Das Lawinenbulletin warnt seit 75 Jahren vor Lawinen

Keystone-SDA
Keystone-SDA

Bern,

Vor 75 Jahren, am 21. Dezember 1945, hat das Lawinenbulletin des heutigen Instituts für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) zum ersten Mal vor einer Lawine gewarnt. Seither hat die Warnung vor Lawinen eine grosse Entwicklung erlebt.

Ein Mitarbeiter des Instituts für Lawinenforschung (SLF) bemisst im Jahr 1953 auf dem Weissfluhjoch in Davos eine Schneedecke. Das SLF warnt seit 75 Jahren in einem Bulletin vor Lawinen. (Archivbild)
Ein Mitarbeiter des Instituts für Lawinenforschung (SLF) bemisst im Jahr 1953 auf dem Weissfluhjoch in Davos eine Schneedecke. Das SLF warnt seit 75 Jahren in einem Bulletin vor Lawinen. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/MARGRIT BAEUMLIN

Das Wichtigste in Kürze

  • Zur Vorsicht vor Lawinen hat man in der Schweiz schon vor dem zweiten Weltkrieg aufgerufen: In den 1930er Jahren machte der Schweizerische Skiverband die Skifahrerinnen und Skifahrer jeweils zum Wochenende auf die Gefahren aufmerksam.

Während des Zweiten Weltkrieges baute zudem die Armee einen Warndienst für die Truppen auf.

Nach Kriegsende übernahm die 1931 gegründeten Schnee- und Lawinenkommission, aus der das heutige Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in Davos hervor ging, die Verantwortung für die Lawinenwarnung und baute seinen zivilen Warndienst auf. Die erste Ausgabe des Lawinenbulletins erschien am 21. Dezember 1945.

Mit dem Aufkommen des Wintersports in den 1950er Jahren in der breiten Bevölkerung und des Wintertourismus wurde dieser Prognosedienst nützlich für die Bevölkerung. «Das Eidgenössische Institut für Schnee- und Lawinenforschung Weissfluhjoch/Davos teilt mit», hiess es damals am Radio. Auch Zeitungen und Fernsehsender übernahmen die Informationen. Bis Ende der 1990er Jahre brachte das SLF durchschnittlich zwei- bis dreimal ein Bulletin heraus.

Seither hat sich die Warnung von Lawinen respektive die Prognose der Lawinengefahr stark geändert. Zu Beginn beruhte die Einschätzung gemäss SLF auf den Beobachtungen und Einschätzungen von «einer Handvoll Forscher auf dem Weissfluhjoch». Zudem habe es in den Schweizer Alpen etwa 20 Beobachter gehabt. Dieses Beobachternetz gibt es immer noch, es wurde auf rund 200 Personen ausgebaut.

Dazu wurde ein Netz aus automatischen Wetter- und Schneestationen aufgebaut. Damit stehe heute eine riesige Datenmenge zur Verfügung, schreibt das SLF. Acht Lawinenwarnerinnen und -warner, die zu dritt im Turnus arbeiten, analysieren die Daten, damit sie für den nächsten Tag eine Prognose machen können. Im Winter gibt es zweimal täglich eine Prognose.

Das Bulletin deckt alle betroffenen Regionen der Schweiz ab und ist in den vier Landessprachen verfügbar. Heute werden die Informationen des Lawinenbulletins vor allem über das Internet und die App «White Risk» abgeholt.

In all den Jahren sei das Verständnis darüber, welche Prozesse zu einer Lawine führen, verbessert worden, schreibt das Institut. Auch die Daten der Wettermodelle seien immer präziser, wodurch die Genauigkeit der Lawinenprognose stark verbessert worden sei. Dies ist etwa wichtig bei der Menge von Neuschnee, die einen grossen Einfluss auf die Gefahr von Lawinen hat.

Dank dieser Weiterentwicklung, aber auch dank der besseren Ausbildung und technischen Ausrüstung, habe die Zahl der jährlichen Lawinenopfer in den vergangenen 30 Jahren nicht zu, sondern eher abgenommen, schreibt das SLF. Und dies, obwohl heute wesentlich mehr Skitourengänger, Variantenfahrerinnen und Schneeschuhläufer im freien Gelände unterwegs seien.

In den kommenden Jahre erwartet das SLF Fortschritte durch maschinelle Verfahren, welche die grossen Datenmengen analysieren und bewerten können. Allerdings würden Maschinen die Menschen nie ersetzen können, ist das Institut überzeugt. Maschinen könnten das komplexe System nicht vollständig abbilden - und menschliches Knowhow und die Expertise werde nie ersetzt werden können.

Seit Mitte der 1945er Jahren bis zum Ende der vergangenen Wintersaison verzeichnete das SLF 1810 Todesfälle in den Bergen. Die tödlichste Saison war die Saison 1950/51 mit 99 Todesfällen. Umgekehrt war die Saison 1948/49 und das Jahr 2018 mit je einem Toten die Saison mit den geringsten Todesfällen. In den vergangenen Jahren lag der Durchschnitt bei etwa 18 Opfern.

Das SLF gehört zur Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). Neben dem Lawinenbulletin forscht es in den Bereichen Klimawandel und Umwelt.

Kommentare

Mehr aus Stadt Bern

Frau schläft, Albtraum
kolumne ueli schmezer
14 Interaktionen
a
30 Interaktionen