Der Bundesrat hat Weihnachtspost verschickt
Zu Weihnachten und Neujahr verschickt jeder Bundesrat und jede Bundesrätin eine Karte. Wir haben sie von einem Politologen analysieren lassen.
Das Wichtigste in Kürze
- Jedes Jahr verschicken unsere Bundesrätinnen und Bundesräte Weihnachtsgrüsse.
- Nur Karin Keller-Sutter hat dieses Jahr ein sehr weihnachtliches Sujet gewählt.
- Bei den beiden SP Bundesräten besteht kaum Bezug vom Bild zur Schweiz.
Es weihnachtet sehr – kein Wunder, haben die Bundesräte ihre Weihnachts- und Neujahrskarten verschickt.
Nau hat beim Politologen Christian Ewert nachgefragt, mit welcher Symbolik die Sujets aufgeladen wurden. Ewert ist Postdoc an der Universität Zürich.
Nur Karin Keller-Sutter und Ueli Mauerer weihnachtlich
Spannend findet Ewert, dass gerade einmal zwei Bundesräte sich für ein weihnachtliches Sujet entschieden haben. Einerseits Karin Keller-Sutter (FDP), «die Kinderzeichnung zeigt Einigkeit rund um den Weihnachtsbaum, das ist unglaublich weihnachtlich», so Ewert.
Auch Ueli Mauerer sei einigermassen weihnachtlich – und sehr schweizerisch - unterwegs. «Spannend ist bei den beiden SVP-Bundesräten zudem, dass sie ihre Sujets von Lernenden haben gestalten lassen.» Ewert vermutet dahinter eine Art Verbeugung gegenüber dem Schweizer Bildungssystem und speziell gegenüber der Berufsschule.
Guy Parmelin wählte aus den Sujets junger Grafiker eine moderne Interpretation des Matterhorns aus. «Alte Werte neu interpretiert, das ist bemerkenswert für einen SVP-Bundesrat», so der Experte.
Exakt anders handhaben es die beiden SP-Politiker. «Auf den ersten Blick ist kein Bezug zur Schweiz sichtbar», so Ewert. Alain Berset hat sich für die Ruinen von Pompei entschieden. Zum Schutz vor Verwitterung mit einem Tuch abgedeckt.
Schutz oder Geheimnis?
«Steht das Tuch für Schutz? Oder steht es für das Verstecken? Das wäre schlecht, denn die Bürger in der Schweiz fordern Diskussion und Transparenz.»
Kollegin Simonetta Sommaruga, Pianistin, hat die Kinder eines Mitarbeitenden beim Musizieren abgebildet. Der Vorwurf von bürgerlicher Seite, die SP verliere den Bezug zur traditionellen Eidgenossenschaft, hallt nach. «Bürgerlich könnten sich da bestätigt fühlen», sagt Ewert mit einem Augenzwinkern.
Bundesrat Cassis und das Salz
Am spannendsten findet er die Karte des Tessiners Ignazio Cassis (FDP). Es zeigt einen Salzberg, aufgeschüttet in einer gigantischen Halle. Weist Cassis damit auf die Grünen hin, die ihm beinahe die bundesrätliche Suppe versalzen hätten?
Ewert winkt ab. Vielmehr sei Salz in der Vergangenheit etwas unendlich Wertvolles gewesen. «Cassis sagt damit: Ich habe einen Wert, ich bin notwendig», so Ewert. Die Halle, in der sich das Salz türmt, sei zudem ein Symbol eidgenössischer Ingenieurskunst.
Verteidigungsministerin Viola Amherd hat die Sujet-Gestaltung ihrer Nichte anvertraut. Diese hat ein blaues Camouflage-Muster aus Sportsymbolen kreiert. Es verbindet die beiden Standpfeiler von Amherds Departement – Sport und Armee.
«Blau ist eine winterliche, kalte Farbe. In der Schweiz ist Blau auch eine neutrale Farbe, weil sie fast allen gefällt», so Ewert. In den Genuss der Postkarten kommen unterem die Bundesangestellte und Angehörige.