Deshalb twittert SRF Chefin Nathalie Wappler nicht mehr
Seit ihrem Stellenantritt als SRF-Chefin hat Nathalie Wappler nicht mehr getwittert. Sie will sich neutral verhalten, erklärt sie nun.
Das Wichtigste in Kürze
- Nathalie Wappler will auf Twitter ihre private Meinung nicht mehr kundtun.
- Deshalb hat die neue SRF-Chefin seit Mitte März nichts mehr gepostet.
An ihrem ersten Arbeitstag postete Nathalie Wappler ihren letzten Tweet. Seither herrscht Stille auf dem Twitter-Profil der frischgebackenen SRF-Chefin.
Day one! 🙂 Spannende Menschen, vielseitiges Programm, grosse Projekte. Ich freue mich auf meine neuen Aufgaben @srf.
— Nathalie Wappler (@ploxa) March 18, 2019
«ploxa» nennt sich Wappler auf der Social-Media-Plattform. Der Name sei ihr «vor vielen Jahren spontan im 11er Tram in den Sinn» gekommen, sagt sie. Doch nun ist ploxa ruhig.
Nur noch als Zuschauer auf Twitter
Gegenüber der «Medienwoche» erklärt Wappler: «In der Vergangenheit habe ich viel auf Artikel hingewiesen, die ich gelesen habe. Das geht jetzt nicht mehr so leicht.»
Würde sie heute einen Artikel von einer Zeitung empfehlen, gäbe es bestimmt Diskussionen, warum sie auf jene Zeitung hinweise und nicht auf eine andere.
Das wolle sie vermeiden. «Darum halte ich mich jetzt auf Twitter zurück», sagt Wappler. Den Dienst nutze sie aber weiterhin und lese immer noch regelmässig mit.
Das heisse Eisen Radiostudio Bern
Es ist anzunehmen, dass sie dabei auch immer wieder über Tweets mit dem Hashtag #radiostudio stolpert. Die Verlegung der Radioabteilung von Bern nach Zürich sorgt seit der Ankündigung im September für Schlagzeilen.
Die 180 Mitarbeiter sollen aus Gründen der Konvergenz und Effizienz an den Leutschenbach zügeln. Kritik aus Politik und Zivilgesellschaft folgte. «Hinter diesem Entscheid eines Teilumzugs stehe ich, und dabei geht es keineswegs um ein Zurückstufen.»
An den Rahmenbedingungen des SRF-Sparprogramms könne sie nicht viel ändern, sagt Wappler. «Aber es gibt in allen Projekten genügend Gestaltungsspielraum, den ich nutzen will. Wichtig ist, dass wir trotz der vielen Projekte weiterhin ein gutes Programm machen.»
«Ich habe auch Ängste gespürt»
Darum sei sie bewusst als erstes nach Bern gegangen. «Natürlich habe ich auch Ängste wahrgenommen. Die einen sind unzufrieden, weil es nicht schnell genug geht mit dem Umzug, die anderen haben Angst wegen der Ungewissheit, was mit ihnen und der Radioinformation geschieht.»
Sie verspricht, dass auch durch die örtliche Zusammenlegung die Chefredaktionen getrennt bleiben – solange sie Direktorin sei. «Die Schweiz ist ein kleines Land und die Medienvielfalt ist wirklich ein hohes Gut. Dazu wollen wir auch mit getrennten Chefredaktionen beitragen. Audio ist nicht Fernsehen und umgekehrt.»
Nathalie Wappler legt den Fokus auch auf Audio
Radio liegt Wappler besonders am Herzen. Sie will Audio stärken. «Der Newsroom bietet ein enormes Potenzial für Audio. Es wäre eine unglaublich gute Gelegenheit, ein Radioprogramm aus dem Newsroom zu produzieren, auch um aktueller zu sein.»
Mit der Integration in den Newsroom könne SRF 4 News noch schneller auf Aktuelles reagieren, glaubt Wappler. Darüber hinaus biete sich dadurch auch die Möglichkeit weiterer Audiformate wie Info-Podcasts.
Das entsprechende Konzept will Nathalie Wappler bis Ende Sommer vorlegen. Sie ist optimistisch: «Es ist nicht alles festbetoniert. Die Dinge können und sollen sich entwickeln.»