DHL-Unglück: Absturz in Wohngebiet auch in der Schweiz möglich
Gestern Montag ist in Litauen ein DHL-Flugzeug neben einem Wohnhaus abgestürzt. In der Schweiz ist die Wahrscheinlichkeit grösser, dass ein Haus getroffen wird.
Das Wichtigste in Kürze
- In Litauen ist in der Nacht auf Montag ein Flugzeug neben einem Haus abgestürzt.
- Wie gross ist die Gefahr, dass Flugzeuge bei Abstürzen Häuser treffen?
- Der letzte solche Crash ereignete sich in der Schweiz im Jahr 2007.
In der Nacht auf Montag ist ein DHL-Frachtflugzeug in Litauen direkt neben einem Wohnhaus abgestürzt. Der Pilot kam ums Leben.
Wie durch ein Wunder überlebten aber alle zwölf Bewohner des Hauses den Absturz unverletzt und konnten evakuiert werden.
Die Horrorvorstellung bleibt: Man schläft friedlich – bis plötzlich direkt nebenan ein Flugzeug am Boden aufschlägt. Oder noch schlimmer: auf das Haus kracht. Doch wie realistisch ist ein Absturz über Wohngebiet überhaupt?
Dichte Besiedlung in der Schweiz «höhere Gefahr»
«Flugzeugabstürze sind grundsätzlich selten», sagt Christoph Regli, Studiengangleiter Aviatik an der ZHAW. «Für einen Absturz gibt es nie nur einen Grund. Es handelt sich immer um eine Verkettung von aussergewöhnlichen Vorfällen.»
Im aktuellen Fall in Litauen deuten Daten darauf hin, dass das Flugzeug im Landeanflug zu schnell und zu hoch war.
Regli: «Das könnte dazu geführt haben, dass das Flugzeug unter den «Glideslope» (die Führung der Maschine im Sinkflug, Anmerkung d. Redaktion) gekommen ist, was schliesslich zum Absturz führte.»
In diesem Fall hätte es sich um menschliches Versagen gehandelt. «Andere Spekulationen drehen sich derzeit um technische Probleme, die ein Handeln der Piloten verunmöglichten. Oder um eine fehlerhafte Flugplanung mit zu wenig Treibstoff an Bord.»
In jedem Fall hätten an Bord diverse Alarmsysteme anschlagen müssen. Denn trotz des Vorfalles in Litauen gilt für Regli die alte Piloten-Weisheit: «Der Weg mit dem Auto zum Flughafen ist deutlich gefährlicher als der Flug selber.»
Doch: Wie sieht es nun mit der Gefährdung am Boden aus, falls doch einmal ein Flugzeug abstürzt? Regli: «Die dichte Besiedlung in der Schweiz führt rein statistisch natürlich zu einer höheren Gefahr.»
Speziell das Schweizer Mittelland ist mit 380 Einwohnern pro Quadratkilometer enorm dicht besiedelt. Auf Anwohnende wird bezüglich Flugrouten vorab bei Start und Landung Rücksicht genommen.
«Als Beispiel dient hier das strenge Anflugregime beim Flughafen Zürich», erklärt Regli. Im Endanflug müsse das Flugzeug aber stabilisiert anfliegen. Da kann bezüglich Route keine Rücksicht auf die Liegenschaften am Boden genommen werden.
Heisst: Flugzeuge müssen für die Landung eine vorgegebene Route fliegen. Darunter können auch Häuser liegen – im Falle eines drohenden Absturzes sind sie gefährdet.
Auch in der Schweiz stürzte schon Flugzeug auf Haus
Der letzte Crash in ein Haus in der Schweiz ereignete sich 2007 in Basel. Der Pilot flog in einem experimentellen Flugzeug. Der Pilot kam ums Leben, weitere Todesopfer gab es nicht.
Ansonsten gilt, analog der Piloten-Weisheit: Die Gefahr, sich bei einem Stolperer auf dem Weg ins Bett erheblich zu verletzen, ist klein. Aber immer noch deutlich grösser als die Wahrscheinlichkeit, dass im Schlaf ein Flugzeug aufs Haus kracht.