Fällt Ombudsmann neuer SRF-Chefin Nathalie Wappler schon in Rücken?
Die neue Chefin Nathalie Wappler will ein objektives SRF. Ganz anderer Ansicht ist der SRG-Ombudsmann Roger Blum: Moderatoren sollen unbedingt kommentieren.
Das Wichtigste in Kürze
- SRF-Ombudsmann Roger Blum setzt sich dafür ein, dass SRF-Moderatoren kommentieren können.
- Die designierte SRF-Chefin Nathalie Wappler sprach sich gegen Meinungsjournalismus aus.
«Journalismus muss nicht neutral sein», schreibt SRG-Ombudsmann Roger Blum in einer «AZ»-Kolumne. Und widerspricht damit der designierten Direktorin des Schweizer Radio und Fernsehens SRF diametral. Denn: Die neue Chefin Nathalie Wappler will künftig komplett auf Meinungsjournalismus verzichten.
Roger Blum war lange Jahre Professor für Medienwissenschaften an der Universität Bern. Das Interpretieren und Kommentieren gehöre ebenso zu den Aufgaben von Journalistinnen, wie das faire und sachgerechte Berichten, findet Blum. Es sei ein Trugschluss, dass «der gebührenfinanzierte öffentliche Rundfunk strikt neutral» sein müsse.
Der Ombudsmann verweist auf Artikel vier des Radio- und Fernsehgesetzes. «Ansichten und Kommentare müssen als solche erkennbar sein», steht darin. Dieser Satz sage klar, dass Radio und Fernsehen kommentieren sollen, jedoch abgetrennt von der restlichen Berichterstattung, schreibt Blum.
SRF-Journalisten sollten aber nicht in jeder Situation kommentieren. Sondern vor allem dann, wenn für Journalisten in Europa wichtige Werte wie Menschenrechte, Demokratie und Gewaltverzicht thematisiert würden.
Blum nennt drei Varianten für Kommentare: Die Art, wie SRF-Korrespondenten kommentierend Orientierungshilfe geben. Den Zuzug eines Redaktionskollegen zur Newssendung, der die Ereignisse kommentiert. Oder den angekündigten Fronalkommentar wie bei den ARD-Moderatoren.
SRF-2-Redaktor muss Post löschen
Auch SRF-2-Kultur Redakteur Christoph Keller musste diese Woche einen offenen Brief löschen, den er auf Facebook gepostet hatte. Er wandte sich darin nach der Pnos-Demo in Basel gegen den Basler Justiz- und Sicherheitsvorsteher Baschi Dürr.
Wie «Primenews» schreibt, habe sich Keller inzwischen bei der Programmleitung entschuldigt und den offenen Brief «aus Eigeninitiative» gelöscht. Bei SRF heisst es, dass Journalisten ein Recht auf private Meinungen haben, aber eine gewisse Zurückhaltung gefordert sei. Keller habe ausserdem über das Thema berichtet und somit gegen die SRF-Leitlinien verstossen.