Eisbaden ist zum regelrechten Hype mutiert. Auch Nau.ch-Praktikantin Aglaja Bohm (23) ist auf den Zug aufgesprungen – und «kann unterdessen nicht mehr ohne».
Bern
Im Winter geht Nau.ch-Praktikantin Aglaja mindestens einmal pro Woche in der Aare baden – egal, wie kalt es ist. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit mehreren Wochen badet Nau.ch-Praktikantin Aglaja in der kalten Berner Aare.
  • In diesem Artikel erläutert sie ihre Gründe für dieses wöchentliche Ritual.
  • Für sie sind die gesundheitlichen Aspekte sekundär.
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Am schlimmsten ist immer, barfuss über die eiskalte Steintreppe zu gehen. Dann hat alles bloss nur noch mit Überwindung zu tun – der Nervenkitzel vor dem Schritt ins Wasser hilft.

Die Gelenke sind empfindlich, frieren bei der Berührung mit der Aare sofort ein. Ich benetze mich zuerst kurz mit dem Wasser, um meinem Körper nicht einen zu grossen Temperaturschock zuzufügen. Zwar wehren sich jegliche Instinkte, mit dem ganzen Körper in das weniger als sechs Grad kalte Blau einzutauchen.

Bern
Momentan ist die Aare zwischen fünf und sechs Grad kalt. - Nau.ch

Doch ich gebe mir einen Ruck. Und dann heisst es: Atmen, mit dem Kopf über Wasser bleiben – und weiteratmen. Unverzüglich verschwinden Gedanken an die Arbeit, ans Privatleben oder irgendwelche anderen Probleme. In diesem Moment gibt es nur meinen Körper und das Wasser. Auf keine andere Weise komme ich zu diesem physischen Bewusstsein.

Winterbaden hat mehrere gesundheitliche Vorteile: Es stärkt das Immunsystem, und Endorphine und Adrenalin werden ausgeschüttet. Die Psyche wird also auch gestärkt.

Der Körper wird abgehärtet

Der psychologische Aspekt des Prozesses ist für mich ausschlaggebend: den inneren Schweinehund zu überwinden, an meine Grenzen zu gehen. Darauf folgt pures Endorphin.

Mindestens einmal pro Woche gehe ich in der Aare baden. Vor ein, zwei Monaten fühlte sich das noch an, als würden tausend Nadeln gleichzeitig in mein Körper stechen. Unterdessen wird es erst nach einer halben Minute unangenehm.

Aglaja Bohm
Habe sie den inneren Schweinehund einmal überwunden, folge «pures Endorphin», erklärt Aglaja ihren eiskalten Aare-Schwumm. - Nau.ch

Wenn der Körper zu starr und das Atmen zu schwer wird, verlasse ich das Wasser. In die Kälte hinauszusteigen, ist fast schlimmer als das Baden selbst. Draussen lasse ich mir Zeit, die Atmung zu regulieren, dann steige ich nochmals ins Wasser herab.

Die zweite Badezeit ist meist beträchtlich kürzer als die erste. Zwar etwas weniger unangenehm, aber irgendwie ist die Toleranz für die Kälte einfach tiefer.

Können Sie sich vorstellen, im Winter in der kalten Aare baden zu gehen?

Wenn ich wieder in warme Kleidung schlüpfe, wärmt sich der Körper wie verrückt auf. Ein elektrisierendes Prickeln erwärmt die Haut, das Blut kocht gefühlt.

Mein Ritual ist nicht ungefährlich: Experten warnen vor einem Auskühlen des Körpers beim Kaltwasserschwimmen. Bleibt man über 30 Minuten im Wasser, kann es zum sogenannten Schwimmversagen kommt, weil Bewegungen nicht mehr möglich sind.

Zudem neigen die Blutgefässe dazu, sich bei Kälte zusammenzuziehen und so den Blutdruck zu erhöhen. Auch deshalb ist Vorsicht geboten und es ist wichtig, sich gut auf den eiskalten Schwumm vorzubereiten.

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