau.ch hat mit dem Meteorologen Klaus Marquardt von «Meteonews » gesprochen.
Für ihn kam die Meldung wenig überraschend. «Dieser Wert bestätigt den globalen Trend der steigenden Temperaturen seit Messbeginn im Jahr 1979. Es hat sich schon abgezeichnet, dass der Rekord gebrochen wird.»
Wetterphänomen treibt Temperaturen in die Höhe
Normalerweise rechne man allerdings erst Ende Juli mit dem jährlichen Höchstwert der globalen Durchschnittstemperatur. Heisst: «In den nächsten drei Wochen könnte es noch wärmer werden», so Marquardt.
So seien in den letzten Monaten in vielen Teilen der Erde überdurchschnittliche Temperaturen gemessen worden. «Die Meeresoberflächentemperaturen sind auf globaler Ebene ebenfalls klar überdurchschnittlich», so Marquardt.
Auch das Wetterphänomen El Niño, das vor allem im Pazifik die Temperaturen in die Höhe treibe, kann einen Einfluss haben.
Mit El Niño ist das Auftreten ungewöhnlicher Meeresströme gemeint. Sie kündigen sich durch eine Erwärmung der oberen Wasserschichten in den Tropen im östlichen Pazifik an. «In den nächsten eineinhalb Jahren wird es sicher noch einmal einen grösseren Temperatursprung geben», meint der Experte. «El Niño kommt erst langsam in Fahrt.»
Hitze-Rekord weiterer Hinweis für Klimawandel
Klaus Marquardt warnt aber davor, allzu einfache Schlüsse zu ziehen, wie etwa «El Niño = Hitzesommer». Er sagt: «Die Welt ist unendlich komplex. Alles hat auf alles einen Einfluss.»
Letztendlich sei auch die von US-Experten errechnete Welt-Durchschnittstemperatur nur ein «Puzzleteil», so der Experte.
Aber: Wie zahlreiche andere Faktoren – etwa die steigende Meerestemperatur – deutet auch sie auf eine Erderwärmung hin. «Dieser Trend ist für uns Meteorologen spannend, aber beunruhigend.»
Ermittelt wird die Durchschnittstemperatur mit Messungen von Radiosonden und Bodenmessungen von Wetterstationen weltweit.
Diese allein geben aber kein vollständiges Bild ab, wie der Meteorologe erklärt: «Mitten im Pazifik misst niemand irgendetwas, und im australischen Outback wird man keine Radiosonde finden», sagt er.
Die modernen Erderkundungssatelliten aber «sehen» auch diese Regionen. So konnten über die Jahre immer genauere Mittelwerte errechnet werden.