Die Robotik unterstützt die Alten-Pflege der Zukunft
Wer alten Menschen unter die Arme greifen will, studiert bald besser Robotik, als Pflegefachperson zu werden. Roboter werden in diesem Feld immer wichtiger.
Das Wichtigste in Kürze
- Unsere Gesellschaft wird immer älter. Das heisst, es gibt mehr Bedarf an Pflegepersonal.
- Forscher wollen diesen Bedarf nun unter anderem mit Robotern decken.
- Es gibt Roboter, die konkrete Pflege am Körper übernehmen.
- Andere, soziale Roboter aktivieren die alten Menschen, in dem sie mit ihnen sprechen.
Dank medizinischen Fortschritten wird unsere Gesellschaft immer älter. Das heisst auch: Wir brauchen mehr Pflegepersonal. Gleichzeitig wird dieses aber immer mehr zur Mangelware. Was tun?
Den Pflegeberuf mit besseren Löhnen und Arbeitsbedingungen attraktiver machen? Arbeitskräfte aus dem Ausland holen? Forscher sind überzeugt, dass die Lösung in der Robotik liegt.
«Roboter haben in der Pflege viel Potential», erklärt Hartmut Schulze. Er ist Professor an der Hochschule für Angewandte Psychologie an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW).
Soziale und pflegende Roboter
«Wir wollen, dass die Menschen möglichst lange zu Hause bleiben und ein erfülltes, selbstbestimmtes Leben führen können. Dabei können Roboter helfen», so Schulze.
Dazu gehöre beispielsweise, Menschen zu unterstützen, die nicht mehr gut laufen können. Roboter können dann beim Erledigen von alltäglichen Aufgaben helfen.
«Bis der Roboter aber die Pflege am Körper übernehmen kann, vergeht noch einige Zeit», so der Forscher. Eine Spritze setzen beispielsweise weiterhin die menschlichen Pfleger.
Robotik in der Pflege
Im Pflege-Bereich sei beispielsweise der Schweizer Serviceroboter «Lio» im Einsatz. Lio ist mobil, er kann seinem «Arbeitgeber» Dinge reichen, massieren und stützen. «Gleichzeitig spricht Lio auch mit den alten Leuten. Das kann zur Aktivierung beitragen», erklärt Schulze.
Zur Aktivierung kommen nun soziale Roboter wie «Nao» oder «Pepper» ins Spiel. «Sie sind nicht für die konkrete Pflege zuständig, sondern fordern und fördern Menschen kommunikativ», erklärt Schulze.
In diesem Forschungsbereich der Robotik fragt man sich unter anderem: Was hilft gegen die Einsamkeit? «Wenn Freunde nicht mehr da sind oder nicht mehr vorbeikommen können, fehlen Austausch und Erinnerung. Dann verstummen die Leute leicht», sagt der Psychologe.
Andere Fragen betreffen den Alltag. Was tun, wenn die Menschen nicht mehr wissen, was anziehen für den Tag? Dann können Roboter mit Wetter-Daten gefüttert werden und Vorschläge machen.
Lio kommt morgens ans Bett
Wenn die Menschen sich nicht mehr viel bewegen, kann der Roboter auch als Gymnastik-Lehrer fungieren. «Er macht dann Übungen vor und die Senioren turnen nach», erklärt der Spezialist.
«Die Menschen machen bei einem solchen Roboter gerne mit. Das haben erste Versuche gezeigt. Vielleicht haben sie weniger Hemmungen, weil er sie nicht beurteilen kann.»
Serviceroboter Lio und die sozialen Roboter Nao und Pepper werden testeshalber in Pflege und Altenbetreuung eingesetzt. Die sozialen Roboter können im Altersheim Auskunft über das Mittagessen geben oder auch mit den alten Menschen spielen oder singen.
«Lio kann morgens auch ans Bett fahren und fragen, wie der Tag gestaltet werden soll. Er kann Videos zeigen, Fragen stellen und die Antworten auch abspeichern und beispielsweise als Voice-Mail an die Verwandten schicken.
So findet wieder ein Austausch statt. Oder er wählt direkt die Nummer der Kinder oder Enkel und sorgt so für Abwechslung.»
Robotik und Ethik
Eine Frage stellt sich den Forscher immer: Dürfen wir Dinge, die sonst Menschen tun, einem Roboter delegieren? Schieben wir die Alten jetzt ab?
«Die Idee ist nicht, dass Roboter alles übernehmen», betont Schulze. «Aber sie können sowohl die alten Menschen als auch das Pflegepersonal unterstützen.»
So hätten letztere wieder mehr Zeit für ihre Kernaufgaben . «Und in der Zwischenzeit ist es schon besser, ein alter Mensch spricht mit seinem Roboter. So bleibt die Person im Leben und starrt nicht nur die Wand an.»
Wer mehr zum Thema Robotik und Pflege wissen will, kann sich unter anderem beim Berner Generationenhaus informieren.